De Duitse dichteres en schrijfster Nora Bossong werd geboren op 9 januari 1982 in Bremen. Bossong kreeg in 2001 een beurs voor het eerste literatuur laboratorium Wolfenbüttel. Zij studeerde literatuur aan het Duitse literatuur Instituut in Leipzig en culturele studies, filosofie en vergelijkende literatuurwetenschap aan de Humboldt Universiteit van Berlijn, de Universiteit van Potsdam en de universiteit La Sapienza in Rome. Bossong heeft poëzie en proza gepubliceerd in bloemlezingen, literaire tijdschriften en in haar eigen boeken. In 2006 debuteerde ze met de roman “Gegend”. Zij publiceerde verder nog de romans “Weber Protocol” (2009) en “36.9 °”(2015). Haar gedichtenbundel gedichten “Sommer vor den Mauern” (2011) werd in 2012 bekroond met de Peter Huchel Prijs.
Leichtes Gefieder
Vielleicht zu spät, als eine Krähe
unseren Morgen kappt. Ein Schlag.
Und ob sie fällt und ob sie weiterfliegt –
Ich frag zu laut, ob du noch Kaffee magst.
Dein Blick ist schroff, wie aus dem Tag gebrochen.
Es riecht nach Sand. Du fragst mich, ob ich wisse,
dass Krähen einmal weiß gefiedert waren.
Ich lösch die Zigarette aus, ich wünsch mich
weg von hier, ich möchte niemanden,
ich möchte höchstens einen andern sehen.
Du nennst mich: Koronis. Ich zeig zum Fenster:
Sieh doch, die Aussicht hat sich nicht verändert!
Was gehen dich die Stunden an, die du nicht kennst?
Ich will nur Mädchen sein, nicht in Arkadien leben.
Dein Nagel scharrt noch in der Asche,
doch du bist still, als wärst du fort.
Ich bin zu leicht für deine Mythen.
Reglose Jagd
Die Ställe hangabwärts, es heißt, den Hasen
habe ein Marder geholt, ein Fuchs, niemand
ist sicher, man lebt hier selten
des Nachts. Das Haus zu groß
für ein Haus, die Menschen zu reich,
nicht aus meiner Zeit. Dennoch gehen wir
auf die Jagd gemeinsam, durch die verwachsenen
Ränder des Familienerbes, kein Tier
knackt das Unterholz, kein Kadaver
legt seinen Geruch wie ein spukender Ahne
an die Grenze des Grundstücks. Ich glaube, alles
hält die Terrasse verborgen, niemand
folgt mir nach, wie sollten sie auch, meine Tage
liegen anderswo. Nur die Seeadler auf den Pfosten
lassen mich nicht aus dem Blick, ich fühle
ihre gefeilten Augen mir in den Nacken starren,
bis ich stürze, doch das ist unwesentlich, nur
eine kurzfristige Veränderung des alten Gebäudes.
Nora Bossong (Bremen, 9 januari 1982)