Jenny Erpenbeck

De Duitse schrijfster en filmregisseur Jenny Erpenbeck werd geboren op 12 maart 1967 in Oost-Berlijn. Erpenbeck is de dochter van de natuurkundige, filosoof en schrijver John Erpenbeck en de Arabische vertaalster Doris Kilias. Haar grootouders van vaders zijde zijn de auteurs Fritz Erpenbeck en Hedda Zinner. Erpenbeck volgde de middelbare school in Oost-Berlijn, waar ze in 1985 examen deed. Vervolgens voltooide ze een tweejarige opleiding tot boekbinder. Ze werkte vervolgens bij diverse theaters als rekwisieten manager en costumière. Van 1988-1990 studeerde zij Theaterwetenschap aan de Humboldt Universiteit van Berlijn. In 1990 stapte zij over naar muziektheater-regie aan de Hochschule für Musik “Hanns Eisler”. Na de succesvolle afronding van deze studie in 1994 werkte zij eerst als regie-assistente bij het Opernhaus Graz, Vanaf 1997maakte zij daar haar eigen producties. Als freelance regisseur, regisseerde ze vanaf 1998 in verschillende plaatsen in Duitsland en Oostenrijk. Erpenbeck begon in de jaren 1990, naast haar werk als regisseur aan een schrijverscarrière. Zij is de auteur van verhalend proza ​​en toneelstukken. In 1999 verscheen haar debuut “Geschichte vom alten Kind”, in 2001, de verhalenbundel “Tand”, in 2004, de novelle “Wörterbuch” en in 2008 de roman “Heimsuchung”. In 2013 ontving zij de Joseph Breitbach Prijs voor haar gehele oeuvre.

Uit: Heimsuchung

„Wenn eine heiratet, darf sie sich ihr Brautkleid nicht selbst nähen. Auch in ihrem eigenen Haus darf das Brautkleid nicht hergestellt werden. Auswärts wird es genäht und beim Nähen darf keine Nadel zerbrechen. Der Stoff für ein Brautkleid darf beim Nähen nicht gerissen, er muß geschnitten werden. Ist beim Zuschneiden ein Fehler passiert, darf das Stück Stoff nicht mehr verwendet werden, es muß ein neuer Streifen vom gleichen Stoff nachgekauft werden. Die Schuhe für die Hochzeit darf die Braut sich nicht von ihrem Bräutigam schenken lassen, sondern muß sie sich selber kaufen, und zwar von den Pfennigen, die sie zuvor über lange Zeit hinweg gesammelt hat. Die Hochzeit darf nicht in der heißesten Zeit, also nicht an den Hundstagen stattfinden, aber auch nicht im wetterwendischen Monat April, die Wochen des Aufgebots vor der Hochzeit dürfen nicht auf die Marter woche vor Ostern fallen, und bei der Hochzeit selbst soll Vollmond sein, oder wenigstens zunehmender Mond, der beste Monat für eine Hochzeit ist Mai. Einige Wochen vor dem Hochzeitstermin wird das Aufgebot bestellt und im Schaukasten ausgehängt. Die Freundinnen der Braut flechten Blumengirlanden und umkränzen damit den Kasten. Ist das Mädchen im Dorf beliebt, werden es drei oder mehr Ranken sein. Eine Woche vor dem Hochzeitstag wird mit dem Schlachten und Backen begonnen, aber die Braut darf auf keinen Fall ein Feuer im Ofen flackern sehen. Am Tag vor der Hochzeit kommen nachmittags die Kinder des Dorfes und poltern, sie werfen Geschirr in den Torweg, so daß es zerbricht, aber kein Glas, und bekommen von der Hochzeitsmutter Kuchen gereicht. Am Polterabend bringen die Erwachsenen ihre Geschenke, sie sagen Gedichte auf und nehmen am Polterabendschmaus teil. Am Polterabend dürfen die Lichter nicht flackern, das bringt Unglück. Die Scherben am Torweg fegt die Braut am andern Morgen zusammen und wirft sie in eine Grube, welche der Bräutigam ausgehoben hat. Danach wird die Braut von ihren Freundinnen für die Hochzeit geschmückt, sie trägt Myrtenkranz und Schleier. Tritt das Brautpaar aus dem Haus, halten zwei Mädchen ein Blumengewinde, sie senken es nieder, das Brautpaar steigt darüber hinweg. Sodann erfolgt die Abfahrt zur Kirche. Die Pferde haben an den Außenseiten des Zaumes zwei Bänder, ein rotes für die Liebe, und ein grünes für die Hoffnung. Die Peitschen zeigen dieselben Bänder. Die Brautkutsche ist mit einer Ranke von Buchsbaum geschmückt, manchmal auch von Wacholder.”


Jenny Erpenbeck (Berlijn, 12 maart 1967)