Olga Tokarczuk, Germaine Greer, Mirjam Müntefering, Serap Çileli, Gert Hofmann

De Poolse schrijfster Olga Tokarczuk is in Sulechów, dichtbij Zielona Góra, geboren op 29 januari 1962. Zie ook mijn blog van 28 januari 2007 en ook mijn blog van 29 januari 2008 en ook mijn blog van 29 januari 2009.

 

Uit: Primeval and Other Times (Vertaald door Antonia Lloyd-Jones)

 

Primeval is the place at the centre of the universe.

To walk at a brisk pace across Primeval from north to south would take an hour, and the same from east to west. And if someone wanted to go right round Primeval, at a slow pace, taking a careful, considered look at everything, it would take him a whole day, from morning to evening.

To the north the border of Primeval is the road from Taszów to Kielce, busy and dangerous, because it arouses the anxiety of travel. The Archangel Raphael protects this border.

To the south the town of Jeszkotle marks the border, with its church, old people’s home and low-rise tenements surrounding a muddy marketplace. The town presents a threat because it arouses the desire to possess and be possessed. The Archangel Gabriel guards Primeval on the town side.

From south to north, from Jeszkotle to the Kielce road runs the Highway, with Primeval lying on either side of it.

On the western border of Primeval there are wet riverside meadows, a bit of forest, and a manor house. Next to the manor house there’s a stud farm, where a single horse costs as much as the whole of Primeval. The horses belong to the Squire, and the meadows to the parish priest. The danger on the western border is of sinking into conceit. The Archangel Michael guards this border.

To the east the border of Primeval is the White River, which separates its territory from Taszów’s. Then the White River turns towards a mill, while the border runs on alone, through common land, between alder bushes. The danger on this side is foolishness, arising from a desire to be too clever. Here the Archangel Uriel guards the border.

At the centre of Primeval God has raised a large hill, onto which each summer the maybugs swarm down, so people have named it Maybug Hill. For it is God’s business to create, and people’s business to name.

From the north-west the Black River runs south, joining the White River below the mill. The Black River is deep and dark. It flows through the forest, and the forest reflects its shaggy face in it. Dry leaves sail along the Black River, and careless insects fight for life in its eddies. The Black River tangles with tree roots and washes away at the forest. Sometimes whirlpools form on its dark surface, for the river can be angry and unbridled. Every year in late spring it spills onto the priest’s meadows and basks there in the sunshine, letting the frogs multiply by the thousand. The priest battles with it all summer, and every year it benignly lets itself be sent back to its course towards the end of July.“

 

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Olga Tokarczuk (Sulechów, 29 januari 1962)

 

De Australische literatuurwetenschapper en publiciste Germaine Greer werd geboren in Melbourne op 29 januari 1939. Zie ook mijn blog van 28 januari 2007 en ook mijn blog van 29 januari 2008 en ook mijn blog van 29 januari 2009.

 

Uit: Shakespeare’s Wife

 

„The brass plate set in the stone over her grave next to William’s in the chancel of Holy Trinity Church Stratford tells us that Ann Shakespeare ‘departed this life on the sixth day of August 1623 being of the age of 67 years’. We have no evidence to corroborate this information. If the funeral plate is correct she was born in 1556, eight years before her husband. Engravers do make mistakes; the figures 1 and 7 are easily confounded in the calligraphy of 1623, but as all Ann’s family was baptised at Holy Trinity, where the registers began to be kept in obedience to the royal edict of 1558, we must conclude that she was born before the register began to be kept, and not afterwards. So 1556 it is.

Our best evidence that Agnes Hathaway alias Gardner of Shottery is the woman who married Will Shakespeare in 1582 is the will made in 1601 by her father’s shepherd Thomas Whittington. Whittington is identified in Richard Hathaway’s will: ‘I owe unto Thomas Whittington my shepherd four pounds six shillings eight pence.’ Twenty years on, when he made his will in 1601, Whittington identified Ann as Shakespeare’s wife:

 

Item I give and bequeath unto the poor people of Stratford forty shillings that is in the hand of Ann  Shakespeare wife unto Mr William Shakespeare and is due debt unto me being paid to mine executor by the said William Shakespeare or his assigns according to the true meaning of this my will.

 

The Hathaway family house is supposed to be the one that is now known as Ann Hathaway’s Cottage, though indeed it was never hers. This twelve-roomed farmhouse, known to the Hathaway family, if not to the bardolatrous public, as Hewlands Farm, is built on stone foundations, of timber-framed wattle-and-daub.“

 

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Germaine Greer (Melbourne, 29 januari 1939)

 

De Duitse schrijfster Mirjam Müntefering werd geboren op 29 januari 1969 in Neheim. Zie ook mijn blog van 28 januari 2007 en ook mijn blog van 29 januari 2008 en ook mijn blog van 29 januari 2009.

 

Uit: Verzauberte Nächte

 

„Die Musik ist mies. Neuerscheinungen, ja, von vor 4 Jahren. Warum ich auch ohne meine Freundinnen hierher komme, ist mir nicht klar. Wie gut, daß ich die ein oder andere Bekannte treffe. Gähn, gähn, was erzählen die? Immer das gleiche. Bedeutungsloses Geschwafel. Warum bin ich nur hergekommen?

Am Rande der Tanzfläche stehen. Hundert Gesichter. Vertraut aus vielen Nächten. Nasen, Münder, Augen. Puzzlestücke, die zusammenzusetzen ich heute keine Lust habe. Langeweile kriecht über meine Füße und schlingt sich an meinen Beinen herauf wie Efeu. Hat diese Nacht denn kein Satingewand, das ich sonst so oft spüre?

Dieser Raum ist häßlich, häßlich. Stahlträger. Nackte Wände.

Doch plötzlich wird in der Nähe der Tür ein Licht angeknipst. Da bist du ja endlich. Fast hätte ich dich nicht mehr erwartet. Dein Gesicht, das ich nicht zusammensetzen muß, das immer ganz ist.

Das Gefühl dauert länger als der Augenblick.

Blick. Augen. Ein helles Erkennen in deinen. Du leuchtest mich an. Dieser kurze Moment des Zögerns, des leichten Nickens. Ein weißglühender Ball, quer durch den Raum. Treffer. Wie jedes Mal.

„Bist du betrunken?“ fragt mich eine, die mich am schnellsten zum Gähnen bringt.

Erstaunlich. Ohne ein einziges Glas Bier angerührt zu haben, fühle ich wie du den Boden schwanken machst.

Das Gefühl dauert länger als unser Augenblick.

Das Efeu um meine Beine welkt dahin.

Dieser Raum. Mit einem Male ist er nicht mehr so grau, nicht mehr so unerträglich wie vor wenigen Minuten noch. Vielleicht liegt da sogar eine verborgene Schönheit. Ein verwunschener Festsaal womöglich. Mit unsichtbarem Glanz, der nur hindurchschimmert, wo du stehst und mit den Füßen wippst.

„Was für ein scheußliches Licht machen die heute!“ ruft eine. Rot. Blau. Grün. Ganz seekrank sehen alle aus. Alle? Wie machst du das? Samtene Schatten auf deinem Gesicht. Am Rande der Tanzfläche stehen. Gefesselt durch unsere Gläser, schaukeln wir unsere Zigaretten. Und so übel sind die alten Songs gar nicht. Am besten die, deren Texte du kennst und singst und sprichst und neu erfindest.“

 

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Mirjam Müntefering (Neheim, 29 januari 1969)

 

De Turks-Duitse dichteres en schrijfster Serap Çileli werd geboren op 29 januari 1966 in Mersin. Zie ook mijn blog van 28 januari 2007 en ook mijn blog van 29 januari 2008 en ook mijn blog van 29 januari 2009.

 

Uit: Eure Ehre – unser Leid

 

1993 begann mein Zweites Leben. Die Flucht und das Frauenhaus lagen hinter mir. Ali Riza, die Liebe meines Lebens, und ich hatten geheiratet, und ich trug sein Kind unter meinem Herzen. Meine beiden großen Kinder, Hayati Lind Selda, waren bei mir, und wir hatten eine Bleibe gefunden. Die Wohnung war zwar klein und bescheiden, aber wir waren zusammen. Das war die Hauptsache.
Dann wurde meine jüngste Tochter Alisya geboren, und mein Glück hätte perfekt sein müssen. Aber das war es nicht. Denn immer wieder fiel ich in ein Loch, und die Geister der Vergangenheit kamen zurück. Das erlebte Leid waberte unter der Oberfläche. Die traumatischen Erlebnisse meiner Vergangenheit, die Zwangsehe, die Versklavung und Entmündigung durch meine Eltern, die Flucht und schließlich die schmerzliche Trennung von meiner Familie holten mich immer wieder ein. Manchmal habe ich stundenlang nur vor mich hingestarrt, dann wieder Stunde um Stunde geweint. Ich weiß nicht, was ohne Ali passiert wäre. Immer hat er mir zugehört, immer war er für mich da. Wieder und wieder ging er die schmerzlichen Erinnerungen mit mir durch, nahm mich in den Arm und tröstete mich. Wie selbstverständlich übernahm er die Aufgaben in Haus und Familie, kümmerte sich rührend um seine kleine Tochter und bemutterte meine beiden großen Kinder, als seien es seine eigenen. Ohne ihn wäre ich verloren gewesen.
Dann kam die Wende. Eines Tages brachte er mir eine alte Schreibmaschine vom Flohmarkt mit. Er stellte sie vor mir auf den Tisch und sagte: »Schreib es auf, schreib alles auf!« Aber das war nicht so einfach, denn ich spürte eine Hemmschwelle – wie sollte ich meine persönliche und intime Geschichte der Öffentlichkeit preisgeben? Gleichzeitig sagte mir eine innere Stimme, dass es gut tun würde, sich alles von der Seele zu schreiben. So begann ich – zunächst planlos – die Seiten zu füllen. Immer wieder ging ich zurück in die Vergangenheit, erlebte das Unfassbare erneut. Während ich schrieb, wurde mir die emotionale Abhängigkeit von meiner Fanlilie bewusst, wurde mir klar, wie sehr sie mich geprägt hatte. Ich musste mich von ihr trennen.“

 

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Serap Çileli (Mersin, 29 januari 1966)

 

De Duitse schrijver Gert Hofmann werd geboren op 29 januari 1931 in Limbach in Sachsen. Zie ook mijn blog van 28 januari 2007 en ook mijn blog van 29 januari 2008 en ook mijn blog van 29 januari 2009.

 

Uit: Nach dem Begräbnis

 

Seine Zimmer gehen auf die Mülltonnen im Hof und haben weder Licht noch Luft, während unsere Zimmer auf die Straße gehen und den ganzen Tag schön hell sind. Allerdings liegt uns gegenüber das städtische Gefängnis, so daß unsere Zimmer auf die lange und eintönige Gefängnisfassade mit den vergitterten Fenstern gehen, hinter denen schon früh die Lichter ausgelöscht werden. Was in den Zellen geschieht, wissen wir nicht, wir stellen es uns aber manchmal vor. Kurz: Unsere Zimmer sind hoch und hell, wenn auch nicht modern, so daß meine arme Frau jeden Freitag die Dielen scheuern muß. Der Opernsänger ist während unserer Abwesenheit in die anderen, natürlich viel kleineren Zimmer gezogen, doch hat er, wie wir sehen, alle Spuren seines Einzugs beseitigt, alles ist noch schön ordentlich. Er scheint ein stiller Mensch zu sein, wir können ihn nicht hören, auch als wir beim Betreten des Korridors laut: Guten Abend, Herr Popper! sagen. Diese Stille ist wichtig, weil ich in meiner Wohnung viel Ruhe haben muß. Zum Komponieren, meine ich, zum Hineinhorchen in mich selber.
Am anderen Morgen – wir haben bei dem Gedanken, daß nun ein anderer in Kaspars Zimmer ist, eine unruhige Nacht verbracht – hören wir, wir haben uns in dem Sänger getäuscht, er ist gar nicht so still. Zwar geht er abends früh ins Bett, ist dafür aber auch früh munter. (Während wir nie vor Mitternacht ins Bett kommen und lange schlafen möchten.) Und geht, na
chdem er seine Toilette im Korridor benutzt und kräftig gezogen hat, in seinem Wohnzimmer auf und ab, um, denke ich, bei offenem Fenster seine Atemübungen zu machen. Da schläft meine junge Frau, der man selbst im Schlaf die Trauer um Kaspar ansieht, noch, doch da fängt er zu singen an, meine Frau ist sofort wach. Was ist das, fragt sie und schrickt zusammen. Das ist er, sage ich und setze mich auf. Aber er ist ja tot, sagt meine Frau, die noch halb schläft und meint, daß, weil das Geräusch aus Kaspars Zimmer kommt, es sein Geräusch sein müßte. Nicht Kaspar, sage ich, mit dem kann man, wie es in einem ausländischen Sprichwort heißt, keinen Zaun mehr stützen. Er sang ja auch nicht viel. Es ist der andere, der Opernsänger, der nun in seinem Zimmer wohnt und nun das Fenster wieder geschlossen hat und an Kaspars Klavier sitzt und sich selbst begleitet. Aber meine Frau versteht das nicht, sie ist noch halb im Schlaf. Sie glaubt, Kaspar ist wieder da und hat sich an sein Klavier gesetzt und singt zu uns herüber.“

 

Hoffmann

Gert Hofmann (29 januari 1931 – 1 juli 1993)