De Duitse schrijver, schilder en illustrator Wolfgang Herrndorf werd geboren op 12 juni 1965 in Hamburg. Herrndorf studeerde schilderkunst aan de Academie voor Schone Kunsten in Neurenberg. Hij werkte als illustrator en schrijver, onder andere voor het fanzine Luke &Trooke, uitgeverij Haffmans en het satirische blad Titanic. In 2002 werd zijn eerste roman gepubliceerd “In Plüschgewittern”, die volgens de schrijver (ondanks de bijna 30-jarige hoofdpersoon) een “adolescentieroman” is. In 2007 publiceerde hij onder de titel “Diesseits des Van-Allen Gürtels” een reeks van samenhangende korte verhalen, in hetzelfde jaar verscheen in uitgeverij SuKuLTuR een door Herrndorf verzonnen interview met een (niet geheel betrouwbare) kosmonaut, dat science fiction-elementen bevat. De onbetrouwbare verteller is een terugkerend element in Herrndorfs proza. Zijn grote literaire succes begon met het verschijnen van “Tschick” in 2010, een andere ontwikkelingsroman, wiens protagonisten ongeveer 14 jaar oud zijn. Het boek stond ongeveer een jaar op de Duitse bestsellerlijst. In november 2011 volgde de roman “Sand”, die kenmerken van de detective roman, de sociale roman en de historische roman verenigd. Nadat Tschick in 2011 al was genomineerd voor de Prijs van de Leipziger Buchmesse, werd de prijs in 2012 daadwerkelijk toegekend voor “Sand”. In hetzelfde jaar kwam “Sand” op de shortlist voor de Deutsche Buchpreis. De Berlijner Herrndorf schreef regelmatig op het internet forum “Wir höflichen Paparazzi” en op het Blog Riesenmaschine. Ook speelde hij in het nationale voetbalalftal van schrijvers “Autonama”. Nadat bij hem in maart 2010 een kwaadaardige hersentumor (glioblastoma) werd gevonden begon Herrndorf vanaf september 2010 een digitaal dagboek, dat waarschijnlijk ook in boekvorm zal verschijnen.
Uit: Tschick
“Als Erstes ist da der Geruch von Blut und Kaffee. Die Kaffeemaschine steht drüben auf dem Tisch, und das Blut ist in meinen Schuhen. Um ehrlich zu sein, es ist nicht nur Blut. Als der Ältere « vierzehn » gesagt hat, hab ich mir in die Hose gepisst.
Ich hab die ganze Zeit schräg auf dem Hocker gehangen und mich nicht gerührt. Mir war schwindlig. Ich hab versucht auszusehen, wie ich gedacht hab, dass Tschick wahrscheinlich aussieht, wenn einer « vierzehn » zu ihm sagt, und dann hab ich mir vor Angst in die Hose gepisst.
Maik Klingenberg, der Held. Dabei weiß ich gar nicht, war um jetzt die Aufregung. War doch die ganze Zeit klar, dass es so endet. Tschick hat sich mit Sicherheit nicht in die Hose gepisst.
Wo ist Tschick überhaupt ? Auf der Autobahn hab ich ihn noch gesehen, wie er auf einem Bein ins Gebüsch gehüpft ist, aber ich schätze mal, sie haben ihn auch gekriegt. Mit einem Bein kommt man nicht weit. Fragen kann ich die Polizisten natürlich nicht. Weil , wenn sie ihn nicht gesehen haben, ist es logisch besser, gar nicht damit anzufangen. Vielleicht haben sie ihn ja nicht gesehen. Und von mir erfahren sie’s mit Sicherheit nicht. Da können sie mich foltern. Obwohl die deutsche Polizei, glaube ich, niemanden foltern darf. Das dürfen die nur im Fernsehen und in der Türkei.
Aber vollgeschifft und blutig auf der Station der Autobahnpolizei sitzen und Fragen nach den Eltern beantworten ist auch nicht gerade der ganz große Bringer. Vielleicht wäre Foltern sogar ganz angenehm, dann hätte ich wenigstens einen Grund für meine Aufregung.
Das Beste ist Klappe halten, hat Tschick gesagt. Und das seh ich genauso. Jetzt, wo eh alles egal ist. Und mir ist alles egal. Na ja, fast alles. Tatjana Cosic zum Beispiel ist mir natürlich nicht egal. Obwohl ich jetzt schon ziemlich lange nicht mehr an sie gedacht habe. Aber wo ich auf diesem Hocker hier sitze und draußen die Autobahn vorbeirauscht und der ältere Polizist steht seit fünf Minuten an der Kaffee maschine dahinten und füllt Wasser ein und kippt es wieder aus, drückt auf den Schalter und schaut das Gerät von unten an, während jeder Depp sehen kann, dass der Stecker vom Verlängerungskabel nicht drin ist, da muss ich wieder an Tatjana denken. Denn genau genommen wäre ich nicht hier, wenn es Tatjana nicht gäbe. “