Charles Lewinsky, Martin Kessel, Roberto Schopflocher, Helene Hübener, Gerhard Rohlfs

De Zwitserse schrijver en draaiboekauteur Charles Lewinsky werd geboren op 14 april 1946 in Zürich. Zie ook alle tags voor Charles Lewinsky op dit blog.

 

Uit: Gerron

Er war nett zu mir, und das macht mir Angst. Er hat mich nicht angeschrien, was normal gewesen ware, sondern war hoflich. Ein Tonfall, als ob er mich siezen wurde.

Er hat mich nicht gesiezt, das ware ihm nicht in den Sinn gekommen, aber er hat meinen Namen gewusst. Du, Gerron, hat er zu mir gesagt und nicht Du, Jud.

Es ist gefahrlich, wenn ein Mann wie Rahm deinen Namen kennt.

Du, Gerron, hat er gesagt, ich habe einen Auftrag fur dich. Du wirst einen Film fur mich drehen.

Einen Film.

Er will etwas Privates, habe ich zuerst gedacht, einen Film uber sich selber. Der liebende Vater Karl Rahm mit seinen drei Kindern. Der Herr Obersturmfuhrer als Mensch verkleidet. Etwas in der Art.

Was er an seine Familie in Klosterneuburg schicken kann.

Ja, wir wissen, wie viele Kinder er hat. Wir wissen, wo er herkommt. Wir wissen alles uber ihn. So wie arme Sunder alles uber Gott wissen. Oder uber den Teufel.

Die Ufa, das hat mir Otto erzahlt, dreht jedes Jahr einen Film zum Lob von Joseph Goebbels. Immer zu seinem Geburtstag. Sie schicken ihm einen ihrer Stars, den Ruhmann zum Beispiel, der macht was Niedliches mit den Goebbelsschen Kindern, und damit schleimen sie sich beim Herrn Propagandaminister ein.

So etwas, habe ich mir vorgestellt, will jetzt auch der Rahm. Das ware kein Problem gewesen. Nicht in meiner Lage.

Aber Rahm denkt groser. Der Herr Obersturmfuhrer hat andere Plane.

Hor zu, Gerron, hat er gesagt. Ich hab mal einen Film von dir gesehen. Ich weis nicht mehr, wie er hies, aber er hat mir gefallen. Du kannst was. Das ist das Schone an Theresienstadt: Hier sind

eine Menge Leute, die was konnen. Ihr spielt ja auch Theater und so. Und jetzt will ich eben einen Film.

 

Charles Lewinsky (Zürich, 14 april 1946)

 

De Duitse dichter en schrijver Martin Kessel (eig. Hans Brühl) werd geboren op 14 april 1901 in Plauen (Vogtland). Zie ook alle tags voor Martin Kessel op dit blog.

 

Hochspannung

Meine Erlebniszentrale wittert Hochdruck.
Weit in die Ferne steh ich den Winden bereit,
Drehstrom der Erde, ausstrahlender Leib,
Ruf in den Motor: Treib mich, treib!
Städte schießen Türme zur Lichthelligkeit
Hoch über Plätze, hoch über Plätze.
Menschen! In Wolken sind sonnige Schätze,
In Bergwerksadern glitzern steinerne Wälder,
Schicht auf Schicht und Wiese über Wiese,
Der Mond wird schwach, ein Leichenbehälter,
Tag bis in die Nacht, Tag du Riese!
Und Straßen tanzen an Gebäuden entlang,
Mein Geist, der einst vergeblich mit den Steinen rang,
Besteigt in schnellerem Spurt die Weltspirale;
Und tief durch die Qual und höher zum schaffenden Blick
Und zur Wage, der herrlichen, schwankend im Ichgeschick.
Hochdruck wittert meine Erlebniszentrale.
Himmel stürz heran, Fassung brich:
Du Erdteil im Punkt, Weltstadt, verbrauche mich!

 

Martin Kessel (14 april 1901 – 14 april 1990)

Plauen, oude markt

 

De Duits-Argentijnse schrijver Roberto Schopflocher werd geboren op 14 april 1923 in Fürth. Zie ook alle tags voor Roberto Schopflocher op dit blog.

 

Uit: Elvira Acosta und ihre Gespenster

„Eines Tages erhielt Felipa den Besuch von Doña Ana Trigueros Barragán, der Gattin des Ratsherrn Juan de Vergara. Schon zwei Mal hatte die ihre Visite angekündigt und unter dürftigen Begründungen wieder abgesagt. Dass sie ihrer gesellschaftlichen Pflicht endlich nachkam, geschah zweifelsohne unter dem Druck ihres umsichtigen Gemahls, der dem Agenten des Fernkaufmanns aus Lima, Don Manuel Bautista Pérez eine Botschaft besonderer Art zustellen wollte. So segelte die Dame eines Tages vor den Augen der halben Stadt den erst unlängst gepflasterten Bürgersteig entlang, gefolgt von einer jungen Schwarzen, die den Sonnenschirm über sie hielt.
Schon seit Jahren lag sie ihrem Mann in den Ohren, er möge ihr endlich eine Sänfte besorgen, wie sie die Damen der Gesellschaft Limas benutzen, um nicht mit dem Straßenkot in Berührung zu kommen. Bisher vergeblich! Was den Damen der Residenzstadt erlaubt sei, zieme sich noch lange nicht für die in Buenos Ayres ansässigen. Huldvoll erwiderte sie die Grüße der Nachbarinnen: eine stattliche Matrone, die stolz war auf ihre Reinblütigkeit, auf ihre römisch-katholisch apostolische Religion, ihre, wie sie behauptete, westgotische Herkunft und auf ihren schneeweißen Teint. Dabei war nicht zu übersehen, dass sich der Schmelz ihrer mediterranen Schönheit bereits in Auflösung befand, dass ihre Muskeln erschlafft waren und ihr Hinterteil einen monumentalen Umfang aufwies. Gegen diese Alterserscheinungen vermochten weder ihre aus Sevilla importierte Garderobe, noch ihre Ringe, Medaillons oder die mehrreihige Perlenkette etwas auszurichten.“

 

Roberto Schopflocher (Fürth, 14 april 1923)

 

De Duitse schrijfster Helene Hübener werd geboren op 14 april 1843 in Sternberg. Zie ook alle tags voor Helene Hübner op dit blog.

 

Uit:Die Familie Stark

Rika hob die ernsten braunen Augen zu der jungen Schwester auf und sagte langsam: „Freilich freue ich mich auch, ich kann’s nur nicht so äußern; die Menschen sind eben verschieden.“ Nach diesen Worten beugte sie das melancholische Gesicht wieder über ihre Arbeit, während Olga sich zu Elvira setzte und ihr vorplauderte.

Sie erzählte von dem Eisvergnügen, von bekannten Mädchen aus dem großen Dorf, die sie getroffen,

besonders von ihrer Freundin, Oberförsters Mariechen, die sie begrüßt hatte. Plötzlich warf sie sich in

ihrer Lebhaftigkeit auf Elvira und rief: „Nun aber muss ich dir etwas erzähl–“

Elvira stieß einen kurzen Schmerzensschrei aus, während Rika warnend den Finger erhob und in vorwurfsvollem Ton sagte: „Aber Olga, wie kannst du so ungestüm sein, du weißt doch –“

Olga fuhr erschrocken zurück und rief in verändertem, klagenden Ton: „Vira, habe ich dir weh getan? Sei mir nicht böse.“

„Nein, Schwesterchen, niemals. Ich kann ja nichts dafür, dass ich so gebrechlich bin.“

„Aber ich, dass ich’s immer vergesse“, rief Olga, während Rikas Wangen sich höher färbten und sie in fast strengem Ton sagte: „Du musst daran denken, Olga, du bist siebzehn Jahre, es wird Zeit, dass du dein ungestümes Wesen ablegst.“ Olga sah beschämt zu Boden.

Es trat eine augenblickliche Stille ein. Wir benutzen sie, um uns die drei Mädchen ein wenig näher anzusehen. Rika, die stille, ernste Jungfrau, schien hoch in den zwanziger Jahren zu sein, während Elvira mit dem lieblichen, blassen Gesicht, den tiefblauen Augen und dem üppigen, blonden Haarwuchs eben das neunzehnte Jahr vollendet hatte.“

 

Helene Hübener (14 april 1843 – 5 juni 1918)

Sternberg, stadsmuur

 

De Duitse schrijver en Afrikareiziger Gerhard Rohlfs werd geboren op 14 april 1831 in Vegesack bij Bremen. Zie ook alle tags voor Gerhard Rohlfs op dit blog.

 

Uit: Mein erster Aufenthalt in Marokko und Reise südlich vom Atlas durch die Oasen Draa und Tafilet

„Freilich ist die Küste gar nicht so einförmig, wie sie sich in einer Entfernung von circa dreissig Seemeilen ausnimmt, welche Entfernung wir gewöhnlich hielten, auch konnte man deutlich manchmal Wald und Buschwerk unterscheiden; aber das belebende Element fehlt, kein Dorf, kein Städtchen ist zu erblicken, höchstens die einsame Kuppel des Grabmals irgend eines Heiligen sagt dem Vorbeifahrenden, dass auch dort an der Küste Menschen hausen.

Hätte nicht Spanien einige befestigte Punkte, Strafanstalten, an dieser Küste, sie würde vollkommen unbewohnt erscheinen. Alhucemas, Pegnon de Velez bekamen wir nach einander von ferne zu sehen, als einzige Zeichen von Menschenbauten. Denn wenn auch die Rifbewohner einige Dörfer an der Küste haben, so sind diese doch so versteckt angelegt, dass sie sich dem Auge des Vorbeifahrenden entziehen. Der Seeräuber scheut das Licht, er muss Schlupfwinkel haben, und die in unmittelbarer Nähe des Mittelmeers wohnenden Rifi sind nichts Anderes als Seeräuber, und zwar der schlimmsten Art. Freilich wagen sie sich heute nicht mehr aufs offene Meer, haben dazu auch weder passende Fahrzeuge noch genügende Waffen, aber wehe dem Schiffe, das an ihrer Küste scheitert, wehe dem Boote, welches der Sturm in eine ihrer Buchten treiben sollte.“

 

Gerhard Rohlfs (14 april 1831 – 2 juni 1896)