Hans Magnus Enzensberger, Mircea Dinescu, Carlos Fuentes, Kurt Vonnegut

De Duitse dichter en schrijver Hans Magnus Enzensberger werd geboren op 11 november 1929 in Kaufbeuren. Zie ook mijn blog van 11 november 2006 en ook mijn blog van 11 november 2007 en ook mijn blog van 11 november 2008 en ook mijn blog van 11 november 2009.

 

 

Zum Abgewöhnen 

 

Sie ist ja so sensibel, die Ärmste.

Ein scheeler Blick, eine Absage,

ein bißchen Ärger, mir

macht das nichts aus, aber sie

ist weich im Nehmen.

 

Schon ist sie gekränkt,

beklagt sich, droht mit Migräne.

Dann wieder bockt sie, -stellt sich taub, will nicht,

spielt die Unergründliche.

.

Ja, diese ewige Nörglerin

geht mir oft auf die Nerven.

Aber was soll ich machen?

Unzertrennlich sind wir,

bis daß der Tod uns scheide,

.

meine Psyche und mich.

 

 

 

Nänie auf die Liebe

 

Dies haarige Zeichen
auf der Abortwand
wer erriete daraus
die Lieder der Tränen
die Gewitter der Lust
die tausend und eine Nacht
in der das Geschlecht der Menschen
wie ein Meerleuchten
sich verzehrt hat
bewahrt
und vergessen

 

Von Gezeugten
und Ungezeugten
zeugt nichts hier
als dies haarige Zeichen
eingeritzt
in die verkohlte Abortwand.

 

 

 

Aktaufnahme

 

Der Donner in der Augustnacht hat mich geweckt,
aber du hast das Laken fortgeworfen im Schlaf,
traumlos, unberührt vom elektrischen Sturm.
Magnesiumblitze blenden deine geschlossenen Lider.
Ein violettes Weiß leuchtet auf deiner atmenden Hüfte,
während tausendfach das tanzende Wasser auf dem Dach rasselt.

 

 

 

Hans Magnus Enzensberger (Kaufbeuren,11 november 1929)

 

 

De Roemeense dichter en schrijver Mircea Dinescu werd geboren op 11 november 1950 in Slobozia. Zie ook mijn blog van 11 november 2006  en ook mijn blog van 11 november 2008 en ook mijn blog van 11 november 2009.

 

 

Rede anläßlich der Aufnahme eines östlichen Landes in Europa

 

In der Kirche versteckt ein reuiger Dieb
seine Hände in den Taschen des Bischofs, damit Gott
sie nicht sieht. Der Bauer ruft seinem Sohn zu, dem
mit den riesigen Tretern, er soll seine Latschen
verstecken, denn es kommt hoher Besuch und man hat ja
so seinen Nationalstolz, es kommen die japanischen
Touristen mit ihren Spatzenfüßchen und wollen
den Weizen aufpicken, die Sonnenblumen und die Augen
des van Gogh.

 

Und unvermutet schlägt die Stunde der Zärtlichkeit
im städtischen Krankenhaus. Der Alkoholiker, der dem Entzug
ins Auge blickt, redet dem Spiritusfläschchen
auf dem Nachtschrank gut zu: „Veilchensaft, himmlisches
Zielwasser, Elixier fürs Jenseits…“

 

Dann öffnet er das Fenster und schreit:
„Willkommen, Konsumgesellschaft,
entjungfere auch du uns, nimm auch du uns
von vorn, drechsle uns aus den Nierensteinen
ein paar Glückswürfel. Ab heute reden wir
den Arsch nicht mehr mit Genosse
sondern mit Herr an, ab morgen kriegt ihr
Shakespeare aus der Encyclopedia Britannica
leichter heraus als mich
aus der Kneipe…

 

 

Vertaald door Werner Söllner

 

 

 

Mircea Dinescu (Slobozia, 11 november 1950)  

 

 

 

De Panamese dichter en schrijver Carlos Fuentes Macías werd geboren op 11 november 1928 in Panama-Stad. Zie ook mijn blog van 11 november 2006  en ook mijn blog van 11 november 2008 en ook mijn blog van 11 november 2009.

 

Uit: Die Jahre mit Laura Diaz (Vertaald door Ulrich Kunzmann)

 

Der Anführer der Bande, ein früherer Hauptmann des geschlagenen kaiserlichen Heeres Maximilians, hatte lange genug mit dem Hof von Chapultepec zu tun gehabt, um auf soziale Unterschiede zu achten. Zwar war er in der Gegend von Veracruz wegen seiner sexuellen Gelüste berühmt – man nannte ihn den “Protz von Papantla” -, aber er wußte doch treffsicher zwischen einer Señora und einem leichten Mädchen zu unterscheiden. Den ehemaligen Kavallerieoffizier hatte die Niederlage des Kaisers, die schließlich zur Erschießung von Maximilian, Miramón und Mejía führte, zum Banditentum gezwungen. “Die drei M’s, mierda!” rief der abergläubische mexikanische Condottiere manchmal. Der Respekt, den er vornehmen Damen erwies, stellte sich unwillkürlich bei ihm ein; der Räuber wußte genau, was er der jungvermählten Doña Cósima zu sagen hatte, die zuerst seine wie Kupfersulfat glänzenden Augen sah und dann die rechte Hand ostentativ ans Kutschenfenster legte.
“Bitte, Señora, geben Sie mir Ihre Ringe.”
Die Hand, die Cósima herausfordernd aus der Kutsche streckte, glänzte im Schmuck eines Goldreifs, eines augenblendenden Saphirs und eines perlenbesetzten Rings.
“Das sind mein Verlobungsring und mein Trauring. Die muß man mir erst abschneiden.”
Genau das tat der fürchterliche kaiserliche Chinaco, ohne lange zu zögern, als folgten beide dem entsprechenden Ehrenkodex: Mit einem Machetenhieb schnitt er der jungen Großmutter Doña Cósima Kelsen die vier hervorstehenden Finger der rechten Hand ab. Sie sträubte sich nicht. Der ungestüme kaiserliche Offizier nahm das rote Tuch herunter, das er nach altem Chinaco-Brauch um den Kopf geschlungen hatte, und bot es Cósima an, damit sie sich die Hand verbinden konnte. Er ließ die vier Finger in seinen Hut fallen und stand wie ein hochmütiger Dieb da, mit den Fingern der schönen Deutschen als Almosen. Als er sich schließlich den Hut wieder aufsetzte, rann ihm das Blut übers Gesicht. Dieses rote Bad wirkte bei ihm so natürlich wie bei anderen ein Kopfsprung in einen See.
“Danke”, sagte die junge und schöne Cósima und blickte ihn ein einziges Mal an. “Wünschen Sie noch etwas?”
Als Antwort versetzte der Protz von Papantla dem nächststehenden Kutschpferd einen Peitschenhieb auf die Kruppe, und die Postkutsche rollte bergab, dem heißen Küstenland von Veracruz jenseits der Gebirgsnebel entgegen, ihrem Bestimmungsort.
“Daß mir keiner diese Señora noch einmal anrührt”, sagte der Anführer zu seiner Bande, und alle verstanden, daß dann ihr Leben auf dem Spiel gestanden hätte, aber auch, daß sich ihr Anführer für einen Augenblick, und vielleicht für immer, verliebt hatte.
“Aber wenn er sich in die Großmutter verliebt hatte, warum gab er ihr dann die Ringe nicht zurück?” fragte Laura Díaz, als sie alt genug war, Fragen zu stellen.
“Weil er kein anderes Andenken an sie hatte”, antwortete Tante Hilda, die älteste der drei Töchter Cósima Kelsens.“

 

 

Carlos Fuentes (Panama-Stad, 11 november 1928)

 

 

 

De Amerikaanse schrijver en schilder Kurt Vonnegut werd op 11 november 1922 geboren in Indianapolis. Zie ook mijn blog van 11 november 2006  en ook mijn blog van 11 november 2008 en ook mijn blog van 11 november 2009.

 

Uit: Slaughterhouse-Five

 

„All this happened, more or less. The war parts, anyway, are pretty much true. One guy I knew really was shot in Dresden for taking a teapot that wasn’t his. Another guy I knew really did threaten to have his personal enemies killed by hired gunmen after the war. And so on. I’ve changed all the names.
I really did go back to Dresden with Guggenheim money (God love it) in 1967. It looked a lot like Dayton, Ohio, more open spaces than Dayton has. There must be tons of human bone meal in the ground.
I went back there with an old war buddy, Bernard V. O’Hare, and we made friends with a cab driver, who took us to the slaughterhouse where we had been locked up at night as prisoners of war. His name was Gerhard Müller. He told us that he was a prisoner of the Americans for a while. We asked him how it was to live under Communism, and he said that it was terrible at first, because everybody had to work so hard, and because there wasn’t much shelter or food or clothing. But things were much better now. He had a pleasant little apartment, and his daughter was getting an excellent education. His mother was incinerated in the Dresden fire-storm. So it goes.
He sent O’Hare a postcard at Christmastime, and here is what it said:
“I wish you and your family also as to your friend Merry Christmas and a happy New Year and I hope that we’ll meet again in a world of peace and freedom in the taxi cab if the accident will.”
I like that very much: “If the accident will.”
I would hate to tell you what this lousy little book cost me in money and anxiety and time. When I got home from the Second World War twenty-three years ago, I thought it would be easy for me to write about the destruction of Dresden, since all I would have to do would be to report what I had seen. And I thought, too, that it would be a masterpiece or at least make me a lot of money, since the subject was so big.
But not many words about Dresden came from my mind then — not enough of them to make a book, anyway. And not many words come now, either, when I have become an old fart with his memories and his Pall Malls, with his sons full grown.“

 

Kurt Vonnegut (11 november 1922 – 11 april 2007)

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 11 november ook mijn vorige blog van vandaag.