Heinrich Böll, Ted van Lieshout, Rolf Lappert, Thomas Hürlimann, Ivan Blatný, Garmt Stuiveling

De Duitse schrijver Heinrich Böll werd geboren op 21 december 1917 in Keulen. Zie ook alle tags voor Heinrich Böll op dit blog.

Uit: Ansichten eines Clowns

„Es ist mir unverständlich, warum jedermann, der für intelligent gehalten werden möchte, sich bemüht, diesen Pflichthaß auf Bonn auszudrücken. Bonn hat immer gewisse Reize gehabt, schläfrige Reize, so wie es Frauen gibt, von denen ich mir hier vorstellen kann, daß ihre Schläfrigkeit Reize hat. Bonn verträgt natürlich keine Übertreibung, und man hat diese Stadt übertrieben. Eine Stadt, die keine Übertreibung verträgt, kann man nicht darstellen: immerhin eine seltene Eigenschaft. Es weiß ja auch jedes Kind, daß das Bonner Klima ein Rentnerklima ist, es bestehen da Beziehungen zwischen Luft- und Blutdruck. Was Bonn überhaupt nicht steht, ist diese defensive Gereiztheit: ich hatte zu Hause reichlich Gelegenheit, mit Ministerialbeamten, Abgeordneten, Generalen zu sprechen – meine Mutter ist eine Partytante -, und sie alle befinden sich im Zustand gereizter, manchmal fast weinerlicher Verteidigung. Sie lächeln alle so verquält ironisch über Bonn. Ich verstehe dieses Getue nicht. Wenn eine Frau, deren Reiz ihre Schläfrigkeit ist, anfinge, plötzlich wie eine Wilde Can-Can zu tanzen, so könnte man nur annehmen, daß sie gedopt wäre – aber eine ganze Stadt zu dopen, das gelingt ihnen nicht. Eine gute alte Tante kann einem beibringen, wie man Pullover strickt, Deckchen häkelt und Sherry serviert – ich würde doch nicht von ihr erwarten, daß sie mir einen zweistündigen geistreichen und verständnisvollen Vortrag über Homosexualität hält oder plötzlich in den Nutten-Jargon verfällt, den alle in Bonn so schmerzlich vermissen. Falsche Erwartungen, falsche Scham, falsche Spekulationen auf Widernatürliches. Es würde mich nicht wundern, wenn sogar die Vertreter des Heiligen Stuhls anfingen, sich über Nuttenmangel zu beklagen. Ich lernte bei einer Party zu Hause einmal einen Parteimenschen kennen, der in einem Ausschuß zur Bekämpfung der Prostitution saß und sich bei mir flüsternd über den Nuttenmangel in Bonn beklagte. Bonn war vorher wirklich nicht so übel mit seinen vielen engen Gassen, Buchhandlungen, Burschenschaften, kleinen Bäckereien mit einem Hinterzimmer, wo man Kaffee trinken konnte.“

 
Heinrich Böll (21 december 1917 – 16 juli 1985)

 

De Nederlandse dichter en schrijver Ted van Lieshout werd geboren op 21 december 1955 in Eindhoven. Zie ook alle tags voor Ted van Lieshout op dit blog.

Papa’s huis

Lege kamers geven onze namen terug
en kaatsen ook de woorden van de wand.
Maar in het behang staan littekens
van voltooid verleden, waarin een vader was.
Zijn letters worden bewaard; ik schroef ze
later op mijn eigen deur. Mam gaat voortaan
wonen achter haar eigen naam. Morgen
slaan wij nieuwe wonden in een ander huis
en roepen dapper verse muren vol.

 

Lieverd

Lieverd moet naar zijn kamer gaan.
Moeder wil even ernstig praten
met het bezoek, met de deuren dicht,

met lieverd uit de weg. Lieverd
klompt de trap voor de helft op
en dan af, sluipt naar het sleutelgat –

ik mag alles weten van mezelf, maar
wat is ongeoorloofd schoolverzuim?
Wat zijn concentratiestoornissen? –

Op tenen sluipt lieverd naar boven
Lieverd zoekt in mams slaapkamer wel
naar een geheim dat hij begrijpt.

 
Ted van Lieshout (Eindhoven, 21 december 1955)

 

De Zwitserse schrijver Rolf Lappert werd geboren op 21 december 1958 in Zürich. Zie ook alle tags voor Rolf Lappert op dit blog.

Uit: Nach Hause schwimmen

„Die Frau hatte ihr einziges Kind von diesem Schritt abzuhalten versucht, und als es ihr nicht gelang, verschenkte sie aus Schmerz und Wut alles, was an ihn erinnerte. Fünf Figuren waren es, zwei davon saßen auf Pferden, einem schwarzen und einem weißen. Ihr Stamm bewohnte Häuser aus angemalter Pappe, hielt auf mit buntem Papier beklebten Türmen Ausschau nach Riesenbären in Strickjacken und teilte sein Land mit Zebras, Giraffen und Elefanten.
Eines der kleinen farbigen Holztiere gab es bei jedem Einkauf in McSweeney’s Gemischtwarenladen in Letterkenny, wohin Orla den Jungen zweimal im Monat mitnahm. Dort war es auch, wo Orla den Entschluss fasste, ein Auto zu kaufen. Der Zettel hing am schwarzen Brett beim Ausgang und fiel zwischen den achtlos hingekritzelten Inseraten auf, weil der Text fehlerfrei und in akkurater Handschrift verfasst war. »Günstig zu verkaufen, Nissan Sunny, 1979, himmelblau, tadelloser Zustand.« Die Worte Sunny und himmelblau genügten, um Orla davon zu überzeugen, dass es Zeit war, einen lange gehegten Traum zu verwirklichen.
Zwei Wochen später war Orla die neue Besitzerin des Autos, dessen Schlüssel ein pensionierter Lehrer ihr unter Tränen überreicht hatte. Weitere siebzehn Wochen danach hatte Orla den Führerschein in der Tasche. Die ersten Fahrten unternahm sie alleine, bis sie sich hinter dem Steuer sicher genug fühlte, um ihren Enkel mitzunehmen. Der beim Anblick des Wagens noch skeptische Wilbur saß bei seiner Jungfernfahrt angegurtet auf dem Beifahrersitz und staunte schon nach wenigen Metern über die neuen Landschaften, die ihm geboten wurden. Den Weg mit dem Bus nach Letterkenny kannte er, aber jetzt fuhren sie nach Osten und Südwesten, wie es ihnen gerade gefiel. Sogar ein eingebautes Radio gab es, und bald redeten die Leute in der Gegend von dem himmelblauen Gefährt, aus dem so laut Radiomusik und die Stimme der Lenkerin dröhnten, dass die Kühe auf den Weiden verschreckt die Köpfe hoben. Obwohl Wilbur die Musik nie laut genug sein konnte, brachte Orla ihn nicht dazu, mitzusingen. Wilbur wippte wild mit den Füßen und stieß ab und zu ein kurzes Johlen aus, aber in den Gesang einstimmen wollte er nicht.“

 
Rolf Lappert (Zürich, 21 december 1958)

 

De Zwitserse schrijver Thomas Hürlimann werd geboren op 21 december 1950 in Zug. Zie ook alle tags voor Thomas Hürlimann op dit blog.

Uit: Dämmerschoppen 

„Er war aus dem Innern herangestelzt, nun stellte er die Flasche auf den Beitisch zurück, räusperte sich in einen weißen Handschuh hinein und er wartete wohl, daß ihn der Gastin eine Unterhaltung zöge. Keller hütete sich. Das war ein Hiesiger, ein Innerschweizer. Ihm, dem Stadtzür-cher, waren Leute dieses Schlages fremd. Vor Zeiten hatten sie ihr Land den Vögten abgenommen, sie waren ihre eigene Herrschaft geworden, und heute? – heute krochen sie hinter Komtessen her, hinter Bank- und Schlotbaronen, immer darauf bedacht, ein Trinkgeld zu kassieren. Die einstmächtigen Bauern hatten sich zu Knechten deformiert, zu Kellnern und Caddies. Unterderzarten, letzten Himmelshelle schien das Land weit und groß und grau zu werden. Von den tiefergelegenen Alpen tönte das Läuten der Herden herauf, und ein Senn mit kräftiger Stimme, die ein Holztrichter noch verstärkte, leierte seinen Betruf in den Abend hinaus. Der befrackte Ober stand jetzt an der Terrassenbrüstung; er schien dem Dampfer zuzusehen, der tief unter ihm den See durchfuhr. Ich bin, sagte sich Keller, ein Greis. Er saß in einem Korbstuhl, die kurzen Beine von einem Plaid verdeckt, und trank, trank hastig, er trank, um froh zu bleiben, heiter. Es war kühl geworden, es wurde dunkel. Nur der See, als vermöchte er aus eigener Kraft zu leuchten, lag wie ein Spiegel aus Silber in der Tiefe einer gründunklen Schattenlandschaft. Keller lächelte. Er war alt, doch nicht verbittert. Er war allein, doch nicht einsam. Der Vogel, wagte er zu denken, hatte ihn zwar gestreift, doch nicht gepackt. Heute, am Vorabend seines Geburtstages, ließ ihn die Schwermut in Ruhe. Der Herr Ober steifte den Rücken, drehte sich um und sah herüber. Erschien etwas sagen zu wollen. Keller duckte sich. Aus dem Himmel schwand das letzte Licht. Kein Stern, kein Mond. Irgendwo wurde ein Fenster geschlossen, ein Vorhang gezogen, und das Bimmeln der Herden tönte dumpf und fern. Da, plötzlich, geschiehts – Das nachtdunkle Land erwacht, die Seedörfer und Seitentäler beginnen zu läuten, nahe in Knistern, ein Geprassel, ein Feuer lodert auf, ein Höhenfeuer, und schon stehen alle Flanken, alle Gipfel in Flammen – das große Naturtheater der Innerschweiz hat sich mit einem Schlag illuminiert. Sofort war es mit Kellers Frohlaune vorbei.”

 
Thomas Hürlimann (Zug, 21 december 1950)

 

De Tsjechische dichter Ivan Blatný werd geboren op 21 december 1919 in Brno. Zie ook alle tags voor Ivan Blatnýop dit blog. Zie ook alle tags voor Ivan Blatný op dit blog.

Message

Lanskroun is now an entirely Czech town
Lands Kron
the crown of St. Wenceslas without its one hundred and twenty oxen
will turn to beef

Beef in tomato sauce with dumplings
the scraps of dumpling this evening will be reheated

For a mite of silver alas for the Germans
alas for the Germanised territory
alas for bilingual towns
A python can have even three tongues

The frontier guards are without work
national associations dissolve

 

Vertaald door Martin Tharp

 

Always Optimistic

Some say that the police-tower is only
a facade of a troubled world
of the city of death
I don’t believe it
I had for house-maid Milena
I had for house-maid princesse Anne
we often went for a hen-part

 
Ivan Blatný (21 december 1919 – 5 augustus 1990)

 

De Nederlandse dichter en literator Garmt Stuiveling werd geboren in Stroobos op 21 december 1907. Zie ook alle tags voor Garmt Stuiveling op dit blog.

Wending

Daar is geen einde
Daar is geen begin
Het enig zijnde
Is wisseling

Het enig blijvende
Is het steeds drijvende
Stuwende ritme, dat alles wendt

Dat bloei en verderven gaan
Leven en sterven gaan
Enkel als beelden kent
Als spiegelbeelden in ruimte en tijd
Van zijn bewegende eeuwigheid

Daar is geen einde
En geen begin
Het enig zijnde
Is wisseling

 

Uit: Eeuwig gaat voor ogenblik

Nu de grote dingen verdwijnen
worden de kleine groot:
wat zonlicht op de gordijnen
een appel, een snee vers brood.
Met hoeveel overbodigs
maken we ons leven stuk:
er is zo weinig nodig
voor wat eenvoudig geluk.
Zó zou ik oud willen wezen,
klein bij de grote dood:
Homerus om in te lezen,
een appel, een snee vers brood.

 
Garmt Stuiveling (21 december 1907 – 11 mei 1985)

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 21e december ook mijn vorige twee blogs van vandaag.