Jean Améry, Nick Stone, Irina Denezhkina, Ernst Augustin

De Oostenrijkse schrijver Jean Améry werd geboren op 31 oktober 1912 in Wenen. Zie ook mijn blog van 31 oktober 2010 en eveneens alle tags voor Jean Améry op dit blog.

Uit: Die Schiffbrüchigen

„Vollends verflogen war nun der Dämmer des Morgens, fordernd und hart war der Tag heraufgebrochen. Eugen hatte seinen Mantel genommen und das Fenster geöffnet. Nun also galt es fortzugehen, das Wehen des Aprilwindes, der durch das offne Fenster brach, die halbdunkle Stube reinigen zu lassen von Nacht und Traum und dem Duft von Agathe. An der Zeit war es nun, Überschriften der Morgenblätter zu ertragen, die tagblassen Mädchen, die Beamten – und Zughunde vor Fleischerwagen. Schwer ächzte draußen das Haustor. Eugen stand auf der Straße.
Die kommenden Stunden niederzuringen, war außerordentlich schwierig. Um diese Zeit saß Agathe gebückt vor einer grünbeschirmten Lampe und übertrug Zahlen aus vielen färbigen Zetteln in ein unmäßig großes Buch. Und unweit von dort, an einem niedrigen Pulte sitzend, schrieb Heinrich Hessl ebenfalls an Zahlen. So verschiedener Art die Zahlen auch waren, in deren engen Kreisen Agathe, die Geliebte, und Heinrich Hessl, der Freund, lebten, hielt sie doch der schmale Gurt irgend eines Gemeinsamen zusammen. Denn: wirklich waren die Geschäftsfälle gewesen, die Agathes Feder zu selbständigen geistigen Dingen machte, und wirklich waren die Kriege, Belagerungen und Stadteinnahmen gewesen, deren Jahrzahlen Heinrich Hessl kalt und entseelend in seine blauen Kolleghefte schrieb. Ein Mensch hatte von Agathes Firma am 16. Jänner fünf Fässer Wein gekauft und sie entsprechend bezahlt. Ein kleiner Mensch vielleicht, mit rundlich wintergerötetem Antlitz und blinkenden, dicken, ungefaßten Brillen. Unmenschlich aber und kalt, jedoch klar und bestimmt stand in Agathes Buch: Jänner 16., M. Korn & Sohn, 5 Faß Burgunder A.
Und auch aus Heinrich Hessls Zahlen stieg kein Geruch von Lagerküchen, oder Stampfen von Pferdehufen. Und dennoch waren Agathe, die Geliebte, und Heinrich Hessl, der Freund, noch hineinverwoben in ein Allgemeines, das man Sinn oder Leben oder Gesellschaft nennen mag, waren umstützt und gehalten von einer äußeren Gestalt der Dinge. Sorgsam geführt waren sie vom vorbestimmten Lauf ihrer Stunden, der hinführen mochte, wohin er wollte: in irgend einen Traum oder eine ferne Landschaft, der aber da sein mußte, den sie mitliefen, hungrig und voller Angst, ihn zu verlieren.“

 
Jean Améry (31 oktober 1912– 17 oktober 1978)
Cover

 

De Engelse schrijver Nick Stone werd geboren op 31 oktober 1966 in Cambridge. Zie ook mijn blog van 31 oktober 2009 en ook mijn blog van 31 oktober 2010 en eveneens alle tags voor Nick Stone op dit blog.

Uit: The Unarmed Robbery

“But…aren’t you forgetting the money?”
I turned back and looked at her as if she’d grown a third eyeball. “How’m I suppose to take the money with an empty gun?”
“Aww c’mon, weren’t you ever a kid? Didn’t you ever pretend? I can simply pretend I never saw the empty chambers.”
My face turned skeptical. “Why would you do that?”
“Well I can plainly see I’m moving a little too fast for you, so I’ll demonstrate.” She opened the register drawer and started filling my cloth bag with tens and twenties. “Now what are you suppose to say?”
“I, uhh… thank you?”
“No, you silly fucker! Damn dude, do I gotta do everything for you? You’re suppose to tell me to grab the cash under the drawer too!” She lifted the plastic money tray, removed eight fifties and dropped them into the bag. She then removed five one-hundred-dollar bills from under the tray, and proceeded to stuff them in her socks. “And here’s my cut.”
“But…what about the cameras?” I asked, pointing to one right above her head.
“Oh…yeah, about the cameras. They’re fake. $9.95 at Radio Shack. The owner’s tight with money.” She smiled. “I’m sure that’ll change after tonight.”
She handed me my big bag of unearned cash and offered her hand. “Name’s Melissa.”
I shook her hand. “And I’m Ni…not gonna tell you! Nice try.”
“Good, you’re learning! Well, I’d love to shoot the breeze with you all night, but I should probably call the cops now. Oh, hey! Gimmie your opinion on this first.” She dropped to her knees, covered her face with her hands and began crying. “He was a relentless madman, officer! He kept waving the gun in my face and talked about killing my whole family! How could you guys let such a psycho walk the streets?!” She stood up. “How was that? Think they’ll buy it?”

 
Nick Stone (Cambridge, 31 oktober 1966)

 

De Russische schrijfster Irina Denezhkina werd geboren op 31 oktober 1981 in Yekaterinburg. Zie ook alle tags voor Irina Denezhkina op dit blog en ook mijn blog van 31 oktober 2009 en ook mijn blog van 31 oktober 2010

Uit: Give Me: Songs for Lovers

“Hi!” he said in a low voice.
Aha … His ears stick out from under his cap, a sharp face, mischievous eyes, brazen. Beautiful hands, the hands are something else. I like the hands.
“Right then, comrades,” I said, squeezing my way between the little guy and the rapper. The beautiful hands instantly barred my way.
“Where do you live?”
“Zhenya Egorova Street.”
The rapper opened his eyes wide and laughed. But he kept on standing there like a traffic barrier, with his arms spread wide.
“That’s fucking far away, Nigger,” the little kid announced gleefully.
“Give me your number,” the rapper said to me, not listening to him.
I shrugged again and rattled off my number. The quicker you tell them, the quicker they lay off you. Nigger wrote the number on his hand and gave me back my pen.
“Denya lives there; he’ll see her home,” Nigger answered the kid confidently, maintaining the siege.
Half an hour later my ears were popping on the metro, and sitting there beside me staring into empty space was Denya, the one whose head Vova had put a hole in. The scar was clearly visible – stitched up and daubed with bright green ointment. Denya was like Ryan Gosling in The Believer. The same shaved head, eyes bunched together, straight nose, beaky lips. But on the whole not too bad, pretty tasty. At least he didn’t come on to me. My nerves were already stretched worrying about my bare legs and skintight T-shirt. You can never tell.”

 
Irina Denezhkina (Yekaterinburg, 31 oktober 1981)
Cover 

 

De Duitse schrijver Ernst Augustin werd geboren op 31 oktober 1927 in Hirschberg. Zie ook alle tags voor Ernst Augustin op dit blog en ook mijn blog van 31 oktober 2009 en ook mijn blog van 31 oktober 2010.

Uit: Die Schule der Nackten

„Das war am Montag. Am Dienstag war ich mit meinen chaldäisch-aramäischen Studien beschäftigt. Ein warmer, sogar heißer Dienstag war es, mit einem nahezu wolkenlosen Himmel, trotzdem hatte ich mich in meine Bibliothek im ersten Stock eingeschlossen, deren Fenster noch dazu nach Norden hinausgehen. Es war kühl hier drinnen, die lange Reihe der goldgepreßten Lederrücken, die ich mir zugelegt hatte – sechsundzwanzig Bände Pflugk-Hartung! – spiegelte das Licht der großen, grünen Sommerkugel wider. Ich gebe zu, es war wegen der Lederrücken, daß ich sie mir geleistet hatte, es hätte auch die gekürzte Ausgabe sein können, oder die broschierte, aber ich leistete mir die sechsundzwanzigbändige. Vielleicht heute nicht mehr. Dazu den Wieland-Kroll, der steht in Weinrot und Moosgrün auf der anderen Seite, achtzehnbändig. Meine Studien haben mich über Jahre systematisch in die Denkungsart vorderasiatischer Kulturen sowie überhaupt frühgeschichtlicher Menschheitsperioden eingeführt. Ich erheische, mit einigem Realitätsbezug, wie ein Hethiter aus der Zeit Darius des Ersten denken zu können – und, wenn es darauf ankäme, zu handeln. Beachtliches Echo erzeugte meine 98 im „History-Sheffield“ erschienene Abhandlung über Tempelprostitution im alten Ninife (genauer gesagt im „neuen“ Ninife), in der ich die Stellung der Frau spezifiziere, welche von Staats wegen ausnahmslos – verheiratet oder nicht verheiratet – ein Jahr lang in den Lustparks der Tempelbezirke ihren Dienst zu verrichten hatte. Das zog einiges Echo nach sich. Ich meine, es war die Veröffentlichung, bekannt war es natürlich. So wie ich auch auf zwei meiner Arbeiten über den Tantrakult an der indischen Ostküste (wedische Zeit) verweisen kann. Ebenfalls im Rahmen meiner frühhistorischen Studien.
An diesem Tag schrieb ich anderthalb durchschnittlich gute Seiten eines Skripts „Die Kinder Sems“, an dem ich seit vier Jahren arbeite und nachweise, daß das Hebräische, Aramäische und Arabische gemeinsamen Ursprungs im semitischen Sprachraum sind – beziehe mich auf die Genesis (Kap. 10), wo die Stammväter dieser Völkerschaften als Kinder des Sem, Sohn des Noah bezeichnet wurden. Alttestamentarisch. Vergleichbar mit dem sumerischen „Elam“   –  –   aber ich möchte hier nicht zu weit gehen, kam auch nicht mehr weit an diesem sehr schönen Morgen. Zwei Seiten weit. Bis zwölf Uhr.
Dann ging ich ins Jakobi-Bad.“

 
Ernst Augustin (Hirschberg, 31 oktober 1927)