Katja Petrovskaya

 

De Oekraïens-Duitse schrijfster, literatuurwetenschapster en journaliste Katja Petrovskaya werd geboren op 3 februari 1970 in Kiev. Zij studeerde literatuur en Slavische studies aan de Universiteit van Tartu (Estland). 1994-1995 ging ze met een subsidie ​​van de American Council of Teachers of Russian (ACTR) naar de Stanford University en de Columbia University en promoveerde in 1998 aan de Universiteit van Moskou met een proefschrift over de poëtica van het proza ​van Vladislav Chodasevitsj. In 1999 verhuisde zij naar Berlijn om als journaliste voor diverse Russische media te werken, maar zij, publiceerde ook in Duitse kranten, zoals de Neue Zürcher Zeitung en taz. Voor de Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS), schrijft ze sinds 2011 de column “Die westöstliche Diva”. Zij woont met haar man en twee kinderen in Berlijn. In 2013 werd zij uitgenodigd door Hildegard Elisabeth Keller om deel te nemen aan de competitie voor de Ingeborg Bachmann Preis en zij won de hoofdprijs met een fragment uit haar werk “Vielleicht Esther”. Het vertelt het over uitroeiing van de Joden in Kiev door de nazi’s door middel van het verhaal van Esther, die vergelijkbaar is met haar overgrootmoeder, die in 1941 werd weggevoerd uit Kiev en die bij het bloedbad van Babi Yar vermoord werd. In 2015 ontving ze de Premio Strega Europeo. In oktober 2015 realiseerde zij in het International Research Center for Cultural Studies in Wenen, een project met de werktitel “Alles wat het geval is” over de foto’s, en hoe de kijkers deze zien.

Uit: Vielleicht Esther

„Es wäre mir lieber, ich müsste meine Reisen nicht hier beginnen, in der Ödnis um den Bahnhof, die immer noch von der Verwüstung dieser Stadt zeugt, einer Stadt, die im Lauf siegreicher Schlachten zerbombt und ruiniert worden war, als Vergeltung, so schien es mir, denn von dieser Stadt aus war der Krieg gesteuert worden, der tausendfach Verwüstung verursacht hatte, weit und breit, ein endloser Blitzkrieg auf eisernen Rädern, mit eisernen Flügeln. Das ist nun so lange her, dass diese Stadt zu einer der friedlichsten Städte der Welt geworden ist und diesen Frieden fast aggressiv betreibt, als eine Form der Erinnerung an den Krieg.
Der Bahnhof wurde vor kurzem in die Mitte dieser Stadt gebaut, und trotz des Friedens war der Bahnhof unwirtlich, es war, als verkörpere er all die Verluste, die mit keinem Zug einzuholen sind, einer der unwirtlichsten Orte in unserem kreuz und quer vereinigten und doch sehr begrenzten Europa, ein Ort, an dem es immer zieht und wo sich der Blick auf eine Ödnis öffnet, ohne dass sich ihm Gelegenheit bieten würde, in einem städtischen Dickicht hängenzubleiben, auf etwas zu ruhen, bevor man wegfährt von hier, aus dieser Leere inmitten der Stadt, die keine Regierung füllen kann, mit keinen großzügigen Bauten und keinen guten Absichten.
Es zog auch dieses Mal, als ich am Bahnsteig stand und wieder die Großbuchstaben Bombardier Willkommen in Berlin unter dem Bogen des geschwungenen Daches mit dem Blick abtastete, die Umrisse befühlte, gelangweilt, aber doch wieder erstaunt über das Gnadenlose dieses Willkommens. Es zog, als ein älterer Herr sich mir näherte und mich nach Bombardier fragte
Man denke sofort an Bomben, sagte er, an Artillerie, an diesen schrecklichen, unbegreiflichen Krieg, und warum gerade Berlin so grüßen solle, diese schöne, friedliche, zerbombte Stadt, die sich all dessen bewusst sei, es könne doch nicht wahr sein, dass Berlin Ankommende wie ihn mit diesem Wort in Großbuchstaben sozusagen bombardiere, und was heißt hier Willkommen, wer genau soll hier bombardiert werden und womit.“

 

 
Katja Petrovskaya (Kiev, 3 februari 1970)