Konstantínos Petros Kaváfis, Bernhard Setzwein, Alejandra Pizarnik, Walter Kempowski, Bjarne Reuter, Kurt Pinthus

De Griekse dichter Konstantínos Petros Kaváfis werd geboren te Alexandrië (Egypte) op 29 april 1863. Zie ook alle tags voor Konstantínos Petros Kaváfis op dit blog.

Zoveel je kunt

Ook als je het leven niet inrichten kunt naar eigen wens,
span je dan tenminste hier voor in
zoveel je kunt: verlaag het niet
door te veel omgang met de mensen,
door te veel drukte en gepraat.

Verlaag het niet door het mee te slepen,
het dikwijls om te leiden en het bloot te stellen
aan de dagelijkse dwaasheid
van betrekkingen en omgang,
tot het lastig wordt als iets vreemds.

 

Vertaald door Hans Warren en Mario Molengraaf

 

Was het de drank?

Was het de drank van die avond?
Was het omdat ik indutte? Ik was de hele dag al moe.

Voor mijn ogen werd de zwarte, houten zuil
met de antieke kop uitgewist, net als de deur
van de eetkamer, de rode fauteuil en het bankje.
In plaats ervan verscheen een straat in Massalia.
En daar bleek mijn ziel weer vrij,
niet verdrukt, en ze ging mee
met de gestalte van een verfijnde, zinnelijke efebe –
een verdorven efebe: dat moet ook gezegd.

Was het de drank van die avond?
Was het omdat ik indutte? Ik was die dag al moe.

Mijn ziel herademde en toonde me
een fijne straat in Massalia,
met de gestalte van de gelukkige, verdorven efebe,
hij kende nooit schaamte, dat spreekt.

 

Vertaald door Mario Molengraaf

 

Die Stadt

Du sprachst: “Ich gehe in ein anderes Land, an eine andere Küste.
Es findet sich die andere Stadt, die besser ist als diese eben.
Jeder meiner Mühen ist das Scheitern vorgegeben;
und es ist mein Herz – als sei es tot – begraben.
Wie lange noch verharren hier in Ödnis die Verstandesgaben.
Wohin ich mein Auge wende, wohin ich auch schau’,
hier sehe ich nur meines Lebens schwarzen Trümmerbau,
welches ich soviele Jahre führte und verheerte und verwüste.”
Du findest keinen neuen Platz, findest keine anderen Küsten.
Dir folgt die Stadt. Durch die Straßen streifst du, unveränderlich
dieselben. Und in selben Vierteln kommt das Alter über dich;
und es wird in selben Häusern weiß dein Haar.
Dein Ziel liegt stets in dieser Stadt. Nach anderen Orten – Hoffnung fahr –
gibt es kein Schiff für dich und gibt es keine Straße.
Wie du dein Leben hier verheert hast, in dem Maße
dieses kleinen Ecks, so mußtest du es in der ganzen Welt verwüsten.

 

Vertaald door Wolfgang Josing en Doris Gundert

 
K. P. Kaváfis (29 april 1863 – 29 april 1923)
Borstbeeld in het Kaváfis museum in Alexandrië

 

De Duitse dichter en schrijver Bernhard Setzwein werd geboren op 29 april 1960 in München. Zie ook alle tags voorBernhard Setzwein op dit blog.

Uit: Ein Fahneneid aufs Niemandsland

Andere Leut’ haben ihre Weltanschauung, ich hab’ meine Grenzanschauung. Jeden Tag habe ich die, wenn ich aus dem Fenster meines Arbeitszimmers vom bayerischen Waldmünchen aus auf den Bergrücken des böhmischen Cerchov schaue. Dort oben verläuft eine offene Grenze. Da herunten auf meinem Schreibtisch auch. Über die muß ich tagtäglich hinüber und herüber. Literatur und Grenzübertritt, das sind genaugenommen Synonyme. Für mich jedenfalls. Ein Schreiben, das nicht immer auch einen kleinen Grenzverkehr darstellt, interessiert mich, ehrlich gesagt, wenig. Die Territorien, zwischen denen dabei grenzverkehrt wird, müssen allerdings nicht immer die uns bekannten Ländernamen tragen. Sie können auch heißen: Realienland und Phantasien, Konventionalistan und Verrückisien, Wachmark und Traumauen, Volkrepublik und Ichreich. Das eigentliche Vaterland des Schriftstellers aber ist das Niemandsland zwischen all diesen Territorialmächten. Sein Eid gilt der Niemandslandfahne!
Er ist ein Grenzlandbewohner von Haus aus, von diesem seinem Haus aus, das fast genau auf der Grenze steht. Er streift die Borderline entlang und sieht auch ohne Nachtsichtgerät dunkle Gestalten und dunkle Geschehnisse. Nie ist er ohne Konterbande unterwegs, und kein anherrschender Zuruf ist ihm lieber als der: Die Papiere, bitte! Ja, genau, seine Papiere soll man aufmerksam durchblättern. Man wird sie voller literarischer Sichtvermerke finden.
Von denen soll hier die Rede sein, von meinen ganz persönlichen Sichtvermerken. Ich habe hineingeschaut in Nachbarbücher und Nachbarländer, bin Grenznaturen begegnet, und was ich von ihnen erfuhr, habe ich hier vermerkt. Im übrigen gilt, was Peter Handke in seiner Reise-Erzählung „Die Wiederholung” sagt, die das Karstland zwischen Kärnten und Slowenien beschreibt: „Eine Grenznatur, das ist eine Randexistenz, doch keine Randfigur.”

 
Bernhard Setzwein (München, 29 april 1960)

 

De Argentijnse dichteres en schrijfster Alejandra Pizarnik werd geboren op 29 april 1936 in Buenos Aires. Zie ook alle tags voorAlejandra Pizarnik op dit blog.

The Absent Lover

I
The blood wants to settle
Its reason for loving has been stolen.
Naked absence.
I drive myself crazy, I strip myself.
What would the world say if God
had abandoned it like this?

 
II
Without you
the sun falls like an abandoned corpse.
Without you
I hold myself in my arms
and carry me into life
to beg for passion.

 

Vertaald door Samantha Memi

 

Night, The Poem

If you find your true voice, bring it to the land of the dead. There is kindness in the ashes. And terror in non-identity. A little girl lost in a ruined house, this fortress of my poems.

I write with the blind malice of children pelting a madwoman, like a crow, with stones. No—I don’t write: I open a breach in the dusk so the dead can send messages through.

What is this job of writing? To steer by mirror-light in darkness. To imagine a place known only to me. To sing of distances, to hear the living notes of painted birds on Christmas trees.

My nakedness bathed you in light. You pressed against my body to drive away the great black frost of night.

My words demand the silence of a wasteland.

Some of them have hands that grip my heart the moment they’re written. Some words are doomed like lilacs in a storm. And some are like the precious dead—even if I still prefer to all of them the words for the doll of a sad little girl.         

 
Alejandra Pizarnik (29 april 1936 – 25 september 1972)

 

De Duitse schrijver Walter Kempowski werd geboren in Rostock op 29 april 1929. Zie ook alle tags voorWalter Kempowski op dit blog.

Uit: Alkor. Tagebuch 1989

“Dieses Wetter ist ja nun wirklich durchwachsen. Schon seit Wochen grauer Himmel ohne einen Sonnenstrahl und dann dieser Regen, “nieselnd”. Nicht einmal zu einem anständigen Kap Hoorn reicht es. Nieseln, das ist es. Bei ein wenig Glück wäre aus der Nieselei ein sanfter Watte-Schneefall geworden.
“Könnte es nun nicht schneien?” pflegte meine Mutter zu sagen. Das Gerede von früher. Daß es da mehr Schnee gegeben habe. Und in der Tat, mir ist auch so.
Mit Jürgen Kolbe sprach ich im Oktober über “Das Echolot”, mein nächstes Großprojekt. Er bezeichnete das als Archäologie. Meine Vorstellung von preiswertem Papier und von französischer Broschur fand er gut, den Untertitel: “Ein kollektives Tagebuch” weniger. Einen Arbeitsvorschuß will er zahlen. Wir fuhren im Auto über den Stachus, als wir darüber redeten, und die Ampel zeigte Rot. War das ein schlimmes Vorzeichen?
Rückblick auf 1988: Die “Hundstage”, 90 Lesungen, allerlei Seminare und die Reise in die USA. Anschaffung des Computers und Kiellegung des “Echolot”. Zu “Hundstage”: Der Verlag freue sich über das Buch, wurde gesagt. Es werde jedoch von geschlechtsbewußten Buchhändlerinnen sabotiert.
Im April begann ich mit M/B* [Anm. Verlag: Der Roman “Mark und Bein”, erschienen 1992] und mit dem “Sirius”. Letzteres Vorhaben wurde, wie das “Echolot”, durch den neuen Computer angeregt.
Kurzer Spaziergang bei flammendem Sonnenuntergang.
In der Nacht stand ich auf und ging nach unten, um mich etwas zu bewegen. Ich saß zwei Stunden in der Bibliothek und sah nach draußen. Schnee hastete über die Gartenlampe wie Rauch im Wind, ein seltener Anblick, er verwandelt meine Depression in so etwas wie ein Dankgebet.
Prokofjew: Flötensonate. Unerklärlich grauenhaft..”

 
Walter Kempowski (29 april 1929 – 5 oktober 2007)

 

De Deense schrijver Bjarne Reuter werd geboren op 29 april 1950 in Brønshøj. Zie ook alle tags voorBjarne Reuter op dit blog.

Uit: Der Lügner von Umbrien (Vertaald door Knut Krüger)

” Du bist verroht bis ins Mark, Alter, für dich besteht keine Hoffnung.”
“Da überrascht es dich sicher, dass ich immer noch am Leben bin, Rinaldo.”
“Es überrascht mich nicht, es empört mich.”
“Schweig still, ich muss mich auf meine Arbeit konzentrieren.”
Leider war die Familie mit Kräutern großzügiger als mit Schmuck gewesen. “Man bricht doch schließlich kein Familiengrab auf, um am Lavendel zu schnuppern.” Er kontrollierte die Fingerknochen und stöhnte enttäuscht auf, als das Handgelenk der Frau sich vom Arm löste. Danach hob er die Hüftschale an und entdeckte ein rotes Baumwollsäckchen. Vorsichtig öffnete er die kleine Schleife und leerte es. Heraus kullerte ein Ring mit einem klaren, blauen Stein. Giuseppe pfiff leise durch die Zähne. Er war zwar kein Experte, was Edelsteine betraf, erkannte jedoch einen Saphir, wenn er ihn vor sich hatte.
“Ach Rinaldo”, flüsterte er, “usus est optimus magister.”
Vorsichtig hüllte er die Leiche wieder in die teils verrotteten Kleider, legte das linke Handgelenk wieder an seinen ursprünglichen Platz zurück, entschuldigte sich für seine Ungeschicklichkeit und schloss den Deckel.“

 
Bjarne Reuter (Brønshøj, 29 april 1950)

 

De Duitse schrijver en bloemlezer Kurt Pinthus werd geboren op 29 april 1886 in Erfurt. Zie ook alle tags voor Kurt Pinthus op dit blog.

Uit: Zuvor (Vorrede zur Anthologie ‘Menschheitsdämmerung)

„Doch schon fühlten die gereizten und überempfindlichen Nerven und Seelen dieser Dichter deutlich auf der einen Seite das dumpfe Heranrücken der liebe- und freudeberaubten proletarischen Massen, von der andern Seite den heranrollenden Zusammenbruch einer Menschheit, die ebenso hochmütig wie gleichgültig war. Aus der strotzenden Blüte der Zivilisation stank ihnen der Hauch des Verfalls entgegen, und ihre ahnenden Augen sahen bereits als Ruinen eine wesenlos aufgedunsene Kultur und eine ganz auf dem Mechanischen und Konventionellen aufgetürmte Menschheitsordnung. Ein ungeheurer Schmerz schwoll empor — und am frühesten und klarsten in denen, die in dieser Zeit, an dieser Zeit starben […]
Man versuchte, das Menschliche im Menschen zu erkennen, zu retten und zu erwecken. Die einfachsten Gefühle des Herzens, die Freuden, die das Gute dem Menschen schafft, wurden gepriesen. […] Immer deutlicher wußte man: der Mensch kann nur gerettet werden durch den Menschen, nicht durch die Umwelt. Nicht Einrichtungen, Erfindungen, abgeleitete Gesetze sind das Wesentliche und Bestimmende, sondern der Mensch! Und da die Rettung nicht von außen kommen kann — von dort ahnte man längst vor dem Weltkrieg Krieg und Vernichtung —, sondern nur aus den inneren Kräften des Menschen, so geschah die große Hinwendung zum Ethischen.“

 
Kurt Pinthus (29 april 1886 – 11 juli 1975)
Cover

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 29e april ook mijn blog van 29 april 2011 deel 2.