Mihály Vörösmarty, Valery Bryusov, Ernst Toller

De Hongaarse dichter Mihály Vörösmarty werd geboren op 1 december 1800 in Puszta-Nyék. Zie ook mijn blog van 1 december 2006 en ook mijn blog van 1 december 2008 en ook mijn blog van 1 december 2009.

 

Die Menschen

 

Schweigt, der Gesang soll nicht erklingen,

die Welt ihr Wort beginnt,

und es erfrieren mit glühenden Schwingen

der Regen und der Wind:

Tränenguß, den der Gram auslöst,

Seufzer, den bang das Herz ausstößt.

Geist, Sünde, Tugend, nichts hat mehr Gewicht:

Hofft länger nicht!

 

Die Völker voreinst hatten Väter,

tat euch die Märe kund,

die Väter wurden Missetäter,

das Volk ging dran zugrund:

Was übrig blieb, schrie nach Gesetzen:

Nun sind sie’s, die das Recht verletzen.

Über das Gute hält der Mord Gericht.

Hofft länger nicht!

 

Heroen dann: Gewaltig traten

das Recht sie in den Staub.

Arbeit gabs viel da: Eisentaten!

Und Ruhm, und Lorbeerlaub.

Zerbrach dann so ein Alexander,

verbiß das Volk sich ineinander.

Und Ruhm? Ein Blitz die Elendsnacht durchbricht:

Hofft länger nicht!

 

Und langer Frieden, und erschreckend

wächst sich die Menschheit aus,

vielleicht den Tisch der Pest nur deckend

zu üppigerem Schmaus.

Der Mensch schmachtet den Himmel an,

da er die Erde nicht gewann.

Im Grabe noch erdrückt ihn ihr Gewicht.

Hofft länger nicht!

 

Wie ist die Erde reich, und Menschenhände

mehrn ihren Reichtum noch,

und dennoch martern Plagen ohne Ende,

lastet der Knechtschaft Joch.

Ists ein Gebot? Ists kein Gebot?

Wenn nicht, warum solch zähe Not?

Ob es an Tugend? obs an Kraft gebricht?

Hofft länger nicht!

 

Vernunft und Bosheit, sie gesellen

sich zum verruchten Bund,

machen die Wut der Dummheit schwellen,

der Kriege letzten Grund.

Tier, Teufel, Zorn, Vernunft, was siegt

von euch: Der Mensch ists, der erliegt.

Der Wahnsinnsschlamm mit Gottesangesicht!

Hofft länger nicht!

 

Nach so viel Kriegs- und Friedensmühen:

Des Bruderhasses Mal

bleibt auf der Stirn des Menschen blühen,

er ist der Erde Qual;

ihr glaubt er lernt, da er voll List

die schlimmste Missetat ermißt.

Aus Drachenzähnen trat der Mensch ans Licht.

Hofft länger nicht!

Hofft länger nicht!

 

Vertaald door Franz Fühmann

 

 

Mihály Vörösmarty (1 december 1800 – 19 november 1855)

Monument in Boedapest

 

De Russische dichter en schrijver Valery Bryusov werd geboren op 1 december 1873 in Moskou. Zie ook mijn blog van 1 december 2006 en ook mijn blog van 1 december 2008 en ook mijn blog van 1 december 2009.

 

Saint Sebastian 

On slow and smoky fire thou burn’st and art consumed,

O thou, my soul!

On slow and smoky fire thou burn’st and art consumed,

With hidden dole.

 

Thou droopest like Sebastian, pierced with pointed arrows,

Harassed and spent.

Thou droopest like Sebastian, pierced with pointed arrows,

Thy flesh all rent.

 

Thy foes encircle thee and watch with gleeful laughter

And bended bow.

Thy foes encircle thee and watch with gleeful laughter

Thy torments slow.

 

The embers burn, and gentle is the arrow’s stinging

‘Neath the evening sky.

The embers burn, and gentle is the arrow’s stinging

When the end draws nigh.

 

Why hastens not thy dream unto thy lips now pallid

With deadly drouth?

Why hastens not thy dream unto thy lips now pallid

To kiss thy mouth?

 

 

Vertaald door Abraham Yarmolinsky

 


Valery Bryusov
(1 december 1873 – 9 oktober 1924)

 


De Duitse dichter en schrijver
Ernst Toller werd geboren op 1 december 1893 in Samotschin (tegenwoordig Szamocin). Zie ook mijn blog van 1 december 2006 en ook mijn blog van 1 december 2008 en ook mijn blog van 1 december 2009.

 

Unser Weg

 

Die Klöster sind verdorrt und haben ihren Sinn verloren,
Sirenen der Fabriken überschrillten Vesperklang,
Und der Millionen trotziger Befreiungssang
Verstummt nicht mehr vor klösterlichen Toren.

 

Wo sind die Mönche, die den Pochenden zur Antwort geben:
“Erlösung ist Askese weltenferner Stille …?”
Ein Hungerschrei, ein diamantner Wille
Wird an die Tore branden: “Gebt uns Leben!”

 

Wir foltern nicht die Leiber auf gezähnten Schragen,
Wir haben andern Weg zu Gott gefunden,
Uns sind nicht stammelndes Gebet die Stunden,

 

Das Reich des Friedens wollen wir zur Erde tragen,
Den Unterdrückten aller Länder Freiheit bringen –
Wir müssen um das Sakrament der Erde ringen.

 

 

Die Mauer der Erschossenen

 

Wie aus dem Leib des heiligen Sebastian,

Dem tausend Pfeile tausend Wunden schlugen,

So Wunden brachen aus Gestein und Fugen,

Seit in den Sand ihr Blut verlöschend rann.

 

Vor Schrei und Aufschrei krümmte sich die Wand,

Vor Weibern, die mit angestoßnen Knien “Herzschuß!” flehten,

Vor Männern, die getroffen sich wie Kreisel drehten,

Vor Knaben, die um Gnade weinten mit zerbrochner Hand.

 

Da solches Morden raste durch die Tage,

Da Erde wurde zu bespienem Schoß,

Da trunkenes Gelächter kollerte von Bajonetten,

 

Da Gott sich blendete und arm ward, nackt und bloß,

Sah man die schmerzensreiche Wand in großer Klage

Die toten Menschenleiber an ihre steinern Herze betten.

 

 

Ernst Toller (1 december 1893 – 22 mei 1939)