De Oostenrijkse schrijver Peter Handke werd op 6 december 1942 in Griffen in Karinthië geboren. Zie ook alle tags voor Peter Handke op dit blog.
Uit: Die Morawische Nacht
“Jedes Land hat sein Samarkand und sein Numancia.
In jener Nacht lagen die beiden Stätten hier bei uns, hier an der Morawa. Numancia, im iberischen Hochland, war einst die letzte Flucht- und Trutzburg gegen das Römerreich gewesen; Samarkand, was auch immer der Ort in der Historie darstellte, wurde und ist sagenhaft; wird, jenseits der Geschichte, sagenhaft sein. Die Stelle der Fluchtburg nahm an der Morawa ein Boot ein, ein dem Anschein nach eher kleines, das sich »Hotel« nannte, in erster Linie aber, seit geraumer Zeit schon, dem Autor, dem ehemaligen Autor, als Wohnung diente. Die Aufschrift HOTEL war bloße
Tarnung: Wer für die Nacht nach einem Zimmer, einer Kabine fragte, der wurde in der Regel mit einem
»Ausgebucht« beschieden. Die Nachfrage blieb freilich nahe null, und nicht nur, weil das Boot jeweils
an einer Flußstelle ankerte, zu der es keine rechten Zufahrtswege gab. Wenn einmal sich einer bis dahin durchschlug, dann höchstens angezogen von dem Namen des »Hotels«, der weithin durch die Finsternis der Flußauen leuchtete: MORAWISCHE NACHT.
Das Boot war nicht verankert, sondern bloß so an Bäumen oder Strommasten vertäut, und zwar derart, daß die Taue leicht und schnell zu lösen waren – eben zur Flucht, oder auch nur zum Mir-nichts-dir-nichts- Weiterfahren oder Wenden, fl ußauf oder fl ußab. (Die Morawa war zu jener Zeit, nach vielen Jahren nicht allein kriegsbedingter Versandung und Verschlammung, dank einer selbst die Grenzen unseres zur Kümmerecke Europas verkrachten Landes überschreitenden und – fast – allesheilenden Wirtschaft, auf große Strecken, bis hin in die Quellgebiete der Südlichen und der Westlichen Morawa in Maßen wieder schiffbar geworden.)
In der Nacht, da wir auf das Boot gerufen wurden, hielt dieses zwischen dem Dorf Porodin und der Stadt Velika Plana. Velika Plana liegt zwar näher am Fluß. Aber der Ruf kam vom Porodiner Ufer, von einer Stelle weitab von der die beiden Orte verbindenden Brücke, und so zickzackten wir, ein jeder für sich, aus dem Dorf, kreuz und quer, jetzt nach links, jetzt nach rechts abbiegend, über die von Feld zu Feld richtungwechselnden Ackerwege.”
Peter Handke (Griffen, 6 december 1942)
De Poolse dichter Rafał Wojaczek werd geboren in Mikołów op 6 decmber 1945. Zie ook mijn blog van 6 december 2008 en ook mijn blog van 6 december 2009 en ook mijn blog van 6 december 2010.
Didactical
Residents of the Other homeland
Across a rosebush are watching Time
Not yet knowing that like a slave
For them performs a dirty labor
Time like pain is of female gender
As the word Death is still unfamiliar
But I bear the guilt of their existence
Purposely giving up their name to the wind
I ought to give them a chance at nonexistence
Independent directly of me
And I enchanted Time in the clockwork of female body
So that lovemakers will feel the pain
Of Death so hard – that still ignorant
Of dying – will vomit out their lungs
Bird of whom I know
My face looks at me from the clouds
Having come out from my body and eyes
This is blood – straining past the horizon
My breath is blood, and a dry wind
That vertically ascends from the anchor
Of my lungs as a stalk of circling bird
But since earth is just now turning in reverse
The lungs turn in me ’til they rip out
Through mouth, through ribcage – like a cloth
Still there is sky, and my face is vast
As blood is dawning over the horizon’s rim
The bird still knows his elevation
Yet unknowing, he’s slowly seeping
From the large to my tight sky
Of closed eyelids – heavy as shroud.
Vertaald door Thomasz Gil
Rafał Wojaczek (6 december 1945 – 11 mei 1971)
De Duitse schrijver en acteur Dirk Dobbrow werd geboren op 6 december 1966 in Berlijn. Zie ook mijn blog van 6 december 2008 en ook mijn blog van 6 december 2009 en ook mijn blog van 6 december 2010.
Uit: Späte Störung
„Hinter dem Garten begann der Wald.
Über den Bäumen war ein Streifen vom Himmel zu sehen, blassblau in der Dämmerung, mit einer Spur von Rot. Nina stand an dem Tisch mit den Getränken. Sie schraubte eine Whiskyflasche auf. Ihr Haar war hochgesteckt. Frank betrachtete ihren Nacken. Dann glitt sein Blick an ihr herab zu den hochhackigen Schuhen. Er hatte sie noch nie an ihr gesehen. Sie hatte den rechten Fuß aufgestellt und bewegte ihn immerzu hin und her. Der Fremde stand in der Mitte des Raumes mit dem Rücken zu ihm. Als Erstes fiel ihm der blonde Haarschopf auf, dann die schmalen Schultern.
Es war niemand aus Ninas Abiturklasse, kein Junge, eher ein Mann in seinem Alter. Er hielt ein leeres Glas in der Hand. Nina nahm die Flasche und tänzelte auf den Fremden zu. Seine Tochter war angetrunken. Ihr Lidstrich war verschmiert. Endlich bemerkte sie Frank. Er wich ihrem Blick aus. An einem der Ledersitze, zu deren Kauf ihm der Architekt geraten hatte, weil sie angeblich so gut
in die Halle passten, lehnte Ninas Bildermappe. Sie war halb geöffnet, der Ausschnitt einer Zeichnung ragte heraus, darauf eine flache Hand, erhoben zur Abwehr.
»Paps.«
Ihre Stimme klang zittrig. Der Fremde drehte sich zu ihm um. Seine Haut war blass, unter seinen Augen lagen Ringe, doch sein Blick war hellwach. Den Mantel hatte er nicht ausgezogen, dabei war es warm in der Halle, Iris schien wieder an der Heizung gedreht zu haben, obwohl es längst Frühling war. Das Gesicht des Fremden verzog sich zu einem Lächeln. Es wurde immer breiter, bis er Frank
seine Zähne zeigte. Frank zog die Schultern hoch.“
Dirk Dobbrow (Berlijn, 6 december 1966)
Cover
De Nederlandse schrijver en schilder Henk van Woerden werd op 6 december 1947 geboren te Leiden. Zie ook alle tags voor Henk van Woerden op dit blog.
Uit: Ultramarine (Vertaald door Susan Ridder)
“Aysel thought that she could read the country – any country – like a newspaper. But this country, this city, was impossible to read. What had happened to her back home was a closed chapter. But the shock of Fragfurti would probably never leave her. That first winter she spent hours along the railway tracks behind Pegasus Street. Just to be outside, no matter how cold she was. To have the feeling that there was sandy ground here too, a grassy patch on the side of the road, a ditch that might acquire significance. So many things had become insubstantial, empty. The neighbourhood was crisscrossed by humming power. lines strung between tall poles. Time and again, with her back up against one of them, she crouched down in the sand. During her pregnancy, she became accustomed to that position: crouching with her hands around her belly. The railway embankment hid the brown-coal power station and the brickworks from view. The railway signal was powered by a gas canister, which had to be replaced every so often by a man in an orange uniform. But whenever she half-closed her eyes and squinted at the low-hanging sun, she felt as if she were somewhere else: the corner of a southern wharf, the shadow of the public garden and the land behind Kargöz Street.”
Henk van Woerden (6 december 1947 – 16 november 2005)
Zie voor nog meer schrijvers van de 6e december ook mijn vorige blog van vandaag.