De Duitse dichteres en schrijfster Ursula Wölfel werd geboren op 16 september 1922 in Hamborn / Duisburg. Haar vader was de dirigent Karl Koethke en Wölfel groeide op in het Ruhrgebied als de jongste van vier broers en zussen. Zij studeerde aan de universiteit van Heidelberg Duits, geschiedenis, filosofie en psychologie. In 1943 trouwde ze met de architect Heinrich Wölfel, een jaar later werd haar dochter Bettina geboren. Haar man stierf in 1945 in krijgsgevangenschap. Na de oorlog werkte Wölfel als schoolassistente. Vervolgens volgde zij een opleiding tot lerares in het basisonderwijs en was zij assistente aan het Pedagogisch Instituut Jugenheim an der Bergstrasse. Van 1951 tot 1954 studeerde zij Duitse literatuur, kunstgeschiedenis en pedagogiek aan de universiteit van Frankfurt. Van 1955 tot 1958 werkte zij als lerares in het bijzonder onderwijs in Darmstadt en aan het begin van de jaren zestig was ze academisch assistente van Klaus Doderer tijdens de ontwikkelingsfase van het Institut für Jugendbuchforschung. In 1959 verscheen haar eerste kinderboek. Ze leefde vanaf 1961 als schrijfster in het Odenwald en was sinds 1972 lid van het PEN-centrum Duitsland.
Die Geschichte von der Maus im Laden
Einmal ist eine Maus nachts in den Laden gelaufen. Sie hat all die gut en Sachen gerochen: Butter und Speck und Wurst und Käse und Brot und Kuchen und Schokolade und Äpfel und Nüsse und frische Möhren. Sie hat sich auf die Hinterbeine gesetzt und das Schnäuzchen in die Luft ge-streckt und vor Freude gepfiffen. Aber womit sollte sie jetzt anfangen? Sie wollte gerade an einem Butterpaket knabbern, da hat es von der einen Seite so gut nach Speck gerochen und von der anderen Seite hat es so gut nach Käse gerochen! Sie wollte gerade am Käse knabbern, da hat es von der einen Seite so gut nach Wurst gerochen und von der anderen Seite hat es so gut nach Schokolade gerochen! Sie wollte gerade an der Schokolade knabbern, da hat es von der einen Seite so gut nach Kuchen gerochen und von der anderen Seite hat es wieder so gut nach Butter gerochen! Die arme Maus ist immer hin und her gerannt. Sie wusste und wusste und wusste nicht, was sie zu erst fressen sollte. Und auf einmal war es hell und die Leute sind in den Laden gekommen. Sie haben die Maus nach draußen gejagt. Die hat zu den anderen Mäusen gesagt: »Nie mehr gehe ich in den La-den! Wenn man gerade anfangen will zu fressen, wird man weggejagt!«
Das Miststück
Als der Vater noch bei ihnen wohnte, hatte die Mutter in der Fabrik gearbeitet. Dann war der Vater immer öfter zu einer anderen Frau gegangen, und schließlich blieb er ganz bei ihr und heiratete sie. Seitdem war die Mutter immer zu Hause. Sie sagte zu Peter und Wilma: „Ich bin krank. Ich kann nicht mehr arbeiten gehen.“ Aber am Abend ging sie oft in die Wirtschaft oder zu den Nachbarn, und wenn sie dann nach Hause kam, machte sie Lärm im treppenhaus. Sie redete laut mit sich selbst, sie schimpfte auf den Vater, weil er nicht genug Geld schickte und weil er die andere Frau geheiratet hatte. Die Leute im Haus wurden wach davon. Sie rissen die türen auf und riefen: „Bist du schon wieder besoffen, du Miststück? Halt die Klappe! Wir wollen schlafen!“ Und es gab jedes Mal Streit. Davon wurde Peter oft wach. Er hörte zu, bis die Mutter die Wohnungstür zuknallte, er zog sich die Decke über den Kopf und weinte. Wilma schlief immer so fest, sie hörte nichts, Peter war froh darüber. Wilma brauchte das alles nicht zu wissen, sie war doch erst sechs Jahre alt. Manchmal kam die Mutter nachts noch zu ihnen ins Zimmer. Dann merkte sie, dass Peter weinte, und sie setzte sich auf sein Bett und weinte auch. „Ich tu’s nicht mehr“, flüsterte sie dann. „Warum kann ich denn nicht aufhören damit? Aber ich tu’s nicht mehr, nie mehr, das verspreche ich dir!“
Ursula Wölfel (16 september 1922 – 23 juli 2014)