Marion Poschmann

De Duitse dichteres en schrijfster Marion Poschmann werd geboren op 15 december 1969 in Essen. Poschmann groeide op in Mülheim an der Ruhr en in Essen. Van 1989 tot 1995 studeerde ze Duitse filologie, filosofie en Slavistiek, eerst in Bonn en vanaf 1992 in Berlijn, vanaf 1994 ook schrijven voor theater en televisie aan de Berlijnse Hochschule der Künste. Van 1997 tot 2003 doceerde zij Duits als onderdeel van het Duits-Poolse basisschoolproject „Spotkanie heißt Begegnung“. Ze woont als freelance schrijver in Berlijn en is lid van het PEN-centrum Duitsland. In 2002 debuteerde Poschmann met de roman “Baden bei Gewitter”. Deze werd gevolgd door verschillende poëziebundels. Haar tweede prozaboek “Schwarzweißroman” werd in 2005 genomineerd voor de Deutsche Buchpreis. Poschmann ontving talloze onderscheidingen voor haar proza en poëzie. Meest recent ontving ze de Peter Huchel-prijs en de Ernst Meister-prijs voor poëzie; Haar roman “Die Sonnenposition” stond ook weer op de shortlist van Deutsche Buchpreis en won de Wilhelm Raabe Literatuurprijs 2013.

Uit: Die Sonnenposition

„Die Sonne bröckelt. Wenn im Speisesaal Betrieb herrscht, versetzen die schweren Schritte alles in Schwingung, und von der Decke fällt Stuck. Aus der Sonnenmitte hängt das Kabel für den Kronleuchter, ein Modell aus DDR­Zeiten. Messingstäbe spreizen sich von einer Mittelachse, an den Enden verdecken Milchglastrichter die Glühbirnen bis auf die Kuppe, sie sind geformt wie kleine Füllhörner, die Strahlen aussenden, Sonnenimitate. Die Stucksonne darüber ist nur noch halb vorhanden. Bei jeder Mahlzeit rieseln Gipsteile herab, einmal fiel ein Placken einem Patienten in die Suppe, seitdem hat man die Tische umgestellt, und der Platz in der Mitte ist frei. Nach jedem Essen liegen dort weiße Stückchen auf dem Linoleumboden, ein feiner Puder, manchmal größere Brocken, nach jedem Essen wird der Raum gewischt. Formlose graue Putzlappen trocknen auf den Heizkörpern; ein verlöschendes, alles auslöschendes Grau, das jahrelang den Staub geschluckt hat, ihn beständig weiterschluckt, nur in den Pausen schlapp und feucht über der Heizung hängt. Neben den ausgebreiteten Lappen erheben sich auf den weißlackierten Rippen metallene Pflanzenreliefs, altertümlich elegante Ranken, an denen sich Schwebstoffe ablagern, so daß ihnen der festsitzende Schmutz eine fast schon wieder edle Schattierung und Tiefe verleiht. Harte Akanthusgirlanden, schwer zu reinigen, es bedürfte eines Dienstmädchens, das täglich mit einem Federwedel zwischen die Rippen fährt, Flaumteile fliegen läßt, oder mit einer jener kunststoffborstigen Stangen stochert, die aussehen wie vergrößerte Flaschenreiniger, in Neonfarben leuchtend, kirmeshaft, und in ihrer Sterilität vielleicht passender für eine Einrichtung wie die unsere.
Das Schloß ist unbedeutend und heruntergekommen. Kein königliches, ein gräfliches Anwesen, für 1 DM stand es eine Weile zum Verkauf. Als sich kein privater Investor fand, hat das Land hier eine Heil­ und Pflegeanstalt eingerichtet. Notdürftig vorerst, mit der endlosen Verzögerung und plötzlichen Hektik bürokratischer Beschlüsse, sind wir hier eingezogen, in ein stark renovierungsbedürftiges Gebäude. Mit der Sanierung, die eine akribische Restaurierung sein wird, kann erst begonnen werden, wenn die Fördergelder bewilligt sind. Bis dahin besitzt die Anlage den Charme eines Spukschlosses, verwildert, eingesponnen, verwunschen. Wer von den Bewohnern aus dem Westen kommt wie ich, mag von der Romantik schwärmen, den filmreifen Kulissen, der sichtbaren Vergangenheit, welche bei uns ja nach Kräften bereinigt ist, zu glatt wiederhergestellt oder gänzlich getilgt wurde. Wer von den Bewohnern aus dem Westen kommt wie ich, hat sein Glück in der Umbruchsituation gemacht, denn in den neuen Bundesländern waren plötzlich Stellen frei.“

 
Marion Poschmann (Essen, 15 december 1969)

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