Allerseelen (Rainer Maria Rilke)

Bij Allerzielen

 

 
Allerseelen door Friedrich Peter Hiddemann, 1858

 

Allerseelen

I
Rings liegt der Tag von Allerseelen
voll Wehmut und voll Blütenduft,
und hundert bunte Lichter schwelen
vom Feld des Friedens in die Luft.

Sie senden Palmen heut und Rosen;
der Gärtner ordnet sie mit Sinn –
und kehrt zum Eck der Glaubenslosen
die alten, welken Blumen hin.

II
“Jetzt beten, Willi, – und nicht reden!”
Mit großem Aug gehorcht der Knab.
Der Vater legt den Kranz Reseden
auf seines armen Weibes Grab.

“Die Mutter schläft hier! Mach ein Kreuz nun!”
Klein Willi sieht empor und macht,
wie ihm befohlen. Ach, ihn reuts nun,
daß er am Weg heraus gelacht!

Es sticht im Auge ihn – wie Weinen …
Dann gehn sie heimwärts durch die Nacht;
ganz ernst und stumm. Da lockt den Kleinen
beim Ausgang jäh der Buden Pracht.

Es blinkt durch den Novembernebel
herüber lichtbeglänzter Tand;
er sieht dort Pferdchen, Helme, Säbel
und küßt dem Vater leis die Hand.

Und der versteht. Dann gehn sie weiter
Der Vater sieht so traurig aus. –
Doch einen Pfefferkuchenreiter
schleppt Willi selig sich nach Haus.

 

 
Rainer Maria Rilke (4 december 1875 – 29 december 1926)
Glas-in-lood raam van Alfons Mucha, Sint-Vituskathedraal, Praag

 

De Duitse dichter Rainer Maria Rilke wer op 4 december 1875 in Praag geboren. Zie ook alle tags voor Rainer Maria Rilke op dit blog.

Zie voor de schrijvers van de 2e november ook mijn twee vorige blogs van vandaag.