Anna Basener

Onafhankelijk van geboortedata

De Duitse schrijfster Anna Basener werd in 1983 in Essen geboren. Basener studeerde cultuurwetenschappen en esthetiek aan de Universiteit van Hildesheim. Het collegegeld verdiende zij met het schrijven van stuiverromans voor de Bastei Verlag. In 2010 verscheen met haar “Heftromane schreiben und veröffentlichen” het eerste boek over het schrijven van stuiverromans. Zij publiceerde zelf onder verschillende pseudoniemen, maar vooral omdat Catharina Chrysander verschillende stuiverromans in het genre adel en “Heimat”, en romantasy en sexwesterns. Tegenwoordig schrijft ze erotische e-books, thrillers en historische romans onder pseudoniem en in toenemende mate publiceert zij onder haar eigen naam. Haar e-book “Fürstenschund” bereikte plaats 1 op de Kindle bestseller lijst. Naast essays voor vice.de en het tijdschrift Business Punk schrijft ze ook een column over de zoektocht naar de perfecte werkplek. Haar korte verhaal “Herz aus Milch” was een van de beste van de MDR literatuur wedstrijd in 2015 en is verschenen in de bloemlezing “Schnee im August. In 2017 verscheen haar debuutroman “Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte“, waarvan al voor verschijnen de filmrechten verkocht waren.

Uit: Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte

“Putzen. Nicht gerade Ommas Berufung. Nur weil sie gut darin ist, heißt das nicht, dass jedes feuchte Durchwischen von Herzen kommt. Sie will es halt sauber haben, hat ei-nen gewissen Anspruch und eine unerschöpfliche Menge an Reinigungsbenzin. »So ein Hotel muss schließlich was hermachen«, hat die Omma oft gesagt, den Staubwedel untern Arm geklemmt und noch einen Samtkragen gekippt. So war das an Karneval. Und an Ostern. Und selbstverständlich am Ersten Mai, und das ging dann immer so weiter durch das ganze Jahr, das kann man sich ja vorstellen. Genau genommen war das damals natürlich gar kein Hotel, sondern ein Puff. Aber das machte die Arbeit nur anspruchsvoller. »Eine einzige Komplexät mit die Damen und die Her-ren und das Geld.« Die Omma hatte so manche Weisheit parat. Sie war stolz auf dreckfreie Flächen und hatte für jeden Kleckser ein bis drei Lösungen. Aber ihr ging es immer um mehr, aufs Putzen ließ sich die Omma nie reduzieren. Immerhin war sie ja vor allem Wirtschafterin – und zwar eine flotte. Sie hatte zum Beispiel recht schnell ne Dauerwelle, noch vor den Damen im d’Amour. Natürlich war sie auch eine der Letzten, die noch Dauerwelle hatte, als die Welle längst vorüber war, aber so ist das mit der Omma nun mal. Bei der Arbeit gab’s den Kittel über ihre Versandhaus-Shirts und die langen Ladyzigaretten im Mundwinkel. Sie raucht Eve, damals wie heute. Die haben so eine Blumen-borte am Ende des Filters, und die Plastikfingernägel von der Omma sind selbstverständlich immer in einer der vier Farben lackiert, die in der Blumenborte vorkommen. Rauchen kann tödlich sein – und wenn schon. Das Leben kann tödlich sein, und davon kann die Omma aber mal ein Liedchen singen. Sie hat eine tiefe Stimme, und wenn sie besoffen ist, dann stiert sie mit Schlafzimmerblick auf die Tischplatte, stemmt ihren Ellbogen auf und singt Dolly-Parton-Songs, während Eve in ihren Fingern zu Asche wird. Aber zurück zum Hotel, zurück zum Anfang. Die Omina war natürlich ein heißer junger Feger mit bunten Plastiknägeln, und sie hatte die Damen im Griff. Schon vor 1960, als alles anfing, hatte die alles im Griff. Wenn der Herbert nicht weiterwusste, dann hat er die Omma gefragt. Gut, er hat sie angebrüllt, und sie hat ihn ignoriert, aber das hat am Ende meistens geholfen. Wenn die Damen nicht weiterwussten, haben sie die Omma gefragt. Denn dem Herbert ist manchmal die Hand ausgerutscht, und da brauchte es einfach jemanden, der zurückschlägt. Da flogen dann die Ohrfeigen hin und her, dank der Omma war das keine Einbahnstraße. Wenn sie selbst nicht weiter-wusste, dann … Nein, eigentlich wusste sie immer weiter.“

 
Anna Basener (Essen, 1983)