De Oostenrijkse dichteres Christine Busta werd geboren op 23 april 1915 in Wenen. Zie ook alle tags voor Christine Busta op dit blog.
Baum im Winter
Seltsame Früchte hat er heut getragen:
im Morgenfrost den roten Sonnenapfel,
am Abend eine Silberschote Mond.
Muttersprache
Nicht, was die Mutter sagt,
beruhigt und tröstet die Kinder.
Sie verstehen´s zunächst noch gar nicht.
Wie sie es sagt,
der Tonfall, der Rhythmus,
die Monotonie der Liebe
in den wechselnden Lauten
öffnet die Sinne dem Sinn der Worte,
bringt uns ein in die Muttersprache.
Ein Gleiches
geschieht auch
im Gedicht.
Christine Busta (23 april 1915 – 3 december 1987)
De Zwitserse schrijfster Adelheid Duvanel werd geboren op 23 april 1936 in Basel. Zie ook alle tags voor Adelheid Duvanel op dit blog.
Uit: Beim Hute meiner Mutter
“Die Fledermaus räusperte sich, beugte sich über den Tisch und sprach einige geflügelte Worte, worauf das Figürchen, das Kaspar eben tüchtig und liebevoll geknetet hatte, wuchs, rostbraunes Haar bekam und blaue Augen, einen lächelnden Mund, niedliche Händchen und Füßchen, die sich bewegten. Da es möglicherweise schamhaft war, wurde es in ein weißes Spitzenkleid gehüllt, das, einer Schneewolke gleich, zum Fenster hereinschwebte. Kaspar, der nicht wußte, wie ihm geschah, stammelte: «Wie schön du bist» und betrachtete das Wunder von allen Seiten, als ob er seine Vollkommenheit anzweifelte. Während er noch von einem Fuß auf den andern trat, ohne sich dieser kindlichen Angewohnheit bewußt zu werden, erhob sich die Mutter aus ihrer Ecke, in welcher sie wie ein Pilz im finstern Wald gesessen hatte, öffnete ihren Mund, auf welchem Staub lag, und meinte, diese Figur sei ihrem Sohn
besonders gut gelungen, und er werde sie wohl teuer verkaufen können. Das schöne Mädchen lächelte, als Kaspar sagte: «Ja,
Mama», denn es schien, als wäre nicht er es, der diese Wort sprach, da seine Zunge sich nicht bewegte, sondern auf seiner Lippe lag. Er erinnerte sich, daß er bis jetzt Frauen geküßt hatte, wie man sonderbare Tiere streichelt, um sie, mehr noch sich selbst, zu beschwichtigen. Noch während verschiedene, nicht unangenehme Gedanken durch seinen Sinn gingen, begann der Hut der Mutter zu wanken, neigte sich wie ein Schneemann, den die Sonne streichelt, wurde weich, es bildeten sich Tropfen, die zu Boden fielen, doch er schmolz nicht, wie Kaspar erwartete, sondern hob sich, flog majestätisch zum Fenster hinaus, immer höher und höher, mitten in den weißen, wirbelnden Himmel hinein, wo er einen Augenblick lang stillstand, einen blutroten Mond vortäuschte und dann erlosch.”
Adelheid Duvanel (23 april 1936 – 8 juli 1996)
Basel
De Duitse schrijfster Marion Titze werd geboren op 23 april 1953 in Lichtenwalde/Chemnitz. Zie ook alle tags voor Marion Titze op dit blog.
Uit: Unbekannter Verlust
“Sie hatten mir den Makel verpaßt. Makel ist die zerstörerische Arbeit des Sich-seibst-Herabsetzens, das unsichtbare Flammenzeichen auf der Stirn. das dritte Auge, welches schmäht, was es bewohnt, unseren Leib. So entsteht das leibhaftige Grauen, die Angst. Die etwas anderes ist als Furcht. Furcht ist ein notwendiges Lebenssignal. Sie zeigt etwas Wirkliches an, während Angst etwas Unwirkliches aufbringt, ein selbstgemachtes Phantom, das, einmal vorhanden, durchaus mit Wirklichkeit aufgefüllt wird. Am Ende, am schlimmen Ende, ist sie die einzig verbliebene Realität. Es waren diese Symptome, die ich mit Daniel teilte und die sich einfanden an seltsamen Orten. Schau, sagte Daniel, von der Raufhalle kommend. Ich weiß nicht, warum es geschieht, sie geben mir sämtlich die faulen Apfelsinen, nur oben auf die Tüte wird eine gute gelegt. Und ich lasse es geschehen, weil ich tief im Inneren denke: Ich bin also der für die faulen Apfelsinen. einer, mit dem man es machen kann, weil man es einmal mit ihm hat machen können Es war so unwahrscheinlich, daß ich es gar nicht erzählte. Mir passierten dieselben Dinge. Ich ging nach meinem Umzug in eine mir unvertraute Kaufhalle. Man mußte den Kohl dort auswiegen lassen. Das bedeutete, eine Verkäuferin zu suchen, sich zu entschuldigen, daß man sie in Anspruch nahm, daß man zu einer anderen geschickt wurde, sich erneut entschuldigte und darum bat, sie möge den Kohl auf die Waage legen.”
Marion Titze (Lichtenwalde, 23 april 1953)
Cover
De IJslandse schrijver Halldór Laxness (eig. Halldór Guðjónsson) werd geboren in Reykjavik op 23 april 1902. Zie ook alle tags voor Halldór Laxness op dit blog.
Uit: Iceland’s Bell (Vertaald door Philipp Roughton)
“You don’t say,” the old man mumbled hoarsely, in a voice that seemed to come from a great distance. “All the same, it’s the Creator who rules.”
“I have a letter to prove it,” said the king’s emissary.
“Oh, for sure,” said the old man. “Everyone’s got letters these days. All sorts of letters.”
“Are you calling me a liar, you old devil?” asked the king’s emissary.
The old man didn’t want to risk coming any closer to the travelers, so he sat down on the remains of the wall encircling the courthouse and looked at them. He was no different from any other old man: he had a gray beard, red eyes, a chimney-cap, and gnarled legs, and he clenched his blue hands around his walking stick and leaned forward upon it tremblingly. His dog came over inside the wall and sniffed at the men without barking, as dogs do when concealing their savagery.
“No one had letters in the old days,” murmured the old man softly.
Swarthy, the pale man’s guide, exclaimed: “Right you are, pal! Gunnar of Hlíbarendi* had no letters.”
“And who are you?” asked the old man.
“Oh, this is a cord-thief from Akranes; he’s been lying about in the irælakista at Bessastabir* since Easter,” answered the king’s emissary, and he kicked angrily at the dog.
The black-haired man spoke up and sneered, baring his gleaming white teeth: “That’s the king’s hangman from Bessastabir. All the dogs piss on him.”
The old man on the crumbling wall said nothing, and his expression remained for the most part blank. He continued to look at them and blinked a little as he sat there trembling.“
Halldór Laxness (23 april 1902 – 8 februari 1998)
De Tsjechische schrijver Egon Hostovský werd geboren op 23 april 1908 in Hronov. Zie ook alle tags voor Egon Hostovský op dit blog.
Uit: Siebenmal in der Hauptrolle (Vertaald door Markus Sedlaczek)
„Seit zehn Tagen und Nächten quäle ich mich mit dem dumpfen Schweigen, das mir Kavalskýs Tod
aufbürdete, der genauso bizarr war wie all das (ich zögere, es als Leben zu bezeichnen), was ihm vorausging.
Er starb angeblich an einer Krankheit, an der man in der Regel nicht stirbt. Einer Grippe, einer
Angina – oder etwas Ähnlichem. Der Konsul sagte mir auch, daß er die Nachricht von seinem Tod sofort an den Präsidenten und die Regierung nach London1 telegrafiert habe, nicht weil er den Verstorbenen für eine besonders bedeutende Persönlichkeit hielt, sondern »eher aus Pietät gegenüber allem, was heute in unserer armseligen Exilkultur geschieht«. Und er fuhr fort: »Das Exil hat ihn arg mitgenommen, er war bis auf die Knochen abgemagert, und als er Kräfte gebraucht
hätte, um sich vom Lager zu erheben und einer eigentlich leichten Krankheit Widerstand entgegenzusetzen, zeigte sich, daß er über keinerlei Kraft verfügte. Sein Visum war in Ordnung, ein Besuchervisum mit einjähriger Gültigkeit. Die Exilzeitungen in Amerika schreiben immer noch über ihn. Ich wußte nicht, daß er russischer Abstammung war. Sie haben ihn wohl ziemlich gut gekannt, nicht wahr?«
Ich erinnere mich nicht, was ich dem Konsul geantwortet habe. Schon seit zehn Tagen und Nächten
vergesse ich, was ich einen Augenblick vorher gesagt habe oder was man mir gesagt hat.“
Egon Hostovský (23 april 1908 – 7 mei 1973)