Crauss, Doppelfeld-prijs voor Cihan Acar

De Duitse dichter en schrijver Crauss werd geboren in Siegen op 19 september 1971. Zie ook alle tags voor Crauss op dit blog.

WE WAREN PILOTEN, we hadden
chocoladestof in onze neus. ’s nachts
dat was een tent in afrika, een oorlogsgehuil
in pantymutsen, een piemeldans
om de woonkamerschat. we zochten beschutting
tegen schijnwerpers die onze blikken volgden.
we waren piloten, gebroken schaduwen
stortten op ons neer, we hebben nooit meer
dermate gebeefd, gekust en overleefd.

 

Vertaald door Frans Roumen

 

gefärbtes glas mein bruder

da ist ein punkt im himmel ein kreis ein schwarzer kreis
eine musik ist im auge ein pochen unter dem lid und alles
gewimmel oranger und gelber und schwach ganz schwach grünlicher löcher
und etwas saugendes ist

mein bruder schreibt lange sätze er treibt sie wie narben ins blatt
will alles verscheuchen von seinem balkon und ich bin die schwester
ich wippe reminiszenzen herbei und spreizfüszige leichte:
alles aus bravo und kann es nicht greifen
ich liebe es aber

und ein kreis ist im tisch ein oranges gewimmel und kugeln voll luft
und etwas saugendes ist
und ein hellschwarzes loch das tief in die rückbeuge geht

mein bruder schreibt lange und will sich erinnern
dann kann er entfernen was ich an ihm liebe ich schreibe
eine einzige linie verschreib mich und schreibe ich kann es nicht fassen
ich bin seine schwester ich bin seine mutter ganz stumm
ein dreschflegel der vater und schweigen ein loch im gesicht

wir liebten das land und lagen im heu die katzen machten das holz rot
wir kinder waren das o in der anrede vom opa
die stadt ist ein stock und ein viereck ist sichres geländer
und jetzt ist ein kreis da und alles mit pinseln verschmiert

wie gern hätt ich im himmel ein bast mit figuren mit winkenden
menschen wie sehr hätte ein klares vergehn mich gefreut
aber der tag ist gefesselt der abend ballon voller wunder und briefkästen
ein horizont mehrfach in geigton klavierstimme nachbarschaftsklopfen

 

DEINE GEDICHTE
vocoding fm

deine gedichte
sind mir ein grosser roman gefühls
erregungskunst oder zwischen eros und tod alles
was die brust des menschen durchzieht die sammlung
ungewöhnlicher lieben und wolf den ich zitierte
in zahllosen briefen zum beweis
meiner sehnsucht.

ich möchte dir nur noch das quälende nehmen.

deine gedichte
sind mir ein riff unter kopf
hörern guitarren gezogen vom ohr
hinunter ins beatbein die augen aufblitzende
schriften und muster das herz ein einsamer jäger
rapidly moving und life is a dancefloor übers wein
rauschen der rillen hinweg.

denn wie willst du mich anders begehren.

 

Crauss (Siegen, 19 september 1971)

 

Doppelfeld-prijs voor literaire debuten

In het Literaturhaus in München is voor het eerst de Doppelfeld-prijs voor literaire debuten uitgereikt – het is een teken van aanmoediging voor jonge auteurs. De hoofdprijs, waaraan een bedrag van  6000 euro is verbonden, ging naar Cihan Acar voor zijn debuut “Hawaii”. Cihan Acar werd in 1986 in de buurt van Heilbronn geboren. Nadat hij zijn middelbare school had afgerond, begon hij rechten te studeren in Heidelberg. Hij werkte ook als journalist en auteur. Hij schreef twee non-fictieboeken (een over Galatasaray, een over hiphop) en deed verslag voor de dpa vanuit Turkije. Na lange verblijven in Istanbul en Berlijn keerde hij terug om zijn studie af te ronden.

Uit: Hawaii

„Immer wollen sie, dass man mittanzt.
Bekannte und Unbekannte kamen ständig vorbei, versuchten alles. Komm, stell dich nicht so an, nur einmal, auf. Wenn einer nicht tanzen will, denken die Leute, ihm fehlt etwas. Mir fehlte nichts. Außer halt, dass ich nicht länger als nötig auf dieser Hochzeit bleiben wollte.
Ich saß an einem bestimmt fünf Meter langen Tisch direkt neben der Tanzfläche, wo nur die besten Freunde des Brautpaars sitzen durften. Der Bräutigam hatte sich von mir versprechen lassen, dass ich an diesem Tisch sitzen würde. Ich weiß nicht, warum ihm das so wichtig war. Wir kannten uns zwar schon lange, waren aber nicht gerade Kindergartenfreunde, die im Sandkasten Blutsbrüderschaft geschlossen hatten oder so. Tarık hieß er.
Irgendwann kam auch er an, und zwar in Begleitung des Kamerateams, das ihm überallhin folgte. Er streckte mir seine Hand entgegen, lächelte und sagte nichts.
Dank einer großen Leinwand, die direkt neben der Bühne aufgebaut war, konnte man die Szene auch auf den hinteren Plätzen live mitverfolgen. Ich hatte also gar keine Wahl. Hoffentlich war sein Heiratsantrag nicht ähnlich abgelaufen.
Auf der Tanzfläche begrüßten sie mich wie jemanden, der gerade von einer Weltreise zurückgekommen war. Eine Riesenaufregung. Sie bildeten einen Kreis, jemand schubste mich in die Mitte, alle klatschten mir zu. Ganz alter Trick. Zum Glück löste sich der Kreis bald auf, und nach einer Weile konnte ich zurück an den Tisch.
Dort landete ich zwischen zwei Autoexperten. Sie spielten ein Spiel, bei dem sie abwechselnd ihr Traumauto beschreiben sollten. Der linke war gerade dran: »Weißer A6, S-Line, Zweiliter-Diesel, 190 PS. TDI und noch Sportsitze dazu. Ich wär der King von Heilbronn!«
»Brutales Ding, Bruder«, sagte der rechte. Dann bastelte er sich auch einen Wagen aus möglichst vielen Fachbegriffen zusammen. Ich hörte den beiden eine Weile zu und tat beeindruckt, verstand aber kaum ein Wort.
Die Band machte eine Pause. Schreiende Kinder eroberten sofort die leer gewordene Tanzfläche. Der Trommler, der sich unter die Tanzenden gemischt hatte, kehrte zurück zu seinen Kollegen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Das Hochzeitspaar setzte sich an den Brauttisch, der genau gegenüber von uns stand und gar nicht wie ein Tisch aussah, eher wie ein kleines Schloss aus Seide. Überall rosa Herzen und weiße Schleifen.
Die Braut verschränkte die Arme auf dem Tisch, lehnte sich nach vorne und sah auf etwas hinab. Sie wirkte irgendwie traurig. Ich wusste über sie nur, was Tarık mir erzählt hatte, nämlich dass sie Ebru hieß und erst seit ein paar Monaten in Deutschland war. Als eine ältere Frau ankam, um Fotos von den beiden zu machen, schaltete sie sofort wieder in den Festmodus. Der traurige Blick war weg. Wahrscheinlich hatte sie sich nur ausgeruht, kurze Pause vom ewigen Pflichtgrinsen.
Aber nein, jetzt sah ich es auch. Es war der Kachelboden.
Er fiel kaum auf. Man wurde abgelenkt durch die vielen Menschen und Stühle im Saal, die Dekoration und den roten schmalen Teppich, der vom Eingang bis zur Tanzfläche reichte. Wenn man es einmal gesehen hatte, gab es aber kein Entkommen mehr. Braune Kacheln überall.“

 

Cihan Acar (Nabij Heilbronn, 1986)

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 19e september ook mijn blog van 19 september 2019 en ook mijn blog van 19 september 2018 en ook mijn blog van 19 september 2011 deel 1 en eveneens deel 2.

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