De Duitse schrijver en journalist Eckhart Henrik Nickel werd geboren op 2 juni 1966 in Frankfurt am Main. Na zijn studie kunstgeschiedenis en literatuur in Heidelberg en New York werkte Nickel onder meer bij het Zeitgeist-tijdschrift Tempo, bij ARTE in Straatsburg en het tijdschrift Architectural Digest. Zijn teksten verschijnen onder meer in de weekendedities van de SZ en FAZ. Van herfst 2004 tot het laatste nummer in de zomer van 2006 leidde Eckhart Nickel als hoofdredacteur het literaire tijdschrift “Der Freund” samen met redacteur Christian Kracht uit Kathmandu. Van januari tot en met oktober 2007 was hij verantwoordelijk voor de stijlreportage in de zaterdagbijlage SZ Weekend van de SZ. Oorspronkelijk geclassificeerd als popliteratuur, gaan Nickels werken vooral over het lot van moderne mensen in opstand. Nickels werken omvatten het onderzoeken van het weer in al zijn vormen, evenals de nauwkeurige uitwerking van tekstsimulaties, d.w.z. teksten die alleen maar pretenderen met zichzelf om te gaan (zie ook de langere verhalen “Scheinanfahrt” en “N.O.M.E.N”. (Niet zonder mijn eigen naam). In zijn recentere werken (waaronder de eerste, nog niet eerder gepubliceerde roman “Die Wespe”) slaat de auteur een serieuzere toon aan, die overgaat in rebelse poëzie waarin moraliteit wordt geëist”, aldus het Goethe-Instituut in een profiel. De auteur woont in Frankfurt am Main. Nickel werd in 2017 uitgenodigd voor de Ingeborg Bachmann Competitie, waar hij de Kelag-prijs, voorheen Preis des Landes Kärnten en de Juryprijs, ontving voor het begin van zijn roman “Hysteria”, die in het najaar van 2018 werd gepubliceerd. Een jaar later kwam de voltooide roman op de longlist voor de Deutsche Buchpreis. In 2019 ontving Nickel de Friedrich Hölderlin-prijs van de stad Bad Homburg.
Uit: Hysteria
„Mit den Himbeeren stimmte etwas nicht. Die kleinen geflochtenen Holzschalen, die Bergheim auf dem Markt immer hochhob, um zu sehen, ob sich das weiße Vlies am Boden schon von zerfallenden Früchten rötlich verfärbte, waren übervoll mit zu dunklen Beeren. Während der natürliche Prozess ihrer Auflösung sich in der Regel als Schimmel zeigte, der über die zum Platzen mürben Fruchtgefäße hinauswuchs, handelte es sich hier um einen zutiefst beunruhigenden Farbwechsel. Die Farbe, an die sich Bergheim bei Bio-Himbeeren seit vielen Jahren gewöhnt hatte, war ein blasses, bläuliches Rot, das bei Lichteinfall fast durchscheinend wirkte. Diese aber waren anders, sie leuchteten in schwärzlichem Purpur, was den Früchten etwas entschieden Jenseitiges gab.Bei seiner Inspektion der Schalen stellte Bergheim fest, dass selbst die Papiertücher unter den Beeren schon tiefdunkelrot waren und sich erste Tropfen wie frisch ausgetretenes Blut am hellen Holz der Schale sammelten. Der Name der Kooperative, Sommerfrische, war in Fraktur mit einem Retrostempel aufgedruckt. Seit kurzer Zeit tauchten überall Typografien auf, die an das früher als reaktionär geltende Sütterlin erinnerten. Mit dem altertümlichen Schriftzug wollte man sich bewusst zu einer Tradition bekennen, die noch Bezug zur Herkunft hatte und das eigene Land als Produktionsort ausländischen Importen vorzog. Bergheim konnte die Adresse nur mit Mühe entziffern. Automatisch sortierte er die achtlos übereinandergestapelten Schalen und rückte sie zurecht, sodass ihre Ränder eine gerade Linie ergaben und genügend Raum zwischen ihnen entstand, um die Früchte nicht noch weiter zu zerdrücken.Er nickte, während er sich das Ergebnis prüfend besah, und musste wegen der Farbe unwillkürlich an Samtvorhänge denken, wie sie vor die Fenster von Leichenwagen gezogen wurden. Der kitzelnde Flaum, der sich beim Zerdrücken der Frucht im Mund wie ein Pelz auf die Zunge legte, widerte ihn auf einmal an. Dazu kamen die weißen Poren im Inneren der Himbeere, die schon von Natur aus an bedenklichen Pilzbefall erinnerten, obwohl sie nur die Punkte bezeichneten, an denen sie mit der Pflanze verbunden waren.
Die Härchen, die wild zwischen einzelnen Waben herausragten, schienen sich noch dazu zu bewegen, und über den zellenartigen Fruchtbällen formte sich gräulicher Schimmer, der sie fast staubig aussehen ließ, wie ein dünnhäutiger Bovist.“