De Argentijnse schrijver en regisseur Edgardo Cozarinsky werd geboren 13 januari 1939 in Buenos Aires. Cozarinsky komt uit een familie van Russisch- Joodse immigranten uit Odessa en Kiev . Hij groeide op, zoals hij later pleegde te vertellen, met oude Hollywood-films in de theaters van zijn wijk en met de Europese literatuur. Hij studeerde literatuur aan de universiteit van zijn geboortestad en verdiende zijn brood als filmcriticus voor Argentijnse en Spaanse kranten en tijdschriften . Als 20 -jarige ontmoette hij Silvina Ocampo, Adolfo Bioy Casares en leerde via hen Jorge Luis Borges kennen. In 1974 verliet hij als gevolg van de dramatische politieke situatie vóór de dood van Juan Peron Argentinië en vestigde zich in Frankrijk. Hij leeft als schrijver en filmmaker (regisseur, scenarioschrijver en producent) en “als een nomade uit roeping” gedeeltelijk in Parijs en gedeeltelijk in Buenos Aires en refelcteert in zijn literaire en filmische werken over Borges,Tsjechov en Nabokov. Edgardo Cozarinsky schreef romans en korte verhalen en essays . Dankzij de vertalingen van zijn boeken, onder anderen in het Frans, Engels en Duits, is hij een van de bekendste vertegenwoordigers van de Argentijnse literatuur buiten de Spaanstalige wereld. Hij was o.a. te gast op het Internationaal Literatuur Festival Berlijn 2007.
Uit: Die Braut aus Odessa: Erzählungen (Vertaald door Sabine Giersberg)
„An einem Frühlingsnachmittag im Jahre 1890 beobachtete ein junger Mann vom Primorsky Boulevard aus die Bewegung der Schiffe im Hafen von Odessa.
In seinem sonntäglichen Gewand hob er sich von der Alltagslässigkeit oder dem exotischen Aussehen der Passanten ab. Der junge Mann war für ein großes Abenteuer gekleidet: die Lackschuhe hatte ihm seine Mutter geschenkt, den Maßanzug sein Onkel, von Beruf Schneider, er hatte ihn erst am Tag vor seiner Abreise fertiggestellt; und schließlich der Hut, den sein Vater zweiundzwanzig Jahre zuvor am Tag seiner Hochzeit und danach vielleicht noch fünf- oder sechsmal getragen hatte. Es waren noch drei Tage hin bis zu dem großen Abenteuer, aber für ihn waren die vierhundert Werst, die Kiew von Odessa trennten, und dieser erste Anblick eines Hafens und des Schwarzen Meeres (das in das Mittelmeer übergehen würde und dieses in den Atlantik) schon Teil der Reise, die aus ihm einen neuen Menschen machen würde.
Doch über der Begeisterung, mit der er die vielen Eindrücke der großen Stadt und des Hafens verschlang, lag ein Schleier von Traurigkeit. Er hatte seine Education sentimentale noch nicht zu Ende durchlaufen, und sein erstes Liebeserlebnis beschäftigte seine Gedanken derart, dass er die bevorstehende Reise, das kühnste Abenteuer seines Lebens, nicht recht genießen konnte. Um diesen Schmerz zu vertreiben, den er nicht auslöschen konnte, folgte er mit dem Blick jedem Menschen, der vorüberging; an jedem war etwas, das sein Interesse weckte. Eine Kinderfrau in adretter Uniform schob lustlos den Wagen, aus dem aus üppiger Spitze ein quengelndes Baby herausschaute; zwei beleibte Männer, die sich durch die Goldketten unsichtbarer Taschenuhren auszeichneten, schlenderten vorbei und diskutierten über die Preise von Weizen und Sonnenblumen auf verschiedenen europäischen Märkten; ein schwarzer Seemann – es war das erste Mal, dass er jemanden von dieser Hautfarbe sah – beobachtete, ebenso neugierig wie er, alles, was um ihn herum vorging; ein anderer Seemann, der eher wie ein als Seemann verkleideter Schauspieler aussah, hatte einen goldenen Ring im Ohr und einen Papagei auf der Schulter, den er erfolglos zu verkaufen versuchte.“
Edgardo Cozarinsky (Buenos Aires, 13 januari 1939)