De Duitse schrijfster Gabriele Wohmann werd op 21 mei 1932 in Darmstadt geboren als Gabriele Guyot. Zie ook alle tags voor Gabriele Wohmann op dit blog.
Uit: Denk immer an heut nachmittag
„Eine halbe Stunde Fahrt auf der Hinterplattform”, sagte der Vater, „wieder was Schönes zum Drandenken.”
Die Bahn ruckelte durch die dunklen feuchten Gäßchen von Gratte. Spätnachmittags, die Zeit, in der noch einmal alle Frauen ihre Einkaufstaschen zu den Krämern trugen, in die Auslagen der engen Schaufenster starrten und wie im Gebet die Lippen bewegten, während sie die Münzen in ihren klebrigen Portemonnaies zählten. Die letzten Minuten, bevor die Kinder endgültig hinter den schartigen Hausmauern verschwänden, ehe die Männer auf ihren Motorrädern in das Delta der Gassen donnern würden. Das Kind hielt die Messingstange vor der Fensterscheibe fest, aber immer wieder rutschte die glatte Wolle seiner Handschuhe ab. „Wie im Aussichtswagen. Lauter lustige Dinge”, sagte der Vater. „Du kannst immer dran denken: wie lustig war’s doch, als wir plötzlich bei Wickler im Fenster die Mannequins entdeckten und als der Vater sagte: schön, wir fahren eine Bahn später. Die hübschen Mannequins, weißt du’s noch?”
„Ja”, sagte das Kind. Sein Knie spürte den Koffer.
Die Bahn fuhr jetzt durch eine Straße mit eckigen unfrisierten Gärtchen, und Gratte sah nur noch wie ein dicker, dunkler Pickel aus. Dann Bäume, die meisten noch kahl, eine Bank mit einem Mädchen, das die Fingernägel reinigte, gekrümmte nackte Kiefernstämme in sandigen Kahlschlägen.
„Der Wald von Laurich”, sagte der Vater, „er zieht sich bis zu deinem Schulheim. Ihr werdet ihn wahrscheinlich oft zu sehen bekommen, Spiele im Wald veranstalten, Schnitzelversteck und was weiß ich, Räuberspiele, Waldlauf.” Ein fetter Junge auf dem Fahrrad tauchte auf und hetzte in geringem Abstand hinter der Bahn her. Sein schwitzendes bläuliches Gesicht war vom Ehrgeiz verunstaltet, die farblose dicke Zunge lag schlaff auf der Unterlippe. „Zunge rein”, rief der Vater und lachte.
„Ob er’s schafft? Was meinst du?”
Gabriele Wohmann (Darmstadt, 21 mei 1932)
De Zwitserse schrijver Urs Widmer werd geboren op 21 mei 1938 in Basel. Zie ook alle tags voor Urs Widmer op dit blog.
Uit: Der Geliebte der Mutter
„Heute ist der Geliebte meiner Mutter gestorben. Er war steinalt, kerngesund noch im Tod. Er sank um, wahrend er, sich uber ein Stehpult beugend, eine Seite der Partitur der Sinfonie in g-Moll von Mozart umblatterte. Als man ihn fand, hielt er einen Notenfetzen in der toten Hand, jene Hornstose zu Beginn des langsamen Satzes. Er hatte meiner Mutter einmal gesagt, die g-Moll-Sinfonie sei das
schonste Stuck Musik, das jemals komponiert worden sei. – Er las seit immer Partituren, so wie andere Bucher lesen. Alles, was ihm in die Hande fiel, Archaisches und Oberflachliches. Vor allem aber sah er sich nach Neuem um. Erst im Alter, so gegen neunzig, holte ihn das Bedurfnis ein,
nochmals das schon Vertraute zu erfahren, anders nun, in der Beleuchtung der schwindenden Lebenssonne. Nun las er den Don Giovanni wieder, den er einst als Jungling mit brennenden Augen verschlungen hatte, und die Schopfung. – Er war Musiker gewesen, Dirigent. Drei Tage vor seinem Tod hatte er in der Stadthalle sein letztes Konzert dirigiert. Gyorgy Ligeti, Bartok, Conrad Beck. – Die Mutter liebte ihn ihr ganzes Leben lang. Unbemerkt von ihm, unbemerkt von jedermann. Niemand wuste von ihrer Passion, kein Wort sagte sie jemals davon. ≫Edwin!≪ flüsterte sie allerdings, wenn sie am See stand, allein, mit ihrem Kind an der Hand. Von Enten umschnattert, im Schatten selber,
schaute sie auf das in der Sonne leuchtende Ufer gegenuber. ≫Edwin.≪ Der Dirigent hies Edwin.“
Urs Widmer (Basel, 21 mei 1938)
De Vlaamse dichter Emile Verhaeren werd geboren in Sint Amands op 21 mei 1855. Zie ook mijn blog van 21 mei 2010 en eveneens alle tags voor Emile Verhaeren op dit blog.
Maar in Vlaanderen
Maar in Vlaanderen ben ik geboren, waar de nevelen domen,
In een klein dorp, waar achter de beteerde muren,
Onder stormende luchten, geladen met as van de rokende vuren,
Nog arme, maar koppige varenslui wonen.
Mijn jeugd heeft ze gekend, helaas maar al te goed:
De donkere moerassen, de sombere bossen en naakte velden,
Grijze november die slierten van regen komt melden,
Zwart-ebben dageraden en avonden van roet.
Aldoor woelde in mijn geest de geweldige Schelde!
Hoe was ik gelukkig en blij, en toch vol vrees die mij kwelde
Bij winter, wanneer de sterren glinsterden in de schollen,
Krakende bergen die naar onheilszeeën rollen.
De masten die des zomers van de verre einders naderen
En aan wier toppen kleurige wimpels waaien,
Zij trilden minder als het kloppen in mijn aderen,
Een brand, die voor de strijd of voor mijn lot weer op wil laaien.
De zwervende nevels en het wolkengeweld
Hielden mij sterk in hun grepen gekneld,
En mijn ganse wezen is zich zó gaan ontvouwen
Dat ik vurig mocht leven bij hun drukte en hun grauwen.
O gouden landen met uw stralende luister,
Mogen uw bossen, uw dalen, uw vlakten en stranden
Nog mijn dromen bekoren, mijn zinnen ontbranden…
Naar mijn liefde voor Vlaanderen heeft mijn hart steeds
Geluisterd.
Emile Verhaeren (21 mei 1855 – 27 november 1916)
Buste in Rouen
Zie voor nog meer schrijvers van de 21e mei ook mijn blog van 21 mei 2011 deel 1 en eveneens deel 2.