De Italiaanse schrijver Giorgio Fontana werd geboren op 22 april 1981 in Saronno. Fontana groeide op in het Noord-Italiaanse, door industrie gedomineerde stadje Caronno Pertusella. Hij studeerde vergelijkende literatuurwetenschap en filosofie aan de Universiteit van Milaan. In zijn proefschrift onderzocht hij het interne realisme van Hilary Putnam .Zijn eerste roman “Buoni propositi per l’ anno nuovo” kwam in 2007 uit bij de prestigieuze uitgeverij Mondadori. Deze bereikte de laatste ronde van de Premio Massa Rosa en de Premio Rea. Het jaar daarop verschenen nog twee verhalende werken: “Novalis”, een roman over een groep jonge creatieven en “Babele 56. Otto fermate nella città che cambia”, een verzameling van verhalen en verslagen over migranten in Milaan. Het boek kwam in 2009 op de shortlist voor de Premio Tondelli. Zijn doorbraak als schrijver bereikte Fontana met de roman “Per legge superiore” die in 2011 verscheen. De essaybundel “La velocità del buio” verscheen eveneens in 2011.Overigens werkt Fontana ook als journalist voor de Corriere della Sera en Il Manifesto en voor Wired en Opendemocracy.net . Van 2005-2010 was hij redacteur van het literaite tijdschrift Eleanore Rigby.
Uit: Im Namen der Gerechtigkeit (Per legge superiore, vertaald door Karin Krieger)
„Zwei tage später klopfte es an Donis Bürotür. Es war früher Nachmittag und sehr heiß. Die Temperaturen waren in die Höhe geklettert.
Die Flure des Justizpalasts waren von körnigem Licht durchflutet, und der abgestandene Geruch nach Zigarettenrauch im Treppenhaus war nun fast unerträglich. Alles schien noch statischer zu sein als sonst, ein Schwebezustand, der schon an Schönheit grenzte, der reinste De Chirico: eine Metaphysik, die ihren Höhepunkt im Sommer erreichen sollte, wenn Doni durch die ungemein hohen, menschenleeren Flure ging wie durch die Straßen einer Stadt in der Stadt.
«Herein», sagte er.
Eine blonde, junge Frau um die zwanzig trat ein. Sie drehte sich kurz um und überlegte, ob sie die Tür schließen sollte, dann tat sie es, schnellte wieder nach vorn und blieb stehen.
Wieder so etwas, was die Leute nicht wussten oder nie für möglich halten würden. Die Verrückten. Die Stammgäste, wie ein Kollege sie nannte.
Eigentlich konnte jeder x-Beliebige in den Justizpalast gelangen. Natürlich gab es eine Eingangskontrolle, doch an der vorbeizukommen, war nicht schwer. Doni hatte schon öfter Besuch gehabt, von Größenwahnsinnigen, von verkalkten Greisen, von Obdachlosen, die von Weltverschwörungen faselten und sogar von einem kleinen Jungen, der während einer Besichtigung seine Schulklasse verloren hatte.
Immer wieder beherbergte der Palazzo einen Unbefugten. Jemanden, dessen Anwesenheit nicht erlaubt war, dem es aber trotzdem gelungen war, in den Bauch der Justiz einzudringen – weniger ein Bakterium als vielmehr eine Zelle, die aus einer anderen Welt hereingeschneit war, ein harmloses, doch illegales Element.
Immer wieder klopfte zuweilen jemand an die Tür der Richter und Staatsanwälte und gab seinen Senf zum Besten. Er fragte, redete, quasselte, egal was. Wie war das nur möglich? Doni verstand es nicht. Doch vielleicht gehörte auch das zur Logik des Palazzos, dieser Zone, in der die Regeln unsicher waren, das ganze Gegenteil von dem, was er sein sollte: Nägel und Risse, wie immer.
Die junge Frau sah ihn an, ohne zu lächeln.
«Dottor Doni?», fragte sie.
«Ja. Und wer sind Sie?»
Giorgio Fontana (Saronno, 22 april 1981)