De Duitse dichter en schrijver Gottfried Benn werd geboren in Mansfeld op 2 mei 1886. Zie ook mijn blog van 2 mei 2007.
Abschied
Du füllst mich an wie Blut die frische Wunde
und rinnst hernieder seine dunkle Spur,
du dehnst dich aus wie Nacht in jener Stunde,
da sich die Matte färbt zur Schattenflur,
du blühst wie Rosen schwer in Gärten allen,
du Einsamkeit aus Alter und Verlust,
du Überleben, wenn die Träume fallen,
zuviel gelitten und zuviel gewußt.
Entfremdet früh dem Wahn der Wirklichkeiten,
versagend sich der schnell gegebenen Welt,
ermüdet von dem Trug der Einzelheiten,
da keine sich dem tiefen Ich gesellt;
nun aus der Tiefe selbst, durch nichts rühren,
und die kein Wort und Zeichen je verrät,
mußt du dein Schweigen nehmen, Abwärtsführen
zu Nacht und Trauer und den Rosen spät.
Manchmal noch denkst du dich -: die eigene Sage -:
das warst du doch -? ach, wie du dich vergaßt!
war das dein Bild? war das nicht deine Frage,
dein Wort, dein Himmelslicht, das du besaßt?
Mein Wort, mein Himmelslicht, dereinst besessen,
mein Wort, mein Himmelslicht, zerstört, vertan —
wem das geschah, der muß sich wohl vergessen
und rührt nicht mehr die alten Stunden an.
Ein letzter Tag -: spätglühend, weite Räume,
ein Wasser führt dich zu entrücktem Ziel,
ein hohes Licht umströmt die alten Bäume
und schafft im Schatten sich ein Widerspiel,
von Früchten nichts, aus Ähren keine Krone
und auch nach Ernten hat er nicht gefragt —
er spielt sein Spiel, und fühlt sein Licht und ohne
Erinnern nieder – alles ist gesagt.
Ein Wort
Ein Wort, ein Satz -: aus Chiffren steigen
erkanntes Leben, jäher Sinn,
die Sonne steht, die Sphären schweigen,
und alles ballt sich zu ihm hin.
Ein Wort – ein Glanz, ein Flug, ein Feuer,
ein Flammenwurf, ein Sternenstrich –
und wieder Dunkel, ungeheuer,
im leeren Raum um Welt und Ich.
Ball
Ball. Hurenkreuzzug. Syphilisquadrille.
Eiert die Hirne ab, die Sackluden!
Mit diesen meinen Zähnen: zerrissen, zerbissen
Hundebregen, Männer-, Groß- und Kleinhirne:
selbst ihre Syntax klappert nach der Scheide.
Mich bauern Dorfglücke an: Kausaltriebe,
Ölzweige, stetige Koordinaten -:
Heran zu mir, ihr Heerschar der Verfluchten,
schakalt mir nach den eingegrabenen Samen:
Entlockung! Schleuderhonig! Keimverderb!
Ihr Stallverrecken, Misthaufen-Augenbruch,
Verweste Blasen, Veilchenfrau-Verhungern,
ihr brandiges Geblüte – Kanalfischer,
heringsfängert ans Land
die Hodenquallen!
Finale! Huren! Grünspan der Gestirne!
Verkäst die Herrn! Speit Beulen in die Knochen!
Rast, salometert bleiche Täuferstirnen!
Gottfried Benn (2 mei 1886 – 7 juli 1956)
De Duitse dichter en schrijver Novalis werd geboren in Oberwiederstedt op 2 mei 1772. Zie ook mijn blog van 2 mei 2007. en ook mijn blog van 2 mei 2006.
Geistliche Lieder II
Farbenquelle
Einen langen tiefen Trunk!
Alter Sehnsucht heilige Gewährung,
Süße Lieb in göttlicher Verklärung!
Endlich kommt zur Erde nieder
Aller Himmel selges Kind,
Schaffend im Gesang weht wieder
Um die Erde Lebenswind,
Weht zu neuen ewig lichten Flammen
Längst verstiebte Funken hier zusammen.
Überall entspringt aus Grüften
Neues Leben, neues Blut;
Ewgen Frieden uns zu stiften,
Taucht er in die Lebensflut;
Steht mit vollen Händen in der Mitte,
Liebevoll gewärtig jeder Bitte,
Lasse seine milden Blicke
Tief in deine Seele gehn,
Und von seinem ewgen Glücke
Sollst du dich ergriffen sehn.
Alle Herzen, Geister und die Sinnen
Werden einen neuen Tanz beginnen.
Greife dreist nach seinen Händen,
Präge dir sein Antlitz ein,
Mußt dich immer nach ihm wenden,
Blüte nach dem Sonnenschein;
Wirst du nur das ganze Herz ihm zeigen,
Bleibt er wie ein treues Weib dir eigen.
Unser ist sie nun geworden,
Gottheit, die uns oft erschreckt,
Hat im Süden und im Norden
Himmelskeime rasch geweckt,
Und so laßt im vollen Gottes-Garten,
Treu uns jede Knosp und Blüte warten.
In stiller Treue sieht man gern ihn walten…
In stiller Treue sieht man gern ihn walten
Nicht wie die Meisten, mag er sinnlos schweifen,
Er wünscht die dargebotne Rechte zu ergreifen
Der bessern Zukunft, und sie fest zu halten.
Reichfarbig wird sich diese Knosp entfalten,
Das Auge sich für ferne Welten schleifen
Zum Meister wird der treue Lehrling reifen
Und um sich her ein neues Reich gestalten.
Wie fröhlich kann dankbar ein Freund verkünden
Was seinem Geist sich längst vergnüglich zeigte
Wenn er des Jünglings Wandel still bedachte.
O! möchte jede Treue Treue finden
Und daß zu dem der Lilienstab sich neigte
Der Lust und Leben kranken Herzen brachte.
Elegie auf einen Kirchhof
Kirchhof, werter mir als Goldpaläste,
Werter einem jeden Menschenfreund,
Birgest manches Edlen Überreste
Aber auch wohl manchen Tugendfeind.
Trink die Tränen, welche meinen Lieben
Die hier ungestöret ruhn, geweint;
Stunden sagt, wo seid ihr denn geblieben,
Die ihr uns als Jünglinge vereint?
Sprosset auf zu dunklen Trauermyrten
Tränen, die die Liebe hier vergoß
Grünt, um meine welke Stirn zu gürten,
Meine Laute, der nur Schmerz entfloß.
Kirchhof, Freund der trüben Knabentage
Die mir schwanden tränenvoll dahin,
Hörtest du nicht oft auch meine Klage,
Wenn mich eine Freundin mußte fliehn?
Novalis (2 mei 1772 – 25 maart 1801)
De Duitse schrijfster Angela Krauß werd geboren op 2 mei 1950 in Chemnitz. Zie ook mijn blog van 2 mei 2007.
Uit: Die Überfliegerin
„Die Russen sind fort !
Gestern noch ging ich die rückwärtige Straße entlang, unter den vier Balsampappeln, bei den brennenden Müllcontainern, aus einem Kellerfenster herauf kam Estradenmusik.
Da sind sie! dachte ich.
Im Mai lagen ihre Koffer noch auf den Eichenschränken aus den vierziger Jahren, und über die gelben Lampen aus Porzellan liefen seit dem Weltkrieg die Fliegen.
Sie bleiben? dachte ich.
Die Magnolie vor der alternden Villa des Schokoladenfabrikanten fing an zu blühen, aus der Stolowaja im Erdgeschoß dampfte der Brodem, der Koch wand sich durch das Gartengestrüpp, Oksana drehte gelangweilt ihre georgischen Augen nach oben, die gewaltigen bunten Generäle schepperten mit Messern und Gabeln in den Hinterzimmern, Ludmilla verfing sich beim Servieren in der Gardine, ich riß einen Brief auf von Toma aus Sibirien, Klawdija, die Schwere, Weißliche mit den Haaren an den Beinen, schöpfte Grütze aus dem Trog, Genossin, Schwester, Liebste, Schönste, schrieb Toma mit lila Tinte, Oksanas Finger spielten mit den Holzkugeln der Rechenmaschine, Schweißperlen glänzten auf dem ein wenig weiblichen Rücken des Kochs, er pfiff durch die Zähne, eine Kompanie Niederer taumelte herein, ihre tschuwaschischen, kirgisischen, abchasischen, turkmenischen Kindergesichter sanken über die Teller.
Fort sind sie!
Gestern trugen sie aus Kellereingängen Eisschränke mit kleinen roten Sternen an den Türen, und die Türen fielen beim Hinwerfen ab. Und unzählige Stühle mit Aluminiumbeinen und braunen Kunstledersitzen wurden an Armen und auf Köpfen herausgetragen. Vielleicht ein Kinosaal? Unbekannte Apparaturen von derber, übersichtlicher Mechanik lagen zu Haufen zusammengekehrt.
Fort sind sie!
Nur der Soldat patrouilliert vor der Kommandantura. Es ist eine himmelblaue Villa, der Aufgang flankiert von zwei roten Papierkörben aus Plastik, der Garten umfaßt von einer übermannshohen Wellblechwand. Wie der abnehmende Mond steht ein Stück des Riesenteleskops über dem Rand. Die Stirn des Kommandanten gleitet am Fenster vorbei.
Als ich das Licht der Welt erblickte, waren sie schon da: kleine Mädchen mit großen roten Seidenschleifen hinter den Ohren. Nur in Grüppchen erschienen sie hinter den beflaggten Brettertoren und hielten ihre geschmückten Köpfe erhoben. Ich sehnte mich nach einem einzelnen, nach seinen fremden Kinderlauten, die weich und bestimmt klangen.
Eben noch habe ich von meinem Spiel aufgeblickt, um mich nach ihnen umzudrehen, und schon sind sie fort.“
Angela Krauß (Chemnitz, 2 mei 1950)
De Litouwse schrijver en vertaler Jurgis Baltrušaitis werd geboren op 2 mei 1873 in Paantvardys. Zie ook mijn blog van 2 mei 2007.
OCEAN AND DROPLET
Ocean and droplet, like corn – ear and flower,
Breathe in fulfillment of one same behest:
Winter and summer it spins in the world
Whirlwind and slumber in woodland boughs.
Men and their doings – a weft immemorial…
Miracle pilots us, we are the oar – strokes…
Trembling of moments in trembling eternal…
Years are in flower, of bliss everlasting…
Mankind’s brief hour is like to the wave…
Know you, o man, in the depths of the night,
Meeting with prayer the silence of stars.
Whose is the mouth with which you speak?
In brilliance of noon, where the hour of fulfillment
Opens the flowers in Golgotha’s world.
Know you, o wand’rer, in labor and strife.
Whose is thought, not of earth, that you think?
THE BELL
Loudly and sadly, one stroke on another,
Sang the bell to the slumbering world…
Just like the tocsin when fire is approaching,
Long and loudly it pealed.
Sang now with threats, with persuasive endearment, –
Trembling, it sobbed, with a bitter complaint –
Thunder pursuing, or story from childhood –
Into the silent darkness it fell.
Promise it hinted of man’s resurrection,
Sounded the sorrowful tidings of death, –
Wilderness fervor cried out in darkness, –
Thirst for forgiveness, revenge…
Sang in the night, and the holiday morning,
Laughed with the storm, and in silence it wept;
Only an echo sang back from the forest –
Not from the slumbering soul.
Just like the tocsin when fire is approaching
Sang the bell to a world without heed…
Loudly and sadly, one stroke on another,
Vainly it pealed about God.
Vertaald door W. Edward Brown
Jurgis Baltrušaitis (2 mei 1873 – 3 januari 1944)
De Duitse schrijfster Gisela Elsner werd geboren op 2 mei 1937 in Nürnberg. Zie ook mijn blog van 2 mei 2007.
Uit: Heilig Blut
“Durch die polternden Schritte der Herren, die sowohl auf dem Weg zum Abtritt als auch auf dem Rückweg zum Schlafzimmer mit Taschenlampen in den Händen und gefütterten Anoraks über den Pyjamas in ihren plumpen Wanderstiefeln den Aufenthaltsraum durchquert hatten, war der junge Gösch während der Nacht mehrfach aus dem Schlaf geschreckt worden. Jedesmal, wenn einer von ihnen an ihm vorbeigestampft war, war er hochgefahren und hatte sich voller Begriffsstutzigkeit erkundigt, was denn passiert sei. Aber keiner der Herren hatte es für nötig gehalten, seine Frage zu beantworten. Schweigend waren sie allesamt ins Freie getreten und kurz darauf wiederum im Hütteneingang aufgetaucht.
Ihr Kommen und Gehen hatte zur Folge gehabt, daß der junge Gösch schließlich nicht mehr hatte einschlafen können, obwohl er todmüde gewesen war. Nachdem er bis zum Morgengrauen mit geschlossenen Augen auf der Schlafcouch gelegen hatte, hatte er sich aufgerichtet und eine kurze Bemerkung, nämlich die Bemerkung, daß man Lüßl, Hächler und Glaubrecht nur ertragen könne, wenn man sie als Spottfiguren betrachte, in sein Tagebuch notiert. Danach war er aufgestanden und auf Zehenspitzen zur Küche geschlichen, um einen Schluck Wasser zu trinken. Als er den Aufenthaltsraum, dessen Fußbodendielen trotz seiner Behutsamkeit geknarrt hatten, wiederum betreten hatte, hatte sich Glaubrecht brüllend bei ihm erkundigt, ob er denn keine Rücksicht nehmen könne.
Mit seinem Gebrüll hatte er Lüßl und Hächler geweckt. Während ihm Hächler wegen seiner Undiszipliniertheit die ärgsten Vorhaltungen gemacht hatte, war Lüßl am ganzen Leibe bebend vor Wut in seinem provozierend eleganten, schwarzgoldgestreiften Seidenpyjama zum Badezimmer gestürzt, wo er sich fast eine Dreiviertelstunde lang eingeschlossen hatte. Als er jetzt frisch rasiert, gewaschen und gekämmt und penetrant nach einem herben Gesichtswasser riechend mit zwei blutenden Schnittwunden am Kinn, auf denen winzige Wattepfropfen klebten, in ockerfarbenen Knickerbockers und einer ockerfarbenen Strickjacke, in der er ein lavendelblaues Halstuch mit ockerfarbenen Tupfen trug, in der Küche auftauchte und sich an den Frühstückstisch setzte, den Glaubrecht gedeckt hatte, legte er eine Gelassenheit an den Tag, die der junge Gösch recht irritierend fand.“
Gisela Elsner (2 mei 1937 – 13 mei 1992)
Getekend door Oliver Grajewski
De Oostenrijkse schrijver Franz Innerhofer werd geboren op 2 mei 1944 in Krimml.
Uit: Die großen Wörter
“Gestern noch machte ich mir heftige Vorwürfe, fluchte auf den Schreiber in mir und bekämpfte ihn mit Alkohol. Heute wird mir bewußt, daß ich all diese Jahre unrecht hatte, indem ich mir selber nie recht gab. Die Sprache ist zu meiner Zufluchtsstätte geworden. Ich kann Dinge und Zustände beim Namen nennen, das kommt, weil ich so viel geschwiegen habe (…). Immer den Mund halten müssen ist schlimm. Ich habe dreimal das Milieu gewechselt und bleibe jetzt einmal sitzen. Meine Literatur ist immer noch viel zu schüchtern gegen mich und die anderen, aber das Wichtigste scheint mir, daß ich mich heute entschlossen habe: ich mache weiter.”
Franz Innerhofer (2 mei 1944 – 19 januari 2002)
Zie voor onderstaande schrijvers ook mijn blog van 2 mei 2007.
De Frans-Duitse schrijver, essayist en vertaler Georges-Arthur Goldschmidt werd geboren op 2 mei 1928 in Reinbek bij Hamburg
De Amerikaanse dichter en vertaler James Stratton Holmes werd geboren in Collins, Iowa, op 2 mei 1924.
De Duitse schrijver en dichter Klaus Konjetzky werd geboren op 2 mei 1943 in Wenen.