De Duitse schrijver Marc Degens werd geboren op 18 augustus 1971 in Essen. Zie ook alle tags voor Marc Degens op dit blog.
Uit: Sternenflüchtig
“Mein Abitur war das viertbeste, das jemals auf Salem abgelegt wurde. Zwei der Besserbenoteten wurden Politiker, einer davon Ministerpräsident, der dritte starb an einer Überdosis. Mir standen alle Türen offen. Ich hatte ein Stipendium der Studienstiftung in der Tasche, Lynn ebenfalls.
Lynns Mutter hatte uns einen Erholungsurlaub in Neuseeland spendiert, anschließend wollten wir vierzehn Tage mit dem Auto durch Kalifornien reisen. Anfang September sollte unser Studium an der UCLA beginnen, wir hatten Plätze an der Anderson School of Management bekommen, es hat meinen Vater zwei Anrufe gekostet, die zusammen keine zehn Minuten dauerten. Zehn Minuten waren für ihn allerdings eine Ewigkeit.
Lynn war in Paris und kleidete sich neu ein, drei Tage bevor unser Flug nach Christchurch via Dubai gehen sollte. Meine Mutter war mit ihrem neuen Liebhaber auf einer Koksinsel in der Karibik. Ich schickte ihr eine Abschiedsmail, die mit Zitaten aus „Siddharta“ gespickt war, andere Teile hatte ich aus der Kriegsdienstverweigerung eines Mitschülers, dessen Powerbook wir zerlegt hatten, kopiert.
Ich schrieb meiner Mutter, dass ich zunächst den Strand auf Kreta, an dem sich Zeus in einen Adler verwandelte, aufsuchen und anschließend nach Poona ziehen wolle. Ich wusste, dass sie das stolz machen würde, sie glaubte auch fest daran, dass ich der Sohn eines Rolling Stone sei.
Meinen tatsächlichen Aufenthaltsort kannte niemand, nicht einmal mein bester Freund Adrian. Es bereitete mir einen Mordsspaß, mir vorzustellen, wie mein Vater seinen Vertrauten durch alle Hippie-Höhlen dieser Erde scheuchen würde, diesen gottverdammten Leichenwäscher Berger. Dabei hielt ich mich die ganze Zeit nur knapp hundert Kilometer von Berlin auf. Zunächst auf dem Brezelfest in Ringenwalde, dann auf der Boitzenburger Woche in Wichmannsdorf, anschließend auf dem Schützenmarkt in Pinnow und der Warnitzer City-Kirmes.”
Marc Degens (Essen, 18 augustus 1971)
De Duitse schrijver Ulrich Woelk werd geboren op 18 augustus 1960 in Beuel bij Bonn. Zie ook alle tags voor Ulrich Woelk op dit blog.
Uit: Liebespaare
“Nicht weit von hier, auf der Oranienburger Straße, warten die am aufwendigsten herausgeputzten Huren Berlins auf Kundschaft, drollige Nuttenkarikaturen, die Haare so lang wie die Beine, die Körper erotisch gepanzert, mit sonderbar unlogischem Kostümierungsaufwand. Zu Touristenattraktionen geworden, fragt man sich manchmal, ob sie eigentlich noch sind, was sie vorgeben zu sein. Ein Hauch von Unwirklichkeit hängt im Himmel dieser Nacht.
Sie dreht sich um und geht zum Bad, pflückt auf dem Weg ihre Dessous vom Teppich. Der Stoff ist weich in ihren Händen und kühl und leicht. Als sie im Badezimmer Licht macht, steht sie sich in einem deckenhohen Spiegel gegenüber, unerwartet, im grellen Weiß. Ist sie schön? Sie ist vierunddreißig. Die zarten Zwischentöne des Strumpfgewebes auf ihrer Haut, Nuancierungen von schimmerndem Schwarz vor dem Hintergrund der hellen Kacheln – als Ärztin muß sie an die Schattierungen auf einem Röntgenbild denken. Wie irritierend es manchmal ist, auch jetzt noch, nach Jahren, zu sehen, daß Körper eigentlich nichts sind, Schleier, mal dichter gewebt, mal weniger dicht. Als könnte man einander durchdringen, und doch bleibt man am Ende das einzelne Wesen, das man vorher schon war.
Als sie angezogen ins Zimmer zurückkommt, liegt er da wie zuvor, auf dem Bauch, die Arme von sich gestreckt, umgeben vom leisen Geräusch seines Atems. Obwohl sie miteinander geschlafen haben, ist ihr seine blasse Nacktheit fremd, jetzt, da sie selbst nicht mehr nackt ist. Seine Kniekehlen, so verletzlich und hohl zwischen den Sehnen, seine Oberschenkel überflaumt mit dunklen Härchen, die sich bis hinauf in seinen Schritt kräuseln. So wird er ihr in Erinnerung bleiben, sie wird ihn nicht wiedersehen, es sei denn, ein Zufall wollte es anders”
Ulrich Woelk (Beuel, 18 augustus 1960)
De Perzische dichter Moulana Nuruddin Abdorrahman Jami werd geboren op 18 augustus 1414 in een dorpje bij Jam, in het huidige Afghanistan. Zie ook alle tags voor Jami op dit blog.
Uit: Salámán and Absál (Vertaald door Edward Fitzgerald)
Oh Thou whose Memory quickens Lovers’ Souls,
Whose Fount of Joy renews the Lover’s Tongue,
Thy Shadow falls across the World, and They
Bow down to it; and of the Rich in Beauty
Thou art the Riches that make Lovers mad.
Not till thy Secret Beauty through the Cheek
Of Laila smite does she inflame Majnún,
And not till Thou have sugar’d Shírín’s Lip
The Hearts of those Two Lovers fill with Blood.
For Lov’d and Lover are not but by Thee,
Nor Beauty;—Mortal Beauty but the Veil
Thy Heavenly hides behind, and from itself
Feeds, and our Hearts yearn after as a Bride
That glances past us Veil’d—but ever so
As none the Beauty from the Veil may know.
How long wilt thou continue thus the World
To cozen with the Fantom of a Veil
From which Thou only peepest?—Time it is
To unfold thy perfect Beauty. I would be
Thy Lover, and Thine only—I, mine Eyes
Seal’d in the Light of Thee to all but Thee,
Yea, in the Revelation of Thyself
Self-Lost, and Conscience-quit of Good and Evil.
Thou movest under all the Forms of Truth,
Under the Forms of all Created Things;
Look whence I will, still nothing I discern
But Thee in all the Universe, in which
Thyself Thou dost invest, and through the Eyes
Of Man, the subtle Censor scrutinize.
Jami (18 augustus 1414 – 19 november 1492)
Illustratie uit Salámán and Absál
De Duitse schrijfster Susanne Fischer werd geboren op 18 augustus 1960 in Hamburg. Zie ook alle tags voor Susanne Fischer op dit blog.
Uit: Die Platzanweiserin
“Die Tapeten hielten das Haus zusammen, die neueste, letzte Schicht; die Schminke über der schartigen Haut. Wenige Tage zuvor, als ihr Mann, der Helmut, noch lebte, hatte man sicherlich nichts davon bemerkt, erst jetzt traute sich das Haus, aufzugeben und in die Knie zu gehen. Die Witwe aber wollte das Haus verkaufen, sie wollte es so sehr verkaufen, daß sie nicht bemerkte, wie sehr ich dafür nicht in Frage kam. Zu ihren Kindern ins Ruhrgebiet sollte es gehen, ja, für sie sei gesorgt, so sprach sie sich selbst Mut zu. Im Wohnzimmer hatte ihr Mann eigenhändig eine Wand herausgebrochen und durch ein stehendes Fenster ersetzt, das bis zum Boden reichte. Man saß auf der braunen Cordgarnitur wie in einem versehentlich möblierten Aquarium. »Frau Genthe«, sagte sie, »Frau Genthe, Sie können sich einfach nicht vorstellen, wie das ist. Plötzlich steht man da wie vor dem Nix, dem großen, grauslichen Garnix. Aber das Haus ist ein gutes Haus, es ist von vor dem Krieg und wird uns noch einmal alle überleben.« Bei dem Wort überleben fiel ihr wieder ein, was sie sekundenlang vergessen hatte, und sie mußte kurz, und trocken aufschluchzen, ein jämmerliches Schnappen nach der knappen Aquariumluft.”
Susanne Fischer (Hamburg, 18 augustus 1960)
De Italiaanse schrijver Luciano de Crescenzo werd geboren in Napels op 18 augustus 1928. Zie ook alle tags voor Luciano de Crescendo op dit blog.
Uit: Die Zeit und das Glück (Vertaald door Bruno Genzler)
“In nicht einmal einer Woche stieß ich bis zu den Seitenwänden des Kellers vor. Noch zwanzig Zentimeter und ich hätte die Stabilität des gesamten Gebäudes in Gefahr gebracht. Aus dem Loch der ersten Stunden war mittlerweile ein richtiger Krater von drei Metern Tiefe geworden, vielleicht sogar mehr. Um hinunterzugelangen, brauchte ich schon eine lange Leiter, wie sie die Maler benutzen. Es hört sich unglaublich an, aber im Laufe eines Monats schaffte ich es, einen unterirdischen Hohlraum zu schaffen, der größer war als der Keller selbst.
Anfangs finde ich nichts Interessantes, abgesehen von einem enormen Abwasserrohr, bei dem ich höllisch aufpassen muss, damit ich es mit der Spitzhacke nicht beschädige. Doch dann kommen mehr und mehr antike Dinge zum Vorschein. Ich stoße auf imposante, fast einen Meter breite Mauern, die von oben bis unten mit opus reticulatum verkleidet sind, mit jenen rautenförmigen Würfelchen aus Tuffstein also, wie sie für römische Bauwerke typisch waren. Einen Meter tiefer kann ich dann endlich, mit vor Aufregung zitternden Händen, ein Dutzend Tonscherben auflesen, von denen eine sogar mit einem schönen bunten Ornament am Rand versehen ist: Offensichtlich gehörten sie einmal zu einem Tafelservice einer Patrizierfamilie aus der Kaiserzeit.
Nun, ich bin kein Experte, und das genaue Alter der Scherben festzulegen übersteigt meine Fähigkeiten. Wenn ich mich dennoch erkühne, hier vom ersten Jahrhundert nach Christus zu sprechen, dann nur, weil ich weiß, dass die Erbauer der Foren, auf deren Trümmern später auch mein Haus errichtet wurde, die Kaiser Nerva und Vespasian waren und zu jener Zeit gelebt haben. Sicher weiß ich aber, dass diese Tonscherben fast zwanzig Jahrhunderte dort unter der Erde ruhten und dass ich sie mit eigenen Händen ans Tageslicht gebracht habe. Wie soll es jetzt weitergehen? Einen Fachmann zu Rate zu ziehen könnte gefährlich werden. Genau kenne ich die Bestimmungen nicht, bin mir aber ziemlich sicher, eine Straftat begangen zu haben, nichts Schwerwiegendes, aber immerhin. Ich muss vorsichtig sein.”
Luciano de Crescenzo (Napels, 18 augustus 1928)
Zie voor nog meer schrijvers van de 18e augustus ook mijn vorige blog van vandaag.