Mariella Mehr, Alexander Gumz

De Zwitserse dichteres en schrijfster Mariella Mehr werd geboren op 27 december 1947 in Zürich. Zie ook alle tags voor Mariella Mehr op dit blog.

Uit: Daskind

„Hat keinen Namen, Daskind. Wird Daskind genannt. Oder Kleinerbub, obwohl es ein Mädchen ist. Wenn den Frauen im Dorf danach zumute ist, wird es Kleinerbub genannt, oder Kleinerfratz, zärtlich. Auch Frecherfratz, wenn Daskind Bedürfnisse hat, oder Saumädchen, Härchen, Dreckigerbalg. Hat keinen Namen, Daskind. Darf nicht heißen. Darf niemals heißen, denn dann könnte keine der Frauen im Dorf, der danach zumute ist, Daskind Kleinerbub nennen oder Frecherfratz, zärtlich, gierig. Oder Saumädchen, Hürchen oder Dreckigerbalg, wenn Daskind Bedürfnisse hat. Wer sagt schon Saumarie, Hurenvreni, Dreckrosi. Gewiss könnte man das sagen, aber es ist zu aufwendig, zu umständlich, sich des Namens des Kindes zu erinnern. Also, Daskind. Daskind spricht nicht, hat nie gesprochen. Schweigt düster. Schreit und tobt gelegentlich, anstatt zu sprechen. Hat nur eine Luftsprache, die Dörfler Dörfler nennt oder Frauen, Männer, Näherin, Schwestern, wenn es Nonnen sind, Herrpfarrer, Sigrist. Totengräber, Coiffeur, Polizist, Gemeindepräsident, Abdecker, Pflegevater, Pflegemutter und den Pensionisten im Pflegehaus: Denpensionisten. Ein Knecht. Beim Großbauern ganz in der Nähe verdingt. Mit immergrünem Gesicht im Grünenzimmer, so nennt die Pflegemutter den Raum neben der Kammer des Kindes, weil dort im Winter die Geranien lagern und die Wände des Zimmers lindgrün gestrichen sind. 3 Daskind jetzt auf dem roten Sofa im Wohnzimmer. Über dem Scheitel des Kindes der leidende Christus am Kreuz. Silbern leuchtend auf dunklem Holz. Das lange Silberhaar um den silbernen Kopf und einrahmend das silberne Lächeln, den silbernen Tod. Silberblut quillt aus dem silbernen Herzen, Silberherz stirbt. Stirbt immerzu. Wie kann einer, denkt Daskind, immerzu sterben. Ohne Groll. So ist das Leben des Kindes im Hause Idaho, umsorgt von Derfrau und Demmann — Pflegemutter und Pflegevater —, ein Silbertodimmerzu. Im Beisein der Silbereltern, des Silbervaters, der Silbermutter: Die winken dem Sterben des Kindes zu, lachen es an und strafen es silbern, wenn nicht der Kleinefratz, zärtlich, sondern Daskind, Derfrechefratz, Dassaumädchen, Hürchendreckigerbalg Bedürfnisse äußert, die der Kleinefratz, zärtlich, nicht äußert. Dass zum Beispiel nachts die Tür der Kammer des Kindes offen stehe, damit sich Daskind nicht so ganz alleine fühlt. Dass das Licht brenne im Korridor, bis Daskind schläft. Dass man ihm die Angst nimmt vor der Nacht und dem Immergrünen im Grünenzimmer.“

 

Mariella Mehr (Zürich, 27 december 1947)

 

De Duitse dichter, schrijver en vertaler Alexander Gumz werd geboren op 19 december 1974 in Berlijn. Zie ook alle tags voor Alexander Gunz op dit blog.

 

de kerel in het vliegpak

vreest zijn doelen. het is niet duidelijk wie hem opvangt
na de sprong. en wie trekt zijn wenkbrauwen op?

Gevels verdampen voor hem in de mist. ergens
hangt als een naald, een schijnwerper.

het geluid van vuistslagen blijft aan zijn oren plakken,
maakt zich niet druk over de dichtheid van zijn spieren.

Wie op het punt staat te vliegen, hoort hij, moet weten
dat de wind hem kan vergeten.

Gebouwen hebben maar een korte levensduur.
Vinden de wolken boven je geen huis,

dan ze lichten rood op. alleen beveiligingscamera’s
kijk dan nog toe. noem het noodlot,

Noem het zwaartekracht: zijn vleugels worden vandaag
uitgeschakeld. maar wees niet bang.

hij heeft altijd zijn spraakvervormer bij zich,
codeert zelf wat hem verlost.

 

Vertaald door Frans Roumen

 

Alexander Gumz (Berlijn, 19 december 1974)

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 27e december ook mijn blog van 27 december 2018 en ook mijn blog van 27 december 2015 deel 1 en eveneens deel 2 en ook deel 3.

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