Philip Winkler

 

Onafhankelijk van geboortedata

De Duitse schrijver Philip Winkler werd in 1986 geboren in Neustadt am Rübenberge en groeide op in Hagenburg bij Hannover. Winkler studeerde Creatief Schrijven en Culturele Journalistiek aan de Universiteit van Hildesheim. Hij verbleef enige tijd in het buitenland: Kosovo, Albanië, Servië en Japan. Hij publiceerde in verschillende bloemlezingen en Bella Triste en ontving in 2008 de Joseph Heinrich Colbin Prijs voor het korte verhaal “Sommertage” en in 2015 voor fragmenten uit “Hool” de Retzhof Prijs voor jonge literatuur van Literaturhaus Graz. Zijn debuutroman “Hool” werd al voor de publicatie door critici geprezen en belandde op de shortlist voor de Deutsche Buchpreis. Winkler woont tegenwoordig in Leipzig.

Uit: Hool

“Ich wärme meinen neuen Zahnschutz in der Hand an. Wende ihn mit den Fingern und presse ihn etwas zusammen. So mache ich es vor jedem Kampf. Das Gelmaterial bleibt stabil, gibt nur wenig nach. Das ist ein Top-Ding.
Was Besseres kann man nicht bekommen. Individuell vom Zahntechniker hergestellt. Keines dieser Billoteile aus Massenproduktion, die man nach zwei Wochen gleich wieder in die Tonne kloppen kann, weil dir die Kanten ins Zahnfleisch schneiden. Oder weil man wegen der beschissenen Passform und dem chemischen Kunststoffgeruch andauernd einen Würgreiz kriegt. Bis auf Jojo mit seinem mageren
Hausmeistergehalt haben wir inzwischen fast alle so einen Zahnschutz. Kai, der immer den feinsten Shit haben muss.
Ulf. Der kann das mal locker aus der Portokasse zahlen. Tomek, Töller. Und einige unserer Jungs, die entsprechende Jobs haben. Onkel Axel sowieso. Der hat den Zahntechniker vor ein paar Jahren aufgetan. Hat sich auf Kontaktsportarten spezialisiert und versorgt Kampfsportler in ganz Deutschland. Wie man hört, sollen auch welche von den Frankfurtern zu dem gehen und einige Jungs aus dem Osten. Aus Dresden und Halle, die Zwickauer. Müssen bestimmt ihren Monatssatz Hartz IV dafür hinblättern, denke ich und fahre die durchgestanzten Atemlöcher mit der Fingerspitze ab.
»Ey, Heiko!« Kai stößt mich in die Seite. »Handy klingelt.« Das Discounterhandy brummt zwischen uns auf dem Sitz. Mit zittrigen Fingern greife ich danach. Mein Onkel beobachtet mich im Seitenspiegel. Ich drücke auf die Taste mit dem grünen Hörer.
»Wo seid ihr? Wir warten«, kommt die Stimme von dem Kölner, mit dem ich das Match vereinbart habe, aus der Muschel. Ich kurble die Scheibe runter, um besser rausschauen zu können, suche nach irgendwelchen Anhaltspunkten.
»Sind bei Olpe von der B 55 ab. Müssten gleich da sein.«
»In der Wüste lang. Zweiten Kreisel rechts raus. Am Bratzkopf durch bis kurz hinterm Ortsausgang. Links kommt der Wald. Könnt ihr nich’ verfehlen.«
Bevor er auflegt, erinnere ich ihn noch mal an die Abmachung. Fünfzehn Mann auf jeder Seite. Dann lege ich auf.”

 

 
Philip Winkler (Neustadt am Rübenberge, 1986)