De Duitse schrijver, essayist en literatuurcriticus Reinhard Baumgart werd geboren op 7 juli 1929 in Breslau. Zie ook alle tags voor Reinhard Baumgart op dit blog.
Uit: Damals, ein Leben in Deutschland
„Das war im späten Frühjahr 1939, der Führer hatte schon sein und unser Österreich und auch das Sudetenland zurückgeholt ins Reich, und so stand ich neunjährig vor dieser Großvatergrube auf dem Friedhof von Fürstenau und trauerte weniger um ihn als für ihn: er tat mir leid, so leid, weil er unsere nun anbrechende große Zeit nicht mehr miterleben durfte, die mir als Heilmittel gegen seine Greisentrauer erschien. Nie sonst in meiner Kinderzeit bin ich von einem so theatralischen National- und Trauergefühl überwältigt worden. Wie gut, hörten wir später immer wieder, daß die feine, alte, aber eben schon etwas »seltsam« gewordene Familie der Mutter aufgefrischt worden war mit einer Zufuhr von gesundem Blut, so sagte man damals und meinte die Vitalität der sich im Dunkel der Unterschicht verlierenden Vaterfamilie. Aber wir Enkel pilgerten mit Andacht und Sehnsucht immer noch zum Gut Fürstenau, als dort schon der Nachfolger des Großvaters wirtschaftete, man führte uns in die dämmrigen Ställe, in den traurig geschrumpften Park, und dann saßen wir beklommen bei dünner Limonade im dunkel getäfelten Speisesaal, wo immer noch ein Diener servierte. Aber nicht mehr mit weißen Handschuhen, sagte meine Mutter auf dem Rückweg, und sie hätten damals an die tausend Schafe gehabt und nicht bloß dreioder vierhundert wie jetzt. Der alte Kutscher Mirke war immer noch im Dienst und durfte mich auf ein riesiges Reitpferd heben. Na ja, sie haben nur noch zwei, sagte meine Mutter, und Mirke setzte auch keinen Zylinder mehr auf, als er uns zurück zum Bahnhof kutschierte, und eine Gesellschafterin hatten sie auch nicht mehr, nur noch eine Kinderfrau, aber das war längst nicht mehr ihre Anna. Nur drüben auf Schloß Borganie, das wirklich »auf« einem Hügel mit seinen acht Renaissancegiebeln über der Landschaft thronte, schien alles noch beim alten, da empfing uns noch die Großmutter Scheller, meine Urgroßmutter, aufrecht, wie aufgebahrt im Lehnstuhl, als hätte der Tod sie dort vergessen, und ließ mir mit stummem Wink ein Riesenglas Buttermilch bringen, ganz frisch und schrecklich, aber aus Angst und Ehrfurcht vor der uralten Frau im Lehnstuhl begann ich es langsam, folgsam, würgend leer zu trinken.“
De Amerikaanse schrijver Jeffrey Scott VanderMeer werd geboren op 7 juli 1968 in Belfont, Pennsylvania. Zie ook alle tags voor Jeff VanderMeer op dit blog.
Uit: Finch
“Just
in time, sir?” Finch looked to the side, away from the liquid eyes with
the green pupils and yellow where there should be white. “I came as
soon as I got the message.”
“Where’s Gray?”
“Gray couldn’t come. He’s busy.”
Gray was sick, but didn’t seem to know from what. Finch knew from what, but didn’t want to.
“What’s the situation?”
Heretic smiled: rows and rows of needle lines set into a face a little
like a squished-in shark’s snout. Finch couldn’t tell if the needle
lines were gills or teeth, but they seemed to flutter and breathe a
little. Gray said he’d seen tiny creatures in there, once.
Each time, a new nightmare. Another encounter to haunt his sleep. When he slept.
“Two dead bodies,” Heretic said.
“Two bodies?”
“One and a half, technically,” the Partial said, from behind Finch.
Heretic laughed. Finch ignored the comment.
“Do we know if the victims lived in the apartment?” Finch asked.
“No, they didn’t,” the Partial said.
Finch turned briefly to stare at the Partial, then back to Heretic.
Heretic stared at the Partial and he shut up, began to creep around the living room taking pictures with his eye.
“No one lived here,” Heretic said. “According to the photo records, no one has lived here for over a year.”
“Interesting,” Finch said. It didn’t interest him at all. All that
interested him was that the Partial felt comfortable enough to answer a
question meant for Heretic.
The curtains had faded from the sun.
Tears in the sofa like knife wounds. The vase looked like someone had
started a small fire inside it. Stage props for two deaths.
Was it
significant that the window was open? For some reason he didn’t want to
ask if one of them had opened it. Fresh air came in through the window.
Just a hint of the marsh smell of the bay.”
De Duitse dichter en schrijver Kuno Bärenbold werd geboren op 7 juli 1946 in Pfullendorf. Zie ook alle tags voor Kuno Bärenbold op dit blog.
UIt: Endlich daheim
„Johannes, Archivbote der Landesbildstelle, ein stiller und höf-licher Zeitgenosse, verwandelt sich seelenruhig in einen Taub-stummen, wenn die netten Kolleginnen wieder mal per Flur-funk über ihn tuscheln. Der überzeugte Veganer und Liebhaber klassischer Musik kümmert sich grundsätzlich nicht darum, was andere Menschen über seine äußere Erscheinung denken. Großen Kummer bereitet ihm nur die ausfransende Perücke, welche er versehentlich mit aggressivem Tönungsshampoo gewaschen hat. Ansonsten kleidet sich Johannes, wie es ihm gefällt; sei es im Dienst, beim Einkaufsbummel durch den Bio-laden oder zum Konzertbesuch wie an diesem Februarabend. Eigentlich ist’s daheim gemütlicher, im Schaukelstuhl, mit einem Fläschchen 99er Chateau Latour neben sich und Mo-zarts Serenata notturna auf dem Plattenteller. Einige Augenbli-cke zaudert Johannes, was auf seine schon chronische Unent-schlossenheit zurückzuführen ist. Andererseits ist er neugierig auf das Benefiz-Konzert, zu dem die örtlichen Vertreter der Weltreligionen aus dem Islam, dem Juden- und Christentum eingeladen haben. Aufmerksam liest Johannes im Faltblatt das Vorwort des Kulturdezernenten: „Die täglichen Meldungen von gewaltsamen Übergriffen auf Menschen anderer Nationalität und Hautfarbe ermahnen uns, dass wir die Forderung der sozialen Kompetenz nicht aus den Augen verlieren dürfen. Fehlen Mitgefühl, Respekt und das Verstehen für unsere Mitmenschen, manifestiert sich Gewalt in jeglicher Form. Dies gilt es zu verhindern. Der Kultur kommt hierbei die Bedeutung zu, Wege aus der Gewalt zu einem fried-lichen Miteinander aufzuzeigen, einen Beitrag zu diesem bri-santen Thema zu leisten.” Damit ist Johannes einverstanden, allerdings findet er, dass man es weniger geschwollen ausdrücken kann. Nach der ge-wohnten Katzenwäsche zieht er sich um. Seine Ausgehgarnitur bleibt stets dieselbe: bequeme Wanderschuhe, die bewährte wollene Jogginghose mit reißfesten Hosenträgern, darüber das blau-weiß gestreifte Flanellhemd mit aufgekrempelten Ärmeln. In der Armbeuge trägt er leger eine grüne Winterweste, die ihm Erika zum Abschied geschenkt hat. Von ihr trennte er sich friedlich nach unüberbrückbaren Differenzen in Mode-und Ernährungsfragen. Mächtig stolz ist Johannes auf seinen Wuschelbart, dessen buschige Kinnausläufer er je nach Lust und Laune zu einem kunstvollen Zopf zusammendreht, der dann locker verspielt vor ihm her baumelt. Nicht selten geschieht es, dass ihn die Kin-der vom nahen Spielplatz deswegen kichernd mit „Hallo Niko-laus!” begrüßen.“
De Duitse schrijver Ludwig Albert Ganghofer werd op 7 juli 1855 geboren in Kaufbeuren. Zie ook alle tags voor Ludwig Ganghofer op dit blog.
Uit: Der Dorfapostel
“Helle Mittagssonne überflimmerte die beschneiten Berge und das
weiße Tal. Kaum ein Schatten in der Landschaft; alles in stille,
leuchtende Sonne getaucht. Und alles weiß. Man sah von den Dächern
keines; sie unterschieden sich im Schnee nicht mehr von den getünchten
Mauern der Häuser und von der weißen Erde. Man sah den Kirchturm nicht;
er war im Weiß verschwunden; nur die runden Luken seiner Glockenstube
hingen wie große dunkle Augen in der Luft, und sein grünes, spitz
aufgezogenes Dach, auf dessen steilen Kupferplatten der Schnee nicht
haften konnte, schien unter dem Himmel zu schweben, als wär’s die
sichtbare Haube eines Riesen, der unsichtbar inmitten des weißen Tales
stand.
Wie kalt die Nächte noch immer waren, das sah man an
den großgeblätterten Kristallen, die überall im Nachtfrost aus der
Schneedecke hervorgeblüht waren, als hätte auch der eisige Winter seine
Blumen. Die glitzerten mit kaltem Schimmer über allem Grund; doch in den
reinen, stillen Lüften, deren blaue Wunderglocke sich wolkenlos über
die weißen Berge spannte, und in der linden Sonne der Mittagsstunden
spürte man schon eine leise Ahnung des Frühlings, welcher kommen wollte.
Manchmal
fielen kleine Schneeklumpen von den Bäumen nieder, immer wieder klang
das den Bach bedeckende Eis, und an den verschneiten Hecken flogen die
winzigen Schopfmeisen aus und ein.
»Die merken halt auch schon, daß die gute Zeit nimmer weit is!«
So
schien der Waldhofer-Roman zu denken, als er auf der Straße
stehenblieb, um lächelnd eine Weile das Spiel der kleinen Vögel zu
betrachten, die sich der Sonne freuten und dabei im Schnee der Straße
ihre Flügel badeten.
Ein junger Bursch, kräftig und schlank
gewachsen. Und mit heißem Blut in den Adern. Trotz der Winterkälte trug
er die Joppe an der Brust weit offen, als gäb es für ihn kein Frieren.
Ein männlich hübsches Gesicht, noch gebräunt vom Sommer her, Kinn und
Wangen mit Sorgfalt rasiert, ein braunes Bärtchen über den Lippen
aufgezwirbelt, und ruhige, dunkelglänzende Augen. Ein wenig aus der
Stirn geschoben saß ein leichtes Hütl mit weißen Adlerflaumen über dem
kurz geschnittenen Braunhaar. An Romans ganzem Wesen war etwas von
städtischem Schliff.“
De Duitse dichter en schrijver Alfred Josef Werner Winckler werd op 7 juli 1881 in Bentlage bij Rheine geboren. Zie ook alle tags voor Josef Winckler op dit blog.
Uit: Der chiliastische Pilgerzug
„Ein Korps rodelnder Schnelläufer stob wie eine Koppel flinker Berberhunde, nur mit eisenbeschlagenen rasselnden Sandalen bekleidet, Schellen überm Haupte schwingend, in Wolken Stau-bes und brüllte durch Städte und Hütten: „Der reiche König kommt! Der reichste König kommt! Der allerreichste König kommt!” Und lagen an den Wassertrögen auf dem Bauch, soffen und stoben weiter in die Ferne. Da putzten die Leute zwar ungläubig und gar sehr noch zwei-felnd hinter den Türen ihre Nasen und traten hervor, neugierig sich zurufend: was geschehen sei? Und stedcten die Hälse bald wieder ein. Plötzlich schwoll bei offenem Himmel wie unsichtbares Ge-witter heranwandernder Donner. Trommelpauker auf Renntier-häuten mit Eschenschlägeln, die in rollenden Salven ein tiefes Getöse vollführten, und dazwischen Bläser mit langohrig ge-krümmten Instrumenten und dardistanischen Pfeifen, die sämt-lich auf den gleichen orgelnden Ton gestimmt waren. Und auch diese backenblähende Vorhut schwand in wirbelnder Wolke Staub vorbei. Es mochten siebenhundert Dromedarreiter sein. Dies beseitigte allerdings schon mehr der Zweifel, daß Außer-ordentliches bevorstehen müsse, und also hatten sich viele Be-wohner doch zusammengestellt und besprachen mit benomme-nen Stimmen das seltsame Ereignis. Die Stechpalmen an der Straße sirrten und fiederten in der sonnigen Stille. Der Mohn auf den Feldern duftete betäubend. Dic Hirse stand in Reife. Wanderer kamen und wußten von nichts. Sie ließen sich jedoch bewirten mit Dattelwein und Durrabrot und versprachen, Auffälliges sofort zu melden. Selbst die Kinder hatten ihre Spiele nun wieder aufgenommen, alle ärgerten sich, abermals verspottet zu sein von der Laune irgend-eines aberwitzigen Moguls, der im Lande tollen Mummenscherz treibe, seine grause Langeweile zu betäuben und die Ahnungs-losen naszuführen. Stunde auf Stunde verrann. Das Tagwerk neigte sich. Und wer nicht so arm war, daß er kein Warten scheute in seiner zweck-losen Einsamkeit, war auch längst wieder gegangen. Aber siehe, da humpelten in Lumpen scheußliche Weiber und schrillten: „Unser Wohltäter sei gepriesen! Harret seiner Gnade!” Und krochen vorüber.“