De Oostenrijkse schrijver Robert Menasse werd geboren op 21 juni 1954 in Wenen. Zie ook alle tags voor Robert Menasse op dit blog.
Uit: Permanente Revolution der Begriffe
“Aus diesem Grund gilt in der Arbeitstheorie nicht die Zeit, die man für eine Arbeit benötigt hat, sondern nur die dafür »gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit« als Arbeitszeit.
Was natürlich heißt, dass die vielen Stunden, die ich nun gearbeitet habe, ohne dass sie gesellschaftlich notwendigwaren, keine Arbeit darstellen. Wenn dieser Text im Netz erscheint,
werden spätestens jetzt, also nur wenige Minuten nach Beginn der Lektüre, die ersten Poster erste Posting-Sätze mit einer Leichtigkeit, die sich von selbst versteht, schreiben können, etwa »Richtig: Menasse gesellschaftlich nicht notwendig!« und dergleichen. Und sie werden in ihrem glücklichen Hohn natürlich nicht begreifen, dass sie sich selbst dabei verhöhnen, weil sie damit hinausposten in
die Welt, dass sie selbst nur ihre eigene verblödende Fronarbeit in braver Unterwürfigkeit unter dieMarktgesetze für gesellschaftlich notwendnotwendig halten, also ihre Unfreiheit, und dass sie, wie schon oft beschrieben, aber von ihnen nicht gelesen, die freiwillige Zustimmung zu ihrer Unfreiheit mit
Freiheit verwechseln. Oder es wird ein katholischer Pater aus einem berühmten österreichischen Stift, also ein Prediger der Liebesreligion, wieder einmal einen hasserfüllten Leserbrief schreiben, weil ich seine Schäfchen verwirre, statt sie, so wie er, zu scheren. Oder es wird ein berühmter Anwalt mit einer noblen Anwaltsadresse in Wien seine Sekretärin zum Diktat rufen und ohne Umschweife in wenigen
Sekunden, die Fingerkuppen seiner Hände bedächtig aneinandergelegt, die Formulierung finden, dass er sich in der von ihm abonnierten Zeitung Artikel von mir verbiete, und die Sekretärin wird das tippen, ohne seine unfreiwillig komische Formulierung (»sich« kann er ja »verbieten«,was er will, ohne einen Leserbrief zu schreiben) zu korrigieren, weil er hat es so gesagt und dann hat er es auch unterschrieben, er hat ja sehr viel zu unterschreiben, derHerr Doktor, er ist ja geradezu ein Unterschriftsteller. Es werden also nur wegen meiner vielen Stunden des Nicht-Schreibens viele
Sätze produziert werden – und auch hier: weit und breit niemand, der gearbeitet hat. Mit einer einzigen Ausnahme.”
Robert Menasse (Wenen, 21 juni 1954)
De Franse schrijver Jean Paul Sartre werd geboren op 21 juni 1905 in Parijs. Zie ook alle tags voor Jean-Paul Sartre op dit blog.
Uit: Die Wörter (Vertaald door Hans Mayer)
““Als ein Wesen, das vor allen als Idol verehrt, gleichzeitig aber von jedermann abgewiesen wird, war ich ein Pfand, das man in Zahlung gibt, und hatte mit sieben Jahren als einzige Hilfe mich selbst, denn noch nicht Existierenden. Ein ver- lassener Eispalast, wo das angehende Jahrhun- dert seine Langweile spazierenführte. Ich wurde geboren, da ich mich selbst so sehr nötig hatte; bisher hatte ich nur die Eitelkeiten eines Schoß- hundes kennengelernt; da ich auf den Stolz ver- wiesen worden war, verwandelte ich mich ganz in Stolz. Da mich niemand ernsthaft brauchte, erhob ich den Anspruch, unentbehrlich zu sein für das Universum. Welche Überhebung! Welche Torheit! In Wahrheit hatte ich keine Wahl. Als blinder Passagier war im Abteil eingeschlafen und wurde vom Schaffner wachgerüttelt. <<Bitte Fahrkarte!>> Ich musste gestehen, dass ich keine hatte, auch kein Geld, um die Reise bezahlen zu können. Ich begann damit, mich für schuldig zu erklären: meine Ausweispapiere hätte ich zu Hause ver- gessen und wüsste auch nicht mehr, wie ich durch die Sperre gelangt sei, aber ich gäbe zu, unrecht- mäßgerweise den Zug bestiegen zu haben. Weit davon entfernt, die Autorität des Schaffners zu bezweifeln, beteuerte ich laut meine Achtung für seine Aufgaben und unterwarf mich von vorn- herein seiner Entscheidung. In diesem äßersten Augenblick der Erniedrigung blieb mir bloß noch der Ausweg, die ganze Situation umzustülpen: ich gab also das Geheimnis preis, dass wichtige und geheime Gründe mich zwängen, nach Dijon zu reisen, im Interesse Frankreichs und vielleicht der Menschheit. Und wenn man die Dinge in diesem Sinne betrachtete, gäbe es vielleicht im ganzen Zug keinen einzigen Menschen, der so zum Mit- fahren berechtigt sei wie ich. Freilich handle es sich um ein übergeordnetes Gesetz, das im Widerspruch zu den Reisebestimmungen stehe, aber wenn der Schaffner mich zwänge, den Zug zu verlassen und die Reise zu unterbrechen, könne es zu schweren Verwicklungen kommen, deren Folgen er sich zu nehmen hätte.“
Jean-Paul Sartre (21 juni 1905 – 15 april 1980)
De Braziliaanse schrijver Joaquim Maria Machado de Assis werd geboren in Rio de Janeiro op 21 juni 1839. Zie ook alle tags voor Machado de Assis op dit blog.
Uit: The Posthumous Memoirs of Brás Cubas (Vertaald door Gregory Rabassa)
„For some time I debated over whether I should start these memoirs at the beginning or at the end, that is, whether I should put my birth or my death in first place. Since common usage would call for beginning with birth, two considerations led me to adopt a different method: the first is that I am not exactly a writer who is dead but a dead man who is a writer, for whom the grave was a second cradle; the second is that the writing would be more distinctive and novel in that way. Moses, who also wrote about his death, didn’t place it at the opening but at the close: a radical difference between this book and the Pentateuch.
With that said, I expired at two o’clock on a Friday afternoon in the month of August, 1869, at my beautiful suburban place in Catumbi. I was sixty-four intense and prosperous years old, I was a bachelor, I had wealth of around three hundred contols, and I was accompanied to the cemetery by eleven friends. Eleven friends! The fact is, there hadn’t been any cards or announcements. On top of that it was raining–drizzling–a thin, sad, constant rain, so constant and so sad that it led one of those last-minute faithful friends to insert this ingenious idea into the speech he was making at the edge of my grave: “You who knew him, gentlemen, can say with me that nature appears to be weeping over the irreparable loss of one of the finest characters humanity has been honored with. This somber air, these drops from heaven, those dark clouds that cover the blue like funeral crepe, all of it is the cruel and terrible grief that gnaws at nature and at my deepest insides; all that is sublime praise for our illustrious deceased.
Good and faithful friend! No, I don’t regret the twenty bonds I left you. And that was how I reached the closure of my days. That was how I set out for Hamlet’s undiscovered country without the anxieties or doubts of the young prince, but, rather, slow and lumbering, like someone leaving the spectacle late.“
Machado de Assis (21 juni 1839 – 29 september 1908)
De Surinaamse dichteres en schrijfster Chitra Gajadin werd geboren in District Suriname op 21 juni 1954. Zie ook alle tags voor Chitra Gajadin op dit blog.
Franchepane
Zilver doorstreept bruin
in doffe tinten etst de zon
littekens op mijn huid
canvas van vergetelheid
zelfhechtend op elke
muur
opgeslagen ogen beslaan
in absolute bekoring
oneindig traag dringt
door de aderen
clownesk debuut
uit de tropen
zich amputeren
om te herstellen
in dit doolhof
zonder uitgang
Chitra Gajadin (District Suriname, 21 juni 1954)
De Duitse dichter, schrijver en essayist Helmut Heißenbüttel werd geboren op 21 juni 1921 in Rüstringen, tegenwoordig Wilhelmshaven. Zie ook alle tags voor Helmut Heißenbüttel op dit blog.
Shortstory
er hatte es mit ihr sie hatte es mit ihm
was hatte er mit ihr was hatte sie mit ihm
er hatte es auch mit dem da sie hatte es auch mit der da
was hatte er auch mit dem da was hatte sie auch mit der da
er hatte es mit ihr und auch mit dem da
was hatte er mit ihr und auch mit dem da
sie hatte es mit ihm und auch mit der da
was hatte sie mit ihm und auch mit der da
er hatte es mit sich selbst sie hatte es mit sich selbst
was hatte er mit sich selbst was hatte sie mit sich selbst
er hatte es hatte er es sie hatte es hatte sie es
er hatte es mit ihr und auch mit dem da und mit sich selbst sie
hatte es mit ihm und auch mit der da und mit sich selbst er hatte
es mit ihr und auch mit dem da und mit sich selbst und sogar mit
der da sie hatte er mit ihm und auch mit der da und mit sich selbst
und sogar mit dem da der da hatte es mit ihm und ihr und der da
die da hatte es mit ihr und ihm und dem da hatte der da es auch
mit sich selbst hatte die da es auch mit sich selbst
sie hatten es alle miteinander und mit sich selbst
aber was hatten sie denn nun eigentlich alle miteinander und
auch mit sich selbst
Helmut Heißenbüttel (21 juni 1921 – 19 september 1996)
Strandhalle en Aqarium in stadsdeel Rüstringen, Wilhelmshaven