Am ersten Sonntag in der Fasten (Annette von Droste-Hülshoff )

 

Bij de eerste zondag van de vasten

 

 
De verzoeking van Jezus op de berg door Duccio di Buoninsegna, 1308-1311

 

Am ersten Sonntag in der Fasten
Evang.: Von der Versuchung Christi

»Sprich, daß diese Steine Brode werden!
Laß dich deine Engel niedertragen!
Sieh die Reiche dieser ganzen Erden!
Willst du deinem Schöpfer nicht entsagen?«
Dunkler Geist, und warst du gleich befangen,
Da du deinen Gott und Herrn versucht:
Ach, in deinen Netzen zahllos hangen
Sie, verloren an die tück’sche Frucht.

Ehrgeiz, Hoffahrt, dieser Erde Freuden,
Götzen, denen teure Seelen sterben.
O mein Gott, laß mich nicht ewig scheiden!
Laß mich selber nicht den Tod erwerben!
Ganz verwirrt weiß ich mich nicht zu fassen,
Drohend schwankt um mich der falsche Grund;
Ach, der eignen schwachen Kraft gelassen,
Tret’ ich sinnlos in den losen Schlund.

Jesu mein, zu dir steigt auf mein Flehen,
Auf der Kreuzesleiter meine Stimme!
Du berührst die Meere, sie vergehen,
Und die Berge rauchen deinem Grimme;
Doch mit tausend Himmelszweigen blühet
Dein unendlich Gnadenwort empor;
Du verlöschest nicht den Docht, der glühet,
Und zerbrichst nicht das geknickte Rohr.

Herr, ich bin ein arm und kaum noch glühend
Döchtlein am Altare deiner Gnade;
Sieh, mich löscht ein mattes Lüftchen fliehend,
Mich ein Tropfen von der Welt Gestade!
Ach, wenn nicht in meinem Herzen bliebe
Nur ein einzig leuchtend Pünktlein noch,
Jener heiße Funken deiner Liebe,
Wie so ganz erstorben wär’ ich doch!

Herr, du hast vielleicht noch viel beschlossen
Für dies kurze ruhelose Leben,
Ob ich soll in Qualen hingegossen,
Ob ich soll in allen Freuden weben;
Darf ich wählen, und will Lust mich trennen,
Brenne mich in Leidensflammen rein!
O, die Not lehrt deinen Namen nennen!
Doch die Ehre steht so gern allein.

Lauscht vielleicht verborgen eine Spitze
In dem Lob, das mir die Menschen bringen,
Daß ich noch die letzte Kraft besitze
Dich zu rühmen, deinen Preis zu singen?
Sind auch hier die Netze aufgeschlagen,
Wo der Mund zu deiner Ehre schafft,
Und ich wär’ zu schwach das Lob zu tragen,
Und es bräche meine letzte Kraft?

Herr! Du weißt, wie trüb in meiner Seele,
Wie verloren die Gebete stehen,
Daß ich möchte wie um große Fehle
Büßen, daß ich es gewagt zu flehen.
Mein Gebet ist wie von einem Toten,
Ist ein kalter Dunst vor deinem Thron;
Herr, du hast es selber mir geboten,
Und du hörtest den verlornen Sohn!

Laß mich, Herr, es immerdar empfinden,
Wie ich tief gesunken unter Allen,
Laß mich nicht zu allen meinen Sünden
Noch in frevelhafte Torheit fallen!
Meine Pflichten stehen über Vielen,
Unter Allen meiner Tugend Kraft.
Ach, ich mußte wohl die Kraft verspielen
In dem Spiel mit Sünd’ und Leidenschaft!

Willst du mehr der Erdengüter schenken,
Soll ich die besessenen verlieren –
Laß in Lust und Jammer mich bedenken,
Was der fremden Armut mag gebühren!
Trag ich alles Erdenglück zu Grabe,
Es ersteht vielleicht unsterblich mir,
Wenn ich treulich meine arme Habe
In Entbehrung teile für und für.

Selber kann ich diesen Kampf nicht wagen.
Deine Gnaden hab’ ich all verloren;
Wenn du mich verläßt, ich darf nicht klagen,
Hab’ ich doch die Finsternis erkoren,
Hoffart, Ehrgeiz, dieser Erde Freuden.
O mein Jesu, ziehe mich zurück!
Ach, was hab’ ich denn, um sie zu meiden,
Als zu dir den angsterfüllten Blick?

 


Annette von Droste-Hülshoff (10 januari 1797 – 24 mei 1848)
Burg Hülshoff, Kapel. Linker koorraam met
Sint Franciscus en Sint Werner van Overwesel (detail)

 

Zie voor de schrijvers van de 22e februari mijn volgende twee blogs van vandaag.

Eduardo Mendoza, Diana Gabaldon, Slavko Janevski, Ilse Weber, Alan Stewart Paton, Bayard Taylor, Annette von Droste-Hülshoff

De Spaanse schrijver Eduardo Mendoza werd geboren in Barcelona op 11 januari 1943. Zie ook alle tags voor Eduardo de Mendoza op dit blog.

Uit: Der Friseur und die Kanzlerin (Vertaald door Peter Schwaar)

“Der Tagesanbruch beleuchtete mich auf dem Bürgersteig vor meinem Haus. Erleichtert betrachtete ich den heiteren Himmel und nahm den mäßigen Wind wahr – offensichtlich keine Hindernisse für den Luftverkehr. Nach einer Weile fuhr der Swami in seinem Auto vor. Er kam vom Flughafen und entschuldigte sich für die leichte Verspätung mit dem Hinweis, er habe noch vollgetankt, und an der Tankstelle sei er auf die Idee gekommen, den Wagen durch die Waschstraße zu schicken, damit er auch schön glänze, wo es die Umstände doch so erforderten. Zuvor hatte er den Juli und Quesito am Flughafen abgesetzt, den Juli als lebende Statue, damit er von seinem Podest aus die Vorgänge im Terminal im Blick behalte, und die Quesito strategisch in einem Café platziert, wo sie beim Durchblättern einer Zeitschrift zu frühstücken vorgab, in Wirklichkeit aber bereit war, jederzeit Bericht zu erstatten, wenn der Juli es ihr mit einem vorher vereinbarten Zeichencode zu verstehen gäbe.
Wir holten den Dandy Morgan ab, der schon in Zivilkleidung am vereinbarten Ort stand und ein dickes Bündel bei sich hatte, das er in den Kofferraum des Peugeot stopfte. Hingegen musste man mehrmals klingeln, bis Cándida herunterkam, und als sie endlich erschien, war sie sehr verstört. Um ihrer Nervosität Herrin zu werden, hatte sie mehrere Liter Pfefferminztee getrunken und musste jetzt, wie sie sich bescheiden ausdrückte, ununterbrochen ihr kleines Geschäft verrichten. Im Auto auf der Rückbank neben dem Dandy Morgan sitzend, gab sie ihrer Angst Ausdruck, im heikelsten Moment ihres Auftritts wieder dieses unaufschiebbare Bedürfnis zu verspüren.
«Mach dir deswegen keine Sorgen», sagte ich und versuchte, um ihren bereits verwirrten Zustand nicht noch zu verschlimmern, die Gereiztheit zu verbergen, die ihre angeborene Dämlichkeit in mir auslöste. «Denk daran, dass du eine hochbedeutende Frau zu ersetzen hast, deren Anordnungen keinen Widerspruch dulden. Wo du auch bist, wenn du den Drang verspürst, dein kleines Geschäft zu verrichten oder sogar dein großes, gehst du in eine Ecke und erledigst in aller Gelassenheit, was du zu erledigen hast. Vergiss nicht, dir nachher die Hände zu waschen. Die Person, die du ersetzt, besitzt Autorität, aber auch Klasse.»

 

 
Eduardo Mendoza (Barcelona, 11 januari 1943)

Lees verder “Eduardo Mendoza, Diana Gabaldon, Slavko Janevski, Ilse Weber, Alan Stewart Paton, Bayard Taylor, Annette von Droste-Hülshoff”

Antonio Muñoz Molina, Annette von Droste-Hülshoff, Dennis Cooper, Adrian Kasnitz, Mies Bouhuys, Harrie Geelen, Yasmina Khadra

De Spaanse schrijver Antonio Muñoz Molina werd geboren op 10 januari 1956 in Úbeda in de provincie Jaén. Zie ook alle tags voor Antonio Muñoz Molina op dit blog.

Uit: Alles wat solide was (Vertaald door Tineke Hillegers-Zijlmans en Frieda Kleinjan-van Braam)

“Tenzij je een cynicus bent of een gewetenloze schurk, geneest het hebben van kinderen je van apocalyptische verleidingen, van die obligate woede waarmee sommige ouderen verbitterd door de gebreken van hun leeftijd en het naderen van de dood zouden willen dat de wereld hen niet overleeft. Wat je graag wil is dat de veranderingen die wellicht komen niet catastrofaal zijn en dat je kinderen een behoorlijk leven hebben, zoals de meeste mensen zich voorstellen en wensen, met uitzondering van psychopaten en visionairs.
Camus zegt dat het geruststellende weten dat de volmaakte septembermiddagen zullen blijven bestaan als wij er niet meer zijn je verzoent met de dood. Ik zou willen dat mijn kinderen en de mensen van wie ze houden geen slechter leven hebben dan dat wat ik heb gehad, dat ze niet minder kansen krijgen, geen giftiger lucht hoeven in te ademen, niet hoeven te werken als slaven of meedogenloos moeten wedijveren of zich verdedigen achter geblindeerde deuren en hoge cementen muren, noch dat ze geplaagd worden door angst voor een ongeneeslijke ziekte of medische behandelingen die ze niet kunnen betalen.
Wat zou het fijn zijn als ze door Europa konden blijven reizen zonder bij de grens te worden aangehouden, of bang te hoeven zijn dat ze hun paspoort of visum moeten laten zien; als ze nooit trouw hoeven te zweren aan een dictator of in een menigte een demagoog hoeven toe te juichen, als ze hun gedachten niet hoeven te verbergen of moeten zeggen wat ze niet denken.”

 
Antonio Muñoz Molina (Úbeda, 10 januari 1956)

Lees verder “Antonio Muñoz Molina, Annette von Droste-Hülshoff, Dennis Cooper, Adrian Kasnitz, Mies Bouhuys, Harrie Geelen, Yasmina Khadra”

Dolce far niente, M. Vasalis, Annette von Droste-Hülshoff

Dolce far niente

 

 
  Chill October door John Everett Millais, 1879

 

Oktober

Teder en jong, als werd het voorjaar
maar licht nog, want zonder vruchtbegin,
met dunne mist tussen de gele blaren
zet stil het herfstgetijde in.

Ik voel alleen, dat ik bemin,
zoals een kind, iets jongs, iets ouds,
eind of begin? Iets zo vertrouwds
en zo van alle strijd ontheven –
niet als een einde van het leven,
maar als de lente van de dood.

De kruinen ijl, de stammen bloot
en dit door stilte en mist omgeven.

 

 
M. Vasalis (13 februari 1909 – 6 oktober 1998)
Bronzen plaquette in de Lijsterstraat in Leiden

Lees verder “Dolce far niente, M. Vasalis, Annette von Droste-Hülshoff”

Am zweiten Sonntage nach Ostern (Annette von Droste-Hülshoff)

Am zweiten Sonntage nach Ostern

 


De Goede Herder door Philippe de Champaigne, ca.1650-60

 

Am zweiten Sonntage nach Ostern
Evang.: Vom guten Hirten

Ein guter Hirt läßt seine Schafe nimmer!
O wehe, Hirt! den ein verkümmert Lamm Einst klagend nennen wird mit Angstgewimmer,
Ein blutend wundes, eins voll Wust und Schlamm.
Was willst du sagen? Schweig!
Dein Wort ist tot, der Stirne Zeichen Kains gleich.

Weh’ Fürsten euch! die ihr des Volkes Seelen
Gen Vorteil wägt und irdisches Gedeihn.
Weh’, Eltern! denen Kindes glänzend Fehlen
Weit lieber ist, als Einfalt sonder Schein.
Ihr warbt euch das Gericht; Sprecht nicht von Ehre! Eure kennt man drüben nicht.

Hausväter, wehe! die ein dienend Wesen
Nur an sich nahmen wie gedingten Leib;
Unwürdig seid zu Hirten ihr erlesen
Freundlosem Manne, unberatnem Weib.
Habt ihr gewußt und schwiegt?
Seht, jeder Flecken brandig an der Hand euch liegt!

Und wehe, wehe Allen! deren Händen
Ward anvertraut ein überschwenglich Gut.
Weh’ Lehrer euch! die Herzen, leicht zu wenden,
Vergiftet habt mit Hohn und Übermut.
Die Pfund’, euch vorgestreckt,
Nicht wohl vergrubt ihr sie, habt sie mit Rost befleckt.

Doch bist du frei? darfst du so kühn denn sprechen
Das Bannwort über tausend Menschen aus?
Wem Kron’ und Macht, wem Haus und Hof gebrechen,
Schließt ihn die Pflicht von ihren Schranken aus?
Denk’ nach, schwer ist die Frag’;
Um dein und fremde Seele gilt’s: denk nach!

Wenn Kinderohr an deinen Lippen hänget,
Wenn Kinderblick in deinen Augen liest,
Wenn jedes kecke Wort, das vor sich dränget,
Wie glühend Blei in zarte Ohren fließt:
Bist du dann nicht der Hirt?
Ist dein die Schuld nicht, wenn das arme Lamm verirrt?

Und wenn ein schwach Gemüt, ein stumpfes Sinnen
Neugierig horcht auf jedes Wort von dir,
Um alles möchte Gleichheit sich gewinnen,
Aufzeichnet jede Miene mit Begier:
O, spricht nicht dies Gesicht:
“Ich acht’ auf dich, bei Gott! verdirb mich nicht?”

Hast du mir, Herr, an diesem Tag erschlossen,
Wem nie so ernst zuvor ich nachgedacht,
So ruf’ ich denn, in Flehen hingegossen:
Hier ist der Wille, gib mir nun die Macht;
Der Sinn so rasch und leicht –
Leg’ deine schwere Hand auf ihn, bis er entweicht!

Gewitter kannst mit deinem Hauch du hemmen,
Aus dürrem Sande Palmeninseln ziehn;
O hilf auch mir den wilden Strom zu dämmen,
Laß nicht an meiner Stirn das Kainszeichen glühn!
Und steht vielleicht es dort,
Nimm meine Tränen, Herr, und lösch es fort!

 

 
Annette von Droste-Hülshoff (10 januari 1797 – 24 mei 1848)
De Meersburg, waar von Droste-Hülshoff op het eind van haar leven woonde

Am Feste Mariä Verkündigung (Annette von Droste-Hülshoff)

Bij Maria Boodschap

 

 adriaen-van-de-velde
De boodschap aan Maria door Adriaen van de Velde, 1667

 

Am Feste Mariä Verkündigung

Ja, seine Macht hat keine Grenzen,
Bei Gott unmöglich ist kein Ding!
Das soll mir wie mein Nordlicht glänzen,
Da meine Sonne unterging.
Und wie auf blauen Eisesküsten
Steh’ ich zu starrer Winterzeit:
Wie soll ich noch das Leben fristen!
Ach, keine Flamme weit und breit!
Und sieh, er winkt’ dem milden Lenzen,
Daß er die tote Erd’ umfing?
Ja, seine Macht ist ohne Grenzen,
Bei Gott unmöglich ist kein Ding!

O sehet, wie von warmen Zähren
Der Erde hartes Herz zerquillt,
Wie sie, die Blumen sein zu nähren,
Mit Tau die grauen Wimpern füllt!
Auch in die längst erstorbnen Äste
Gießt sich ein Leben wunderbar,
Und alle harren seiner Gäste,
Der Blätter lebensfroher Schar.
Was soll ich denn der Hoffnung wehren,
Daß meiner Zähren Flehn gestillt,
Da ja sogar von warmen Zähren
Der Erde hartes Herz zerquillt?

Kannst du die Millionen Blätter
Aus diesen todten Ästen ziehn
Und aus dem ausgebrannten Wetter
Der Lavafelsen frisches Grün:
Was soll mein Herz zu hart dir scheinen,
Wo doch der gute Wille brennt,
Das sich dir glühend möchte einen,
Wenn es sich starrend von dir trennt?
Und soll nicht, mein allmächt’ger Retter,
Auch mir ein farblos Kraut entblühn,
Da du die Millionen Blätter
Kannst aus den toten Ästen ziehn!

O, möchte nur die Demut keimen!
Vertrocknet ist die Herrlichkeit.
Wohl durft’ ich sonst mir Andres träumen;
Doch wie ein Blitz ist jene Zeit.
Zwar kann ich mich in Reue sehnen,
ich kann verwerfen meine Tat,
Doch nicht erfrischen meine Tränen,
Sie fallen sengend auf die Saat;
Und Frost und Hitze muß sich reimen,
Daß keine Blume mir gedeiht.
O, möchte nur die Demut keimen!
Vertrocknet ist die Herrlichkeit.

So ist doch von den Blumen allen
Marienblümlein milder Art;
Die Blätter erst, die Flocken fallen,
Doch freudig blüht es fort und zart.
Wenn sich des Winters Stürme brechen,
Gleich blickt es freundlich durch den Schnee,
Und naht der Lenz in Regenbächen,
Da steht es in dem kalten See.
O könnt’ ich gläubig niederfallen,
Bis mir das Blümlein offenbart!
Es ist ja von den Blumen allen
Marienblümlein milder Art.

Doch wie das Volk einst vor den Schranken
Um Horebs gottgeweihte Höhn,
So fliehen bebend die Gedanken,
Da sie dies reine Bild erspähn.
Was seh’ ich nur die Feuersäule,
Und nicht die Gnade Gottes drin,
Daß unermeßlich scheint die Steile
Und wie ein Abgrund, wo ich bin?
O Jesus, laß aus diesem Schwanken
Nur nicht das goldne Kalb entstehn,
Wie jenem Volke vor den Schranken
Um Horebs gottgeweihte Höhn!

Und kann ich denn kein Leben bluten,
So blut’ ich Funken wie ein Stein!
Ich weiß es, wo sie stille ruhten,
Ich scheuchte sie in Schlummer ein,
Da ich gesucht, was Leben kündet.
Doch hast du, Herr, mich ausersehn,
Daß ich soll starr, doch festgegründet
Wie deine Felsenmauern stehn:
So brenne mich in Tatengluten
Wie den Asbest des Felsen rein!
Und kann ich dann kein Leben bluten,
So blut’ ich Funken wie ein Stein.

 

 
Annette von Droste-Hülshoff (10 januari 1797 – 24 mei 1848)
Haus Rüschhaus, waar Annette vanaf 1826 woonde, voorjaar

Am Feste Mariä Lichtmeß (Annette von Droste-Hülshoff)

Bij Maria Lichtmis

 


Maria Lichtmis door Andrea Mantegna, 1453

 

Am Feste Mariä Lichtmeß

Durch die Gassen geht Maria,
In dem Arm den Sohn, den lieben,
Hält ihn fest und hält ihn linde,
Und ihr Auge schaut auf ihn.
Wie die Englein ihn gesungen,
Ihn die Hirten angebetet,
Huldigten die grauen Weisen,
Läßt sie still vorüber ziehn.

Aber Joseph ihr zur Seiten
Ist in Sorgfalt ganz befangen;
Prüfend frägt er alle Steine,
Ob ihr Fuß zu kühn sich wagt;
Weiß nicht, was er wird erleben,
Aber wunderbare Dinge
Haben aus des Kindleins Augen
Sich ihm heimlich angesagt.

O Maria, Mutter Christi!
Soll ich denn zu dir mich wagen
Mit dem schuldgepreßten Herzen,
Mit dem trüben Sünderblick! –
Die du hast gleich mir gewandelt,
Hast gesiegt, wo ich gesunken,
Weh, vor deiner lichten Krone
Bebt mein scheues Fleh’n zurück.

Doch du neigst dein liebes Kindlein
Und es reicht die linden Hände.
O mein lieber Herr und Richter
Bist du mein Erlöser nur?
Ach, wie hab’ ich mich gefürchtet,
Und nun bist du lauter Liebe!
Alle harten Worte schweigen
Und dahin ist ihre Spur.

Liebster Herr, du hast geschaffen
Meine arme kranke Seele,
Wie den Reiz, den vielgestalten,
Der auf breite Straßen führt;
Und du weißt, daß wie vor Andern
Frischer Hauch in meiner Seele,
So mich auch vor Andern glühend
Jede Erdenlust berührt.

Hast du mir in Macht und Güte
Meine Seele rein gegeben,
Herrlich, groß und wohlgerüstet
Wie ein königliches Schloß:
Und nun liegt es in Zerstörung,
Graunvoll in der öden Größe,
Wie ein knöchern Ungeheuer,
Wie ein todter Meerkoloß.

Und da ich nach vielen Tagen,
Sonder Glauben, voll der Liebe,
Angstvoll prüfte seine Mauern,
Siehe da! sie standen fest.
O mein Herr, willst du mich hören,
Auftun deine Gnadenschätze:
Sieh’, ich will getreulich bauen
Meines Lebens trüben Rest!

Muß mein Haus gleich stehen eine
Öde warnende Ruine:
Ach, nur dort kann sich gestalten,
Was so rettungslos zerstört.
Kann ich nur ein Stüblein bauen,
Ausgeschmückt mit stillen Werken,
Wo ich, Herr, dich kann bewirten,
Wenn ich bei dir eingekehrt!

Aus den Hallen tritt Maria,
In dem Arm den Sohn, den lieben,
Hält ihn fest und hält ihn linde,
Und auf dem ihr Auge ruht.
O, sie hat das Glück getragen
Durch neun wonnevolle Monde;
Was verkündet jene Frommen,
Trug sie längst im glühnden Mut.

Aber Joseph stillen Schrittes
Tritt nicht mehr an ihre Seite,
Da das liebe, liebe Kindlein
Nun der Herr der ganzen Welt.
Doch wie höher steigt die Sonne,
Schleicht er leis’ an ihre Schulter,
Und er zupft an ihrem Mantel,
Daß der Schleier niederfällt.

 

 
Annette von Droste-Hülshoff (10 januari 1797 – 24 mei 1848)
Burg Hülshoff in de winter

 

Zie voor de schrijvers van de 2e februari ook mijn vorige drie blogs van vandaag.

Am dritten Sonntage nach Heilige Drei Könige (Annette von Droste-Hülshoff)

Am dritten Sonntage nach Heilige Drei Könige

 

melchior
Jezus geneest een melaatse door Jean-Marie Melchior Doze, 1864

 

Am dritten Sonntage nach Heilige Drei Könige
Evang.: Vom Aussätzigen und Hauptmann

“Geh hin, und dir gescheh, wie du geglaubt!”
Ja, wer da glaubt, dem wird sein Heil geschehen;
Was aber ihm, dem in verborgnen Wehen
Das Leben hat sein Heiliges geraubt?

Herr, sprich ein Wort, so wird dein Knecht gesund!
Herr, sprich das Wort, ich kann ja nichts als wollen;
Die Liebe kann das Herz dir freudig zollen,
Der Glaube wird ja nur als Gnade kund!

Wie kömmt es, da ich dich am Abend rief,
Da ich am Morgen ausging dich zu finden,
Daß du in Lauheit und des Zweifels Sünden
Mich sinken ließest, tiefer stets und tief?

Ist nicht mein Ruf in meiner höchsten Not
Zu dir empor geschollen aus der Tiefe?
Und war es nicht, als ob ich Felsen riefe?
Indes mein Auge stets von Tränen rot.

Verzeih, o Herr, was die Bedrängnis spricht!
Ich habe dich doch oft und süß empfunden,
Ich war ja Eins mit dir zu ganzen Stunden,
Und in der Not gedacht’ ich dessen nicht!

Und ist mir nun, als sei ich ganz allein
Von deinem weiten Gnadenmahl verloren,
Der ausgesperrte Bettler vor den Toren:
O Gott, die Schuld ist doch gewißlich mein!

Fühlt’ ich in Demut, wie ich nimmer wert,
Daß ich dein Wort in meinem Geist empfangen,
Daß meine Seufzer an dein Ohr gelangen,
Daß meine Seele dich erkennt und ehrt?

Mein Herr, gedenke meiner Sünden nicht!
Wie oft hab’ ich auf selbstgewähltem Pfade
Geschrien im Dunkel, Gott, um deine Gnade
Wie um ein Recht und wie um eine Pflicht!

O hätt’ ich ihre Gaben nicht versäumt,
Hätt’ ich sie nicht zertreten und verachtet!
Ich stände nicht so grauenvoll umnachtet,
Daß das entfloh’ne Licht mir wie geträumt.

Wie oft ist nicht, noch eh’ die Tat geschah,
Die als Gedanke lüstern mich umflogen,
In milder Warnung still vorbeigezogen
Dein Name mir, dein Bild auf Golgatha!

Und wenn ich nun mich frevelnd abgewandt,
Die Sünde, die ich klar erkannt begangen,
Wie hast du dann in reuigem Verlangen
Nicht oft in meiner Seele nachgebrannt!

Ach, viel und schwere Sünden übt’ ich schon,
Noch mehr der Fehle, klein in ihren Namen,
Doch groß in der Verderbnis tiefstem Samen,
Taub für des jammernden Gewissens Ton!

Nun ist mir endlich alles Licht dahin
Und öfters deine Stimme ganz verschollen;
Doch wirf mich, o du siehst, ich kann noch wollen,
Nicht zu den Toten, weil ich lebend bin!

Mein Jesu, sieh, ich bin zu Tode wund
Und kann in der Zerrüttung nicht gesunden!
Mein Jesu, denk’ an deine bittern Wunden
Und sprich ein Wort, so wird dein Knecht gesund!

 

 
Annette von Droste-Hülshoff (10 januari 1797 – 24 mei 1848)
Haus Rüschhaus, waar Annette vanaf 1826 woonde, van boven gezien

Antonio Muñoz Molina, Annette von Droste-Hülshoff, Dennis Cooper, Adrian Kasnitz, Mies Bouhuys, Harrie Geelen

De Spaanse schrijver Antonio Muñoz Molina werd geboren op 10 januari 1956 in Úbeda in de provincie Jaén. Zie ook alle tags voor Antonio Muñoz Molina op dit blog

Uit: Maanstorm (Vertaald door Adri Boon)

“Tijdens het aftellen wacht je vol ongeduld en spanning op een explosie die iets van een ramp zal hebben, maar na de nul gebeurt er niets. Je ligt op je rug, stijf, de knieën in een rechte hoek, de blik recht vooruit, naar boven, in de richting van de hemel, als je die zou kunnen zien door de transparante bolling van de ruimtehelm, die je na bevestiging aan de stijve kraag van het drukpak onderdompelde in net zo’n absolute stilte als op de zeebodem heerst. Opeens bewogen de monden van degenen die het dichtstbij waren zonder dat ze geluid voortbrachten en het was alsof je je al heel ver weg bevond terwijl de reis nog moest beginnen. Je handen op je dijen, je voeten tegen elkaar in de grote witte laarzen met een gele rand en een enorm dikke zool die voor de lancering met titanium klemmen zijn gefixeerd, je ogen wijdopen. Je hoort niets, zelfs niet het suizen van het bloed in je oren of je hartslag, waargenomen en doorgegeven door een paar sensors die vastzitten aan je borst, een diep, regelmatig geluid als van een trommel maar met een puls die veel minder exact is dan het tikken van de chronometers. Alles zal worden geregistreerd, het aantal hartslagen per minuut, van jou, van je twee mede-astronauten, allebei net zo bewegingloos en gespannen als jij, drie harten die kloppen in een verschillend ritme, als drie trommels die dwars door elkaar heen klinken. Je zult je ogen dichtdoen en wachten. Je oogleden zijn praktisch het enige lichaamsdeel dat je willekeurig kunt bewegen en dat doet je je fysieke broosheid beseffen, je naaktheid verhuld door de drie pakken over elkaar, gemaakt van nylon, plastic, katoen en geïmpregneerd met brandwerende materialen. Elk pak is op zichzelf al een ruimtevehikel.
Een paar jaar geleden zweefde je meer dan een uur in de ruimte op tweehonderd kilometer van de aarde, verbonden met het vaartuig door slechts een lange slang waardoor je kon ademen; je herinnert je geen angst of duizeligheid, slechts de gewaarwording van volmaakte stilte terwijl je met uitgestrekte armen en benen gewichtloos bewoog in het niets, onmerkbaar getroffen door deeltjes van de zonnewind.”

 
Antonio Muñoz Molina (Úbeda, 10 januari 1956)

Lees verder “Antonio Muñoz Molina, Annette von Droste-Hülshoff, Dennis Cooper, Adrian Kasnitz, Mies Bouhuys, Harrie Geelen”

Am Allerseelentage (Annette von Droste-Hülshoff)

Bij Allerzielen

 

 

 

Allerseelentag auf dem Hedwigskirchhof door Franz Skarbina, 1896

 

 

 

Am Allerseelentage

“Es kömmt die Stunde, in welcher Alle,
die in den Gräbern sind, die Stimme des Sohnes
Gottes hören werden”

Die Stunde kömmt, wo Tote gehn,
Wo längst vermorschte Augen sehn.
O Stunde, Stunde, größte aller Stunden,
Du bist bei mir und läßt mich nicht,
Ich bin bei dir in strenger Pflicht,
Dir atm’ ich auf, dir bluten meine Wunden!

Entsetzlich bist du, und doch wert;
Ja meine ganze Seele kehrt
Zu dir sich, in des Lebens Nacht und Irren
Mein fest Asyl, mein Burggebiet
Zu dem die zähe Hoffnung flieht,
Wenn Angst und Grübeln wie Gespenster irren.

Wüßt’ ich es nicht, daß du gewiß
In jener Räume Finsternis
Liegst schlummernd wie ein Embryo verborgen,
Dann möcht’ ich schaudernd mein Gesicht
Verbergen vor der Sonne Licht,
Vergehn wie Regenlache vor dem Morgen.

Verkennung nicht treibt mich zu dir;
Mild ist die strengste Stimme mir,
Nimmt meine Heller und gibt Millionen.
Nein, wo mir Unrecht je geschehn,
Da ward mir wohl, da fühlt’ ich wehn
Dein leises Atmen durch der Zeit Äonen.

Doch Liebe, Ehre treibt mich fort
Zu dir als meinem letzten Port,
Wo klar mein Grabesinnre wird erscheinen.
Dann auf der rechten Waage mag
Sich türmen meine Schuld und Schmach
Und zitternd nahn mein Kämpfen und mein Weinen.

Vor dir ich sollte Trostes bar
Zergehen wie ein Schatten gar;
Doch anders ist es ohne mein Verschulden.
Zu dir als zu dem höchsten Glück
Wie unbeweglich starrt der Blick,
Und kaum, kaum mag die Zögerung ich dulden.

Doch da sich einmal Hoffnung regt,
So wird die Hand, die sie gelegt
In dieses Busens fabelgleichen Boden,
Sie wird den Keim, der willenlos
Und keinem Übermut entsproß,
Nicht wie ein Unkraut aus dem Grunde roden.

Wenn kömmt die Zeit, wenn niederfällt
Der Flitter, den gelegt die Welt,
Talent und Glück, ums hagere Gerippe:
Da steht der Bettler, schaut ihn an!
Dann ist die Zeit, um Gnade dann
Darf zitternd flehen des Verarmten Lippe.

Dann macht nicht schamrot mich ein Tand,
Dann hat gestellt die rechte Hand
Mich tief und ärmlich, wie ich es verdienet,
Dann trifft mich wie ein Dolchstoß nicht
Hinfort ein Aug’ voll Liebeslicht:
Ich bin erniedriget und bin gesühnet.

 

 

Annette von Droste-Hülshoff (10 januari 1797 – 24 mei 1848)

Burg Hülshoff

 

 

 

Zie voor de schrijvers van de 2e november ook mijn vorige twee blogs van vandaag.