Andreï Makine, Franz Werfel, Paweł, Huelle, Mary Oliver, Eddy Pinas

De Franse schrijver van Russische afkomst Andreï Makine werd geboren in Krasnojarsk op 10 september 1957. Zie ook mijn blog van 10 september 2010.

 

Uit: Die Frau vom Weißen Meer (Vertaald door Holger Fock und Sabine Müller)

 

»Eine Frau, die so sehr zum Glück bestimmt war (und wäre es nur zu einem rein körperlichen Glück, ja, zu einem banalen körperlichen Wohlbefi nden), die sich, fast möchte man sagen, unbekümmert für die Einsamkeit entschieden hat, für die Treue zu einem Abwesenden, den Verzicht auf Liebe …«

Diesen Satz habe ich in jenem sonderbaren Moment geschrieben, wo man plötzlich glaubt, einen anderen (diese Frau, Vera) zu kennen. Zuvor ist es Neugier, Ahnung, das Lechzen nach Geständnissen. Die Sehnsucht nach dem anderen, das Gefühl, von etwas angezogen zu werden,

das in ihm schlummert. Hat man sein Geheimnis erst entschlüsselt, fallen jene oft selbstgefälligen Worte und Urteile, die zerlegen, festhalten, einordnen. Alles wird begreifl ich und selbstverständlich. Nun kann sich Gewohnheit oder Gleichgültigkeit in eine Liebesbeziehung einschleichen.

Das Geheimnis des anderen ist vertraut. Sein Körper wird zu einer Mechanik körperlicher Reize, die

das Begehren weckt oder nicht weckt, seine Liebe gehört zum Bestand absehbarer Reaktionen.

In diesem Stadium ereignet sich tatsächlich so etwas wie ein Mord, wir töten jenes unendliche und unerschöpfliche Wesen, dem wir begegnet sind. Wir haben es lieber mit einer Wortfügung zu tun als mit einem Lebewesen …

Es muss in jenen Septembertagen gewesen sein, in einem Dorf tief in den Wäldern, die sich bis zum Weißen Meer erstrecken, als ich solche Überlegungen niederschrieb: »unerschöpfliche Wesen«, »ein Mord«, »eine durch die Wörter entblößte Frau« … Damals (ich war sechsundzwanzig Jahre alt) schienen mir diese Schlüsse sehr scharfsinnig zu sein. Ich empfand den wohltuenden Stolz, das heimliche Leben einer Frau, die ihrem Alter nach meine Mutter hätte sein können, erraten und ihr Schicksal in einigen gutgedrechselten Sätzen ausgedrückt zu haben.“

 

 

 

Andreï Makine (Krasnojarsk, 10 september 1957)

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