De Finse schrijver Kjell Westö werd geboren op 6 augustus 1961 in Helsinki. Zie ook alle tags voor Kjell Westö op dit blog.
Uit: Das Trugbild (Vertaald door Paul Berf)
„(Mittwoch, der 16. November)
Als Frau Wiik an diesem Morgen nicht zur Arbeit erschien, reagierte er zunächst gereizt.
Möglicherweise hing seine Gereiztheit aber auch noch ein wenig mit seiner misslungenen Fahrt nach Kopparbäck am Vorabend zusammen. Um Jary nicht zu verletzen, hatte er seine Gedanken für sich behalten und anschließend die ganze Nacht grübelnd wach gelegen. Schließlich war er zwei Stunden früher als üblich in die Kanzlei gegangen.
Er war schlichtweg übermüdet. Das Clubtreffen am Abend empfand er als Bürde, und auf seinem Schreibtisch türmte sich die Arbeit. Drei neue Klienten innerhalb von zwei Wochen, ein komplizierter Fall vor dem Amtsgericht, unbezahlte Rechnungen, unklare Formalitäten bezüglich Rolles Ausscheiden, Briefe, die diktiert und ins Reine geschrieben und versandt werden mussten: Ohne Frau Wiik kam er nicht weiter.
Er war bereits um halb acht ins Büro gekommen. Sonst war er nur selten vor neun da, weil er lieber bis in den späten Abend hinein arbeitete. Dennoch wusste er, dass Frau Wiik stets um Punkt acht eintraf, auch samstags.
Sein Ärger hielt sich, während er darauf wartete, dass sie auftauchte, und rumorte selbst dann noch in ihm, als es halb neun wurde und ihm der Gedanke kam, dass er sie vielleicht anrufen und sich erkundigen sollte, ob sie sich das Bein gebrochen oder eine Mandelentzündung zugezogen und ihre Stimme verloren hatte oder etwas in der Art.
Als er ihre Nummer das erste Mal wählte, war er unkonzentriert. Während er darauf wartete, dass sie an den Apparat ging, dachte er an das abendliche Treffen und an Dinge, die er mit den anderen hinter verschlossenen Türen besprechen wollte.
So würde er Arelius bitten, es künftig zu unterlassen, seine politischen Ansichten in Gegenwart seiner Mutter Esther zu kritisieren. Aber vor allem musste er mit Lindemark über Jogi Jary sprechen: Es musste doch irgendetwas geben, was sie tun konnten.“
Kjell Westö (Helsinki, 6 augustus 1961)