Am zweiundzwanzigsten Sonntage nach Pfingsten (Annette von Droste-Hülshoff)

 

 
Christus en de hoveling uit Kafarneüm door Bartholomeus Breenbergh, circa 1630 (detail)

 

Am zweiundzwanzigsten Sonntage nach Pfingsten
Evang.: Vom kranken Sohn des Königleins

Der Sonnenstrahl, ein goldner Spieß,
Prallt von des Sees kristallnen Flächen
Und schwirrend um den Marmorflies
Palastes Mauern will durchstechen.
Auf seidnen Polstern windet sich,
Die magern Ärmchen ringt das Kind,
Und eine Träne bitterlich
Noch möchte aus dem Auge lind,
Dem halberstarrten, brechen.

Schon hat der Tod die Hand gelegt
Auf seine Beute ohn’ Erbarmen;
Doch ob er Eis zum Herzen trägt,
Noch schmilzt im Blutstrom es, dem warmen.
O Jugend, Jugend, wie so fest
Hast du verstrickt das Leben dir,
Wie sich das Schlinggewächse preßt
Mit Wurzeln dort und Fasern hier
Als mit Polypenarmen!

O Anblick, stärker als ein Weib,
Das Wachen, Angst und Kummer nagen!
Betäubt und schwer, gleich totem Leib,
Hat man die Fürstin fortgetragen.
Noch weilt der Vater; wenn ein Sklav’
Des Bornes frische Labung reicht,
Mit zitternd kalter Hand den Schlaf
Des Kindes netzt er sacht gebeugt
Und flüstert leise Fragen.

Wer regt sich an des Fürsten Ohr?
Menipp, der Jüngling aus Euböa.
“Herr”, keucht er, “hebt den Blick empor!
Herr, der Prophete aus Judäa,
Von dem das ganze Land erfüllt,
Er kömmt, er naht Capharnaum,
Und wie aus hundert Adern quillt
Entgegen ihm und nach und um
Ein Glutstrom Galiläa.”

“Sind denn die alten Götter tot,
So müssen wir die neuen wahren.
Es sei, es sei, und meine Not
Mag sich dem Volke offenbaren!”
Die Rosse stampfen. Einmal schaut
Der Vater auf sein sterbend Kind,
Und nun voran! – “Was rauscht so laut?
Was streicht am Berge wie ein Wind?”
“Herr, des Propheten Scharen!”

O, wie die Angst den Stolz zerbricht!
Demütig, zitternd, als zur Frohne,
Er weiß es nicht, zu wem er spricht,
Doch wie der Sklave vor dem Throne,
Gebrochen steht der reiche Mann.
Die bleiche Lippe zuckt vor Schmerz,
Und heißer, als das Wort es kann,
Viel heißer fleht das bange Herz:
“Hilf, Rabbi, meinem Sohne!”

Ein Murmeln durch die Masse geht,
Erwartend sich die Wangen färben.
“Wenn ihr nicht Wunderzeichen seht,
Dann muß der Zweifel euch verderben!”
So spricht der Heiland abgewandt.
Unwillig rauscht es in dem Kreis;
Doch angstvoll hebt sich eine Hand,
Und wie ein Seufzer quillt es leis:
“Rabbi, mein Sohn will sterben!”

Du hast geglaubt, und wärst du arm
Wie Irus, was dich immer quäle,
Du wahrhaft Reicher, liebewarm
Hast einen Schatz, den Keiner zähle!
O der in dir, als Alles brach,
Es machen konnte froh und still,
Hat er gehört mich, als ich sprach:
Herr, meine Seele sterben will;
O Herr, hilf meiner Seele!

 


Annette von Droste-Hülshoff (10 januari 1797 – 24 mei 1848)
Het graf van de dichteres met ernaast een klein borstbeeld in Meersburg

 

Zie voor de schrijvers van de 29e oktober ook mijn twee vorige blogs van vandaag.

Matthias Zschokke, Andrea Voigt, Harald Hartung, Mohsen Emadi, Lee Child, Dominick Dunne, Claire Goll

De Zwitserse dichter, schrijver en filmmaker Matthias Zschokke werd geboren op 29 oktober 1954 in Bern. Zie ook mijn blog van 29 oktober 2010 en eveneens alle tags voor Matthias Zschokke op dit blog.

Uit: Ein Sommer mit Proust.

„Die Suche nach der verlorenen Zeit ist nicht gerade für den Plot berühmt. Niemand greift zu Proust, wenn er wissen will, ob Comte Rodolphe die Marquise de la Motte kriegt oder nicht. Es ist nicht die Neugier danach, wie es weitergeht, die einen durch die Seiten zieht. Man will bei Proust erfahren, wie der Comte duftet und welche eingebildete körpereigene Ausdünstung er mit seinem Vetiver-Parfum zu überdecken sucht, man will erfahren, wie die Marquise ihm ihre rechte Hand hinzuhalten pflegt und warum sie parallel dazu mit ihrem linken Daumen und Zeigefinger am eigenen Ohrläppchen zupft. Man will spüren, wie zart ihre Haut ist. Man will das alles Satz für Satz, Wort für Wort schmecken, riechen, empfinden. Die Sprache ist der Inhalt. Wenn da steht Stuhl, dann will der Leser sich auf ihn setzen können. Es geht um jedes noch so kleine Detail, um jeden Augenaufschlag, alles mikroskopisch genau.
Ich stelle mir das Original sinnlich betörend, fast hypnotisch vor, von laborhafter Präzision, die keinen noch so kleinen Flüchtigkeitsfehler duldet. Durch solche uns/und-Verwechslungen beginne ich jedoch im Unterbewusstsein an der Sauberkeit des ganzen Experiments zu zweifeln. Ich frage mich, ob die Übersetzung, die ich lese (Eva Rechel-Mertens), vielleicht nicht allzu sorgfältig gemacht wurde? Ich frage mich beispielsweise, ob sie vielleicht eine Spur zu akademisch ist, da ich von ihr vor allem zerebral gefordert und nicht unbedingt sinnlich entführt werde. Ein Beispiel:
»… in der alten Herberge zum >Oiseau Flesche<, aus dessen Kellerfenstern ein Küchengeruch aufsteigt, der noch manchmal genauso intermittierend und warm in meiner Erinnerung wiederkehrt …«
Erstens wusste ich nicht, was intermittierend heißt. Musste nachschlagen. Nun kann man sagen, Proust habe eben nicht für Dummerchen, sondern für gebildete Leute geschrieben. Das akzeptiere ich. Doch vermute ich, dass er eher von so etwas wie beispielsweise »warmen Schwaden« geschrieben hat, die »aus der Erinnerung heranwehen.”.

 

 
Matthias Zschokke (Bern, 29 oktober 1954)

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Zbigniew Herbert, Aleksandr Zinovjev, Dora Read Goodale, Georg Engel, Jean Giraudoux, André Chénier, Lodewijk van Oord

De Poolse dichter, schrijver en essayist Zbigniew Herbert werd geboren op 29 oktober 1924 in Lemberg. Zie ook alle tags voor Zbigniew Herbert op ditblog en ook mijn blog van 29 oktober 2009 en ook mijn blog van 29 oktober 2010.

 

Huizen in de buitenwijk

Op najaarsdagen zonder zon mag
meneer Cogito graag de vuile buitenwijken
bezoeken. Een zuiverder bron van
melancholie – zegt hij – bestaat er niet.

Huizen in de buitenwijk met kringen onder de ramen
huizen die zacht hoesten
huiveringen van pleisterwerk
huizen met dun haar
een zieke huid

alleen de schoorstenen dromen
hun schrale klacht
bereikt de zoom van het bos
de oever van een groot water

ik zou namen voor jullie willen verzinnen
jullie vullen met de geur van Indië
het vuur van de Bosporus
het rumoer van watervallen

huizen in de buitenwijk met ingevallen slapen
huizen kauwend op een korstje brood
koud als de droom van een verlamde
met trappen die een palm van stof zijn
huizen voortdurend te koop
herbergen van ongeluk
huizen die nooit in het theater waren

ratten van de huizen van de buitenwijk
breng ze naar de kust van de oceaan
laat ze plaats nemen in het hete zand
laat ze de tropennacht bekijken
laat een golf ze met een stormachtig applaus belonen
zoals alleen verspilde levens toekomt

 

Vertaald door Gerard Rasch

 

 
Zbigniew Herbert (29 oktober 1924 – 28 juli 1998)
In 1955

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Michel van Stratum

De Nederlandse dichter en schilder Michel van Stratum werd geboren in Goirle op 29 oktober 1970. Van Stratum studeerde enkele jaren culturele antropologie aan de Universiteit van Nijmegen. Hij begon al op jonge leeftijd met het schrijven van gedichten. Daarnaast schildert en tekent hij. Hij debuteerde in 2005 met de bundel “De viering van de tovenaar”. In 2014 verscheen de bundel “Glimwormen”.

De wandeling

Gisteren liep ik de hele tijd
Enkel wat te struinen
Over de paden der vergankelijkheid
Ik zou me weerloos hebben verstapt
Als ik de drassige plaveisels

Niet grondig aan mijn laars had gelapt…

 

Eenvoud in duizendvoud

Ik maak een vreugdedans
Om een wilde steen
En raak in trance
Van graspollen en van geen

Het zijn de eenvoudigste rituelen
Die ik uitbundig bezing
Stoeptegels grijze en gele
Die ik moeiteloos beding

Ik huiver van een woord
Hoor geluiden nog nooit gehoord
Kies muziek zonder stem-rem
Ontdoe het bestaan van een klem

De dorst van mijnhoofd
Gelegen op een kussen
Wordt niet gelest

’t Is mooi, ’t is puur,
’t Is ik en de rest

Met niets daartussen….

 

 
Michel van Stratum (Goirle, 29 oktober 1970)