Deutscher Buchpreis 2023 voor Tonio Schachinger
De Oostenrijkse schrijver Tonio Schachinger is de winnaar van de Deutscher Buchpreis. Hij krijgt de prijs voor zijn tweede roman “Echtzeitalter”. Het werk speelt zich af op een elitaire Weense kostschool en gaat over de 15-jarige Till, die na de dood van zijn vader zijn toevlucht zoekt in de wereld van computerspellen, vooral “Age of Empires II”. De jury prees “Echtzeitalter” als een ‘sociale roman’ en benadrukte onder meer de subtiele ironie waarmee Schachinger ‘de politieke en sociale omstandigheden van het heden’ weerspiegelt. Tonio Schachinger werd geboren op 29 januari 1992 in New Delhi, India. Zie ook alle tags voor Tonio Schachinger op dit blog.
Uit: Echtzeitalter
„Sieht man diesen Ort zum ersten Mal, das Schloss mit der schönbrunnergelben Fassade und der abbröckelnden graugelben Rückseite, den Park mit seinen Wiesen und Sportplätzen, seinem bewaldeten Hügel und seiner Grotte, dann ist die Mauer, die ihn umgibt und deren Höhe je nach Steigung der Argentinier- und Favoritenstraße zwischen zwei und vier Metern schwankt, wahrscheinlich das Letzte, was einem auffällt. Warum sollte man auch an die Mauer denken beim Tag der offenen Tür? Die Kinder sehen ja so viel anderes, die Tennis- und Beachvolleyballplätze, das Hallenbad, den Parkettturnsaal, die Multifunktionshalle, die Sala terrena und, wenn sie ihren Blick nach unten auf die eigenen Füße richten, den Steinboden, dessen große Platten über die Jahrhunderte von Tausenden Schlapfen glatt geschliffen wurden. Außerdem zeigt man den Kindern die Fußballplätze, die zwei Flutcourts, den Hartplatz, den Firsty-Platz und vor allem den Großen Platz, der auf allen Fotos abgebildet ist und dem Park, gemeinsam mit der ihn umgebenden Laufbahn, etwas Offizielles, etwas Highschoolhaftes verleiht, auch wenn sie nach dem Tag der offenen Tür nie wieder dort spielen werden, weil der Große Platz Gegenstand eines seit Jahren andauernden Rechtsstreits ist, dem mit dem Hinweis: Platz gesperrt, Betreten auf eigene Gefahr! Rechnung getragen wird. Von alldem wissen die zukünftigen Marianisten noch nichts. Man erzählt ihnen vom Fremdsprachenangebot, von Schulreisen, Austauschprogrammen, sogenannten Unverbindlichen Übungen, in denen die Schüler jeder denkbaren Leidenschaft von Schach über Skifahren bis Aquaristik nachgehen können, aber man zeigt ihnen nicht die Stelle beim Konferenzzimmer, an der trotz einer zusätzlichen Schicht Farbe noch immer der Name des ehemaligen Erziehungsleiters durchscheint, begleitet von den Worten: du Kinderticker! Den Firsty-Platz zeigt man ihnen zwar, aber ohne zu erklären, was das ist, ein Firsty, was es bald für jeden von ihnen bedeuten wird, von Älteren als Firsty behandelt zu werden, ein ganzes Jahr lang, und dass sie selbst sich gegen alle Vorsätze in diese nach Alter gegliederte Nahrungskette einfügen und schon ein Jahr später den neuen Firstys gegenüber genauso verhalten werden: Weil sie anderen nicht ersparen wollen, was ihnen nicht erspart geblieben ist. Der Waldplatz ist nicht einmal Teil der Tour, dieser hinterste und schlechteste aller Fußballplätze, der keine Banden und keine Netze hat, in dessen Mitte ein einzelner Baum steht, der gleichzeitig aber auch der beste Platz ist, weil man sich nirgendwo sonst auf dem Schulgelände weiter von allem anderen entfernen kann und weil direkt dahinter, beim Theater Akzent, in Sichtweite der Nuntiatur, der päpstlichen Botschaft, die beste Stelle liegt, um über die Mauer zu klettern.“