Bij Valentijnsdag
Koppel op het balkon door Raphael “Rafi” Perez, 2004
Tuin van Epicurus
(voor de vrienden)
Gij die in eenvoud wilt tezamenhoren,
de tiende jaarkring sloot om onze dis,-
waar vriendschap open als het zonlicht is
werd ons een ongepeild geluk beschoren.
In arbeid werd der uren goud ontgonnen;
de volle rijkdom van het eigen ik
vindt ieder terug, gespiegeld in de blik
van wie aan hèm zijn klaarte heeft gewonnen.
Zie naar het licht-hoe kleurt het mild en stil
ons samenzijn. Wat grenzen zijn gesteld
aan wie het nodige slechts nemen wil?
Nog ongeweten wegen zult gij gaan.
Vriendschap-gij hebt haar reinigend geweld
alreeds beseft. Zo weet: zij ving pas aan.
Bij Aswoensdag
Aschermittwoch
Der Morgen graut, der erste Tag der Fasten
Erhellt zu früh der Kammer stillen Raum.
Wie gerne möchte wohl der Schläfer rasten,
Ein flüchtig Glück verlängern noch im Traum!
Umsonst, der Schlummer liebt nicht, da zu weilen,
Wo man so spät um seine Gunst gefreit;
Er wartet kaum, bis sich die Giebel teilen,
Entflieht mit stillem Hohne vor der Zeit.
Wozu nun auf dem Bett herum sich werfen,
Wenn man um Ruhe sich vergebens quält?
Nein, lieber auf, damit die schlaffen Nerven
Der frische Hauch des Morgens wieder stählt.
Da liegen sie verstreut, die bunten Fetzen,
In die du gestern tändelnd dich gehüllt;
Was zögerst du, den Fuß darauf zu setzen?
Sie haben ihre Absicht doch erfüllt!
Dort grinst die hohle Larve dir entgegen,
Die deine wolkenvolle Stirn umschloss.
Du seufzest! — Ist so viel daran gelegen,
Dass für ein Jahr die Narrenzeit verfloss?
Wehmütig schüttelst du das Haupt; nicht solches,
Von gestern nicht ist dein geheimes Leid?
Dir hat die Spitze eines gift’gen Dolches
Die Brust getroffen schon vor langer Zeit?
Vor langer Zeit! Es schweifen die Gedanken
Zurück zu Tagen, reich an seltener Pracht,
Da glückverheißend, licht und ohne Schranken
Die weite Welt entgegen dir gelacht;
Da deines eignen Herzens reines Streben
Dir Bürge schien für jedes Herzens Wert;
Da du im unscheinbarsten Menschenleben
Den Wiederglanz der Göttlichkeit verehrt.
Was war dein Los? Du wurdest nicht verstanden,
Weil sie, die deine Ideale sahn,
Von ihrem eignen Wesen nichts drin fanden,
So deuchte sie dein Streben eitler Wahn.
Man stieß dich ab, man schalt dich einen Schwärmer,
Mit Füßen tretend, was dein Höchstes war,
Und jeden Tag um eine Hoffnung ärmer,
Warst du in kurzem aller Hoffnung bar.
Nur einmal — o! du kannst es nicht vergessen;
Aus deinen Augen stammt ein lichter Strahl,
Gedenkst du, wie ein Herz, das du besessen,
Dir das Entbehrte all ersetzt zumal.
Sie war ein Kind, berührt von keinem Wehe,
Von keinem bösen Hauch der Welt entweiht,
Voll Lust und Leben gleich dem jungen Rehe,
Das wild erwuchs in Waldeseinsamkeit.
Du kamst herzu, sie lauschte deinen Reden,
Ihr dunkles Auge sah zu dir empor-,
Du grubst ins Herz dir ihrer Züge jeden,
Dass nimmermehr ihr Bild sich draus verlor.
Du sangst ein Lied ihr vor von stillem Sehnen,
Und leise sang sie Ton um Ton dir nach,
Bis plötzlich sie ein Strom von heißen Tränen
Inmitten des Gesanges unterbrach.
Da war der Bann gelöst: die Herzen schlugen
Einander zu, von süßem Glück berauscht;
Wenn Aug’ in Auge wechselnd sich befrugen,
Wie ward beredte Zwiesprach‘ ausgetauscht!
Doch wolltest du dein Glühn in Worte fassen,
Bestürmtest sie um einen Liebesschwur,
Dann bangte sie, beschwor dich, abzulassen:
„Ich darf ja nicht!” Dies eine sprach sie nur.
Drauf eines Abends weiltet ihr beisammen,
Und rührend sang sie jenes alte Lied
Von zweien Herzen, deren Liebesflammen
Der Einspruch eines harten Vaters schied.
Dir ward es eng ums Herz, du bliebst beklommen,
Als längst verklungen waren Sang und Spiel;
Matt lächelnd sprach sie, als sie’s wahrgenommen:
„Wer fragt nach einem Liede denn so viel?”
Du aber brauchtest bald nicht mehr zu fragen.
Dem kalten Fremdling gab man ihre Hand,
Zwang sie, mit ihm, dem nie ihr Herz geschlagen,
Dahinzuwandern in ein fernes Land.
Still brannte deine Wunde wohl noch lange,
Bis endlich auch der Schmerz dir Abschied gab
Und über deine Stirn, auf deine Wange
Sich Ruhe senkte, eisig wie das Grab.
Nun scheinen all die goldenen Jugendträume
Dir hohl und nichtig wie das Maskenspiel,
Das prunkvoll zog durch feenhafte Räume
Und mit dem Hahnenschrei in nichts zerfiel;
Doch jeder Zug im bleichen Angesichte
Und jedes Zucken deiner Lippen fragt,
Warum mit seinem trostlos kalten Lichte
So früh des Lebens Aschermittwoch tagt.
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