Anton Wildgans, Rolf Schneider, Cynthia Ozick, Helen Meier, Rolf Kalmuczak, Karl Henckell, Henry Vaughan, John Ford

De Oostenrijkse dichter en schrijver Anton Wildgans werd geboren op 17 april 1881 in Wenen. Zie ook alle tags voor Anton Wildgans op dit blog.

 

An den Schlaf

O, sanfter Schlaf, der du auf zarten Sohlen
Durchs Dunkel herkommst, keinem Wesen fehlend,
Und alles Erdenweh und Menschenelend
Begütigest mit freundlichen Idolen,

Dort, wo die Liebste, sichrer Hut befohlen,
Entschlummert ruht, den kühlen Pfühl beseelend,
Mal’ du in ihren Traum ein friedenstehlend,
Ein schrecklich Bild mit allen Leids Symbolen.

Und so mir ähnlich mögest du’s vollenden,
Und solche Blässe künde meine Pein,
Daß sie erwachend muß Erbarmen spenden.

Und ließest du mir Dieses angedeihn,
Will ich dir schweigend und aus leisen Händen
Zwei neue Kränze frischen Mohnes weihn.

 

An ein Buch

Ich lese dich, und deine Zeichen weben
Schleier auf Schleier um den wunden Sinn,
Abdämpfend rings das allzu laute Leben,
Von dem ich, tausendfältig hingegeben,
Kaum mehr als Spiegelbild und Echo bin.

Und wie sich die Gewirke dichter bauschen,
Wird’s immer stiller, und es steht die Zeit,
Vergess’ ich dich und hebe an zu lauschen
Auf meines Blutes heilig Stromesrauschen
In mir von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Nun öffnet sich von geisterhaftem Wehen
Der Schleier luftig zauberhaft Gezelt,
Und vor mir liegt in ruhigem Bestehen,
Zum erstenmal geschaffen und gesehen
Vom eignen Aug’, die Welt.

 

 
Anton Wildgans (17 april 1881 – 3 mei 1932)
Portret door Rudolf Hirschenhauser, 1927

 

De Duitse schrijver Rolf Schneider werd geboren op 17 april 1932 in Chemnitz. Zie ook alle tags voor Rolf Schneider op dit blog.

Uit: Das Mittelalter

„Der dortige Machthaber war ein halber Germane, was auch sein germanischer Name Odoaker bezeugt. Sein militärischer Widerstand gegen das Heer des Ostgotenkönigs war langan-haltend und zäh. Die Auseinandersetzungen mündeten in ein Kampfgeschehen, das den Namen Rabenschlacht erhielt: Es ging um den Besitz der oberitalienischen Stadt Ravenna, deren altdeutscher Name Raben lautete Theoderich kam nicht voran, Odoaker gab nicht auf. Schließ-lich einigte man sich auf eine aufwendig inszenierte Versöhnung der beiden Fürsten samt einem anschließenden Gelage, in des-sen Verlauf Theoderich seinen Widersacher umbrachte. Wo Mi-litärmacht nichts auszurichten vermochte, obsiegten List und Heimtücke. Der Ostgotenkönig hatte den kaiserlichen Auftrag damit erfüllt. Er nutzte die Gelegenheit, um in Norditalien eine Ostgotenherrschaft zu errichten. Wie es heißt, holte Theoderich insgesamt 20000 seiner Leute ins Land und siedelte sie an, doch solchen Zahlenangaben in den zeitgenössischen Chroniken ist zu misstrauen: Gewöhnlich neigen sie zu Übertreibung. Wie auch immer: Norditalien wurde zu einem erfolgreichen und einigermaßen stabilen Ostgoten-reich. Der König verfügte über ausreichende Kenntnisse der Region und seiner politischen Eliten, um eine funktionierende Admi-nistration aufzubauen. Er schloss entsprechende Vereinbarun-gen mit Angehörigen der ursprünglichen 1 ferrschaftsschicht, die er damit einband; umgekehrt profitierten er und die Seinen von deren zivilisatorischer Erfahrung. Theodia-ich beschäftigte zahl-reiche Römer in seiner Verwaltung. Er verabschiedete ein eige-nes Gesetzeswerk, das Elemente des römischen Rechtes enthielt. Er gab Bauten in Auftrag und ging militärisch gegen die in Süd-italien sitzenden Westgoten vor. Den Gelehrten Bcfethius be-rief er zunächst an die Spitze seiner Regierung, später ließ er ihn hinrichten. Zuletzt erstrebte er ein politisches Bündnis mehrerer germani-scher Stämme diesseits und jenseits der Alpen, doch darin blieb er erfolglos. Theoderich, dem die Geschichtsschreibung den Bei-namen «der Große» gab, war schlau, weitschauend, durchset-zungsstark und grausam. Darin glich er anderen Herrschern des Mittelalters. Er starb 526. Unter den Königen, die auf ihn folgten, begann die Ostgotenherrschaft zu zerfallen.“

 

 
Rolf Schneider (Chemnitz, 17 april 1932)
Cover 

 

De Amerikaanse schrijfster Cynthia Ozick werd geboren op 17 april 1928 in New York. Zie ook alle tags voor Cynthia Ozick op dit blog.

Uit: Quarrel & Quandary

“But you are engagé,” the famous and energetic man who four years ago directed my play remarked the other day. I say “my play,” and not “a play of mine,” which may suggest more than one, because it is the only work for the theater I have ever written; I feel certain I will never write another. I had not seen the director since the play closed, and his comment — that once-faddish, Sartre-sounding word — startled me. My one play had, in fact, been political, even polemical; it was about Holocaust denial. And though I had always longed to try my hand at drama, I had supposed it would find its shape, if the time ever came, in something literary or satiric, or both; my secret mnemonic model was Simon Gray’s frivolously melancholic The Common Pursuit, which had, decades ago, enthralled me. So I was surprised when a congeries of circumstances, not all of my own manufacture, resulted in a play that was indisputably “engagé.” I had been driven to it like a wheel the spokes of which were being nailed into place, even while it ran, by mechanics in unfamiliar uniform.
I mean by all this that I resist the political, and am reluctant to take on its spots and stripes: the focus and deliberateness of political engagement, its judgments and its zeal, are so much the opposite of loafing and inviting one’s soul. This collection, for instance, includes an essay on essays, wherein the form of the essay is defined, and defended, as follows: “If there is information in an essay, it is by-the-by, and if there is an opinion in it, you need not trust it for the long run. A genuine essay has no educational, polemical, or sociopolitical use.” This was only the latest in a string of similar formulations — or call them wardings-off; what was being warded off was any tincture of the topical or the tendentious. In 1983, in a foreword to my first non-fiction collection, I wrote, comparing essays to stories, “Sometimes even an essay can invent, burn, guess, try out, hurtle forward, succumb to that flood of sign and nuance that adds up to intuition, disclosure, discovery. The only non-fiction worth writing — at least for me — lacks the summarizing gift, is heir to nothing, and sets out with empty pockets from scratch.” In a 1988 preface, this time dubbed a “forewarning,” I continued along the same line, or tightrope: “Nearly every essay, like every story, is an experiment, not a credo. »

 

 
Cynthia Ozick (New York, 17 april 1928)

 

De Zwitserse schrijfster Helen Meier werd geboren op 17 april 1929 in Mels, Kanton St. Gallen. Zie ook alle tags voor Helen Meier op dit blog.

Uit: Die Agonie des Schmetterlings

„Als sie auf der Brücke war, begannen ihre Beine zu zittern. Sie klopfte mit den Bergschuhen auf den Asphalt des schmalen Gehsteigs – sie hätte nur den Arm auszustrecken brauchen, um das Geländer zu berühren. Sie durfte nichts anderes tun, als fest mit den Schuhen vorwärtszugehen und auf die Leitplanke zu starren. Sie hörte die Geräusche der rasenden Autopneus neben ihr wie durch Wachs, sie wagte den Kopf nicht zu drehen. Ihre ganze Kraft musste auf das Aufklopfen der Schuhe, auf stetes Einhalten der geraden Marschrichtung gezwungen werden. Wenn sie zu rennen anfing – dumpf wusste sie es, wusste es ihr kleines Bewusstsein, zusammengedrängt, umlagert von einem riesigen bedrohlichen Etwas –, geschah Schreckliches. Sie stürzte sich in die Schlucht hinunter, wunderbar musste es sein hinabzufallen, durch den schmalen Spalt auf den Grund, an das äusserste Ende, mit einem Schrei – ein Orgasmus musste es sein, intensiver als je, ein einziger Zusammenstoss aller Wünsche, die Stillung, der Durchbruch durch die Wand des Schweigens, die Erlösung, die Ausbreitung in der Glückseligkeit. Sie stürzte auf die Strasse hinaus, unter die Räder, ausgewalzt zu werden, nach dem blitzartigen Einschlag des Gesuchten fixiert zu werden im Lächeln des Wissens, aus den Königsgräbern die goldgeschnittenen Gesichter. Sie zitterte. Nass und kalt sammelte sich der Schweiss in der Rinne der Wirbel. Vergessene Gebetsfetzen aus der Kinderzeit, ein Vater im Himmel, dessen Reich komme, wirbelten ihr ins Gehirn, ihr wiederholtes Murmeln beruhigte sie ein wenig, es gelang ihr, nicht aus dem Marschtakt zu fallen, die Stechschritte gleichmässig fortzusetzen, nicht anzuhalten, vor allem nicht anzuhalten. Wenn sie aufhörte zu marschieren, konnte es hereinbrechen. Die gleichmässige Fortbewegung der Beine, das Starren auf das Asphaltband war das Seil entlang der schwarzen Wand. In der Ferne sah sie die Kurve der Strasse, die das Ende der Brücke war, dort musste sie hin, das war ihre einzige Aufgabe, nichts anderes hatte sie zu tun. Plötzlich war sie erstaunt, die Geräusche der Autos nicht mehr zu hören, sie wagte einen kleinen Seitenblick und erschrak. Sie war nun ganz allein auf der Brücke, alle Menschen waren verschwunden, sie war die Letzte auf der Welt, mit Mühe unterdrückte sie einen Schrei.“

 

 
Helen Meier (Mels, 17 april 1929)

 

De Duitse schrijver Rolf Kalmuczak werd geboren in Nordhausen op 17 april 1938. Zie ook alle tags voor Rolf Kalmuczak op dit blog.

Uit: Die Jagd nach den Millionendieben

„Er möchte wohl eine Extraeinladung? In drei Minuten, mein Lieber, bist du im Bett. Klar?«
»Ich war noch so staubig hinter den Ohren«, sagte Tarzan, »deshalb hat’s länger gedauert.«
Aber Rembrandt hörte nicht hin. Er war schon draußen,um seine Runde durch den zweiten Stock fortzusetzen.
Hier schliefen die 12- bis 14-Jährigen. Für sie war um halb neun Zapfenstreich. So verlangte es die Hausordnung des Internats.
Drei Minuten!, dachte Tarzan.Was der sich einbildet! Ist ja erst Viertel nach acht. Seine Uhr geht wohl vor?
Peter Carsten, der mit Spitznamen Tarzan hieß, war 13 und ziemlich groß für sein Alter. Außerdem war er der beste 100-Meter-Läufer und ein so guter Volleyball-Spieler, dass er demnächst in der Schulmannschaft mitmachen sollte.
Seinen Spitznamen hatte er weg, weil er mit affenartiger Geschwindigkeit am Kletterseil hochturnen konnte. Außerdem vielleicht, weil er dunkle Locken hatte. Und weil sogar im Winter seine Haut die sommerliche Bräune behielt. Er war ein blauäugiger Tarzan, schlank, muskulös und durch und durch sportlich.
Alle Schlafräume im zweiten Stock hatten Spitznamen. Das ADLERNEST, wo Tarzan wohnte, war ein winziger Raum, gerade groß genug für zwei Betten, zwei Schränke und Klößchens Fressvorräte.
Auch jetzt, nach dem Zähneputzen, saß Klößchen auf seinem Kopfkissen und kaute. Schokolade, natürlich. Ohne Schokolade konnte er nicht leben; und je mehr er davon aß, um
so dicker wurde er.
»Hast du deine Kniebeugen gemacht?«, fragte Tarzan.“

 

 
Rolf Kalmuczak (17 april 1938 – 10 maart 2007)
Nordhausen

 

De Duitse dichter en schrijver Karl Friedrich Henckell werd geboren op 17 april 1864 in Hannover. Zie ook alle tags voor Karl Henckell op dit blog.

 

Aus der Tiefe

O lass mir nicht, wie auch die Schlünde klaffen,
Die das Vollbringen scheiden von dem Plan,
Geringe Macht von ungeheurem Wahn,
O lass mir nicht den schönen Mut erschlaffen!

Was du auch seist, woraus mein Sinn erschaffen,
Der großer Sehnsucht Weihe früh empfah’n,
Beharren lass mich auf der hohen Bahn
Und stets empor zu neuem Flug mich raffen!

Der dieses Lebens freie Linie zog
Und nicht gegeizt mit sicher-kühnem Schwunge,
Mir Feuer goss ins Herz und auf die Zunge,

Der nicht mein Pfund mit Krämerwage wog —
O lass mich aus der Lust, den Leiden allen
Nicht feig hervorgehn und in Kleinheit fallen!

 

Weihe

Ein starker Cherub stand an meiner Wiege,
Der sprach: „Ich lege dir ein Schwert zur Hand.
Es geht dein Weg durch hartes Menschenland.
Dein Sinn ist weich. Dies Schwert tut not zum Siege.

Und einen Schild vor deine Brust ich biege,
Des’ Mitte krönt ein Sternendiamant,
Als Hort der Ewigkeit dort festgebannt,
Dass, fällst du einst, dein Herz beschirmet liege.“

Sank ich den Widersachern nicht zum Raube,
Die mich mit Waffen aller Art bedräut,
Dir dank’ ich’s, dessen Stahl sich stet erneut,

Schwert meines Geistes, der auf sich beharrt
Im wilden Wirbelsturm der Gegenwart —
Mein Schild bist du, allmächtiger Liebesglaube!

 

 
Karl Henckell (17 april 1864 – 30 juli 1929)
Hannover 

 

De Welshe dichter en arts Henry Vaughan werd geboren in Newton (Breconshire) op 17 april 1622. Zie ook alle tags voor Henry Vaughan op dit blog.

 

The Incarnation, And Passion

LORD, when Thou didst Thyself undress,
Laying by Thy robes of glory,
To make us more, Thou wouldst be less,
And becam’st a woful story.

To put on clouds instead of light,
And clothe the morning-star with dust,
Was a translation of such height
As, but in Thee, was ne’er express’d.

Brave worms and earth ! that thus could have
A God enclos’d within your cell,
Your Maker pent up in a grave,
Life lock’d in death, heav’n in a shell !

Ah, my dear Lord ! what couldst thou spy
In this impure, rebellious clay,
That made Thee thus resolve to die
For those that kill Thee every day ?

O what strange wonders could Thee move
To slight Thy precious blood, and breath ?
Sure it was love, my Lord ! for love
Is only stronger far than death !

 

 
Henry Vaughan (17 april 1622 – 28 april 1695)
Cover 

 

De Engelse dichter en toneelschrijver John Ford werd geboren in Ilsington, Devon, op 17 april 1586. Zie ook alle tags voor John Ford op dit blog. 

 

Uit :‘Tis pity she’s a whore

“FRY. Yes, you may love, faire sonne.
GIO. Must I not praise so
That beauty which, if fram’d a new, the gods
Would make a god of, if they had it there,
And kneele to it, as I doe kneele to them ?
FRY, Why, foolish madman,—
GiIO Shall a peevish sound,
A customary forme, from man to man,
Of brother and of sister, be a barre
Twixt my perpetual! happinesse and met?
Say that we had one father, say one womhe —
Curse to my joyes —gave both us life and birth ;
Are wee not therefore each to other bound
So much the more by nature, by the links
Of blood, of reason, — nay, if you will hav’t,—
Even of religion, to be ever one,
One soule, one flesh, one love, one heart, one all?
FRY Have done, unhappy youth, for thou art lost.
GIO. Shall, then, for that I am her brother borne,
My joyes be ever banisht from her bed!
No, father ; in your eyes I see the change
Of pitty and compassion; from your age,
As from a sacred oracle, distills
The life of counsell : tell mee, holy man,
What cure shall give me ease in these extreames.
FRY Repentance, sonne, and sorrow for this sine
For thou hast mov’d a Majesty above
With thy un-raunged almost blasphemy.“

 

 
John Ford (17 april 1586 – 1639 of 1640)
Affiche voor een uitvoering in Londen, 2014