De Oostenrijkse schrijver Alexander Schimmelbusch werd geboren op 14 september 1975 in Frankfurt am Main geboren en groeide op in Frankfurt am Main en New York. Na zijn studie economie en germanistiek aan de Georgetown University in Washington werkte hij vijf jaar als consultant voor fusies en overnames bij een investeringsbank in Londen. Tegenwoordig woont hij als auteur en journalist afwisselend in Berlijn en New York. Voor zijn roman “Blut im Wasser“ kreeg hij in de 2009 de Hotlist Award.
Uit: Blut im Wasser
„Als ich aufwache, habe ich einen trockenen Rieslinggeschmack im Mund. Ich liege reglos da, in einem leeren Raum, nackt unter einem dünnen Laken. Die gläsernen Wände, die mich umgeben, sind vereist, die kahlen Zweige hinter ihnen sind nur als graphische Strukturen sichtbar. Mein Haus ist nicht beheizt, aber mein Atem bildet keine Dampfwolken. Für einen Augenblick habe ich Angst, dass ich in der Nacht gestorben bin. Ich stehe auf und schleppe mich ins Badezimmer, wo ich den Spiegel mit einem Handtuch verhänge. Ich habe keine Pläne für den Tag, ich habe Nasenbluten und Sehstörungen und Schmerzen in meiner Brust, für die ich keine harmlose Erklärung habe. Ich drehe am Wasserhahn und beuge mich nach vorne, nehme behutsam drei tiefe Schlucke, bevor ich meinen Kopf unter den eiskalten Schwall strecke. Den Versuch, meine Zähne zu putzen, muss ich sofort wieder abbrechen, da die Vibrationen der elektrischen Bürste Kopfschmerzen wecken. Von meinem Schreibtisch aus habe ich einen unverbaubaren Blick über den Fluss hinweg auf die Bürostädte am gegenüberliegenden Ufer. Die Zimmer sind spärlich möbliert, einige stehen leer; die Böden sind mit Platten aus Travertin ausgelegt. Ich habe mir den Grundriss meines Hauses offenbar so gut eingeprägt, dass ich mich darin auch bei Finsternis in gewohnter Geschwindigkeit fortbewegen kann, ohne irgendwo anzustoßen. Diese Tatsache ist mir irgendwann einmal im Zuge eines Stromausfalls bewusst geworden, als ich, nachdem in derStadt die Lichter erloschen waren, meinen Ablauf fortsetzte, als wäre nichts geschehen. In der sprudelnden Hitze unter der Oberfläche wird mir schwarz vor Augen. In meinem Zustand schwimmen zu gehen ist zweifellos gefährlich, aber ich weiß: wenn ich nicht regelmäßig Sport treibe, vergreise ich. Stoisch beginne ich daher, meine Bahnen zu ziehen. Angst vor dem Ertrinken, denke ich mir, kann man mühelos verdrängen. Man kann in die Großstadt ziehen, sich eine Aufgabe suchen, sein Glück finden. Man kann, wie ich mir denke, während ich eine formvollendete Wende abschließe, sich ein Lächeln aufsetzen. Über die hintere Treppe gelange ich in meine aus Deutschland importierte Küche, die in ihrer Reduktion, wie es Amy formulierte, als sie vor Kurzem bei mir zum ersten Mal zu Gast war, an einen Obduktionssaal erinnert. Vor der offenen Tür des Kühlschranks beginne ich damit, eine Flasche fettarme Milch zu leeren. Ich konzentriere mich dabei auf die Schluckgeräusche, die in meinem Kopf zu hören sind, und spiele mit dem Gedanken, mir eine Zeitung auszudrucken, verwerfe diesen aber, da ich mich momentan noch nicht in der Lage fühle, mich für irgendetwas zu interessieren.“
Alexander Schimmelbusch (Frankfurt am Main, 14 september 1975)