Amélie Nothomb, Jens Bisky, Nikolaus Lenau, Tom Perrotta

De Franstalige Belgische schrijfster Amélie Nothomb werd geboren in Kobe in Japan op 13 augustus 1967. Zie ook mijn blog van 13 augustus 2010 en eveneens alle tags voor Amélie Nothomb op dit blog.

 

Uit: Attentat (Vertaald door Wolfgang Krege)

 

“Als ich mich zum ersten Mal im Spiegel sah,mußte ich lachen: Unglaublich, das sollte ich sein?

Wenn ich mich heute sehe, lache ich, weil ich nun weiß, ich bin es. Und soviel Häßlichkeit hat etwas

Lustiges. Schnell flog mir ein Spitzname zu. Ich muß sechs gewesen sein, als ein Junge auf dem Hof

mir zurief: »Quasimodo!« Begeistert wiederholten die anderen im Chor: »Quasimodo! Quasimodo!«

Dabei hatte keiner von ihnen je von Victor Hugos Glöckner gehört. Aber der Name schien so gut zu passen, daß man ihn nur einmal gehört haben mußte, und er saß.

Bald hieß ich nur noch Quasimodo.

Niemandem außer den Scheusalen sollte erlaubt sein, von der Schönheit zu reden. Ich bin das häßlichste Geschöpf, das ich kenne; also glaube ich mich dazu berechtigt. Dies ist ein solches Privileg, daß ich mein Schicksal nicht beklage.

Und außerdem ist es eine Lust, häßlich zu sein. Welch ein Vergnügen, zum Beispiel, durch die Straßen zu schlendern und in den Gesichtern der Passanten den herrlichen Moment zu erfassen, in dem ich in ihr Blickfeld trete! Freudig koste ich ihre Reaktionen aus: Entsetzen, angewiderte Grimassen, verlegenes Zur-Seite-Schauen; und ich sonne mich in der kindlichen Verzückung mancher Leute, die den Blick gar nicht von mir abwenden können.

Ich möchte ihnen zurufen: »Das ist noch gar nichts, Sie sehen ja nur mein Gesicht! Wie würden

Sie erst staunen, wenn Sie meinen Körper sähen!«

Mit der Schönheit hat es etwas auf sich, das nicht angemessen gewürdigt wird: Man ist sich einig, daß

es weniger auf das Äußere als auf Seele, Charakter, innere Werte usw. ankommt. Trotzdem stellt man

unbeirrt die wohlgeratenen Körper und ebenmäßigen Gesichter ins Scheinwerferlicht, während man

Mißgeburten wie Mich in die dunklen Winkel verbannt.

Woran man sieht, wie die Leute lügen. Ich frage mich, ob ihnen das klar ist. Die Vorstellung, daß sie lügen könnten, ohne es zu wissen, regt mich auf.

Ich hätte Lust, ihnen ins Gesicht zu sagen: »Gebt euch so feingeistig und seelenvoll, wie ihr wollt!

Wenn es euch Spaß macht, dann behauptet nur weiter, ihr würdet die Menschen nicht nach ihrem Aussehen beurteilen! Aber seid nicht so blöd, es selber zu glauben!«

 

 

 

Amélie Nothomb (Kobe, 13 augustus 1967)

 

 

De Duitse schrijver en journalist Jens Bisky werd geboren op 13 augustus 1966 in Leipzig. Zie ook mijn blog van 13 augustus 2010

 

Uit: Die deutsche Frage

 

“Wir verstehen die Welt nicht mehr
Warum es eine neue deutsche Frage gibt
Manches fiele heute leichter, hätte man das Vereinigungsmanage­ment einem Mann wie C. R. MacNamara anvertrauen können, der 1961 in Billy Wilders Film «Eins, zwei, drei» demonstriert hat, wie man Ost-Menschen zu Glück und Erfolg in der freien Welt verhilft. In wenigen Stunden gelang es dem Chef der Coca-Cola-Filiale West­-Berlin, den fanatischen Jungkommunisten Otto Ludwig Piffl in einen adretten Demokraten zu verwandeln, von dem man sicher sein kann, dass er auf seinem Weg nach oben alle Erwartungen erfüllen wird. Für das «Reeducation»-Programm brauchte MacNamara kaum mehr als einige loyale Angestellte und eine prall gefüllte Brieftasche. Unterstützt wurde er von den schönen Augen einer Amerikanerin. Er ließ den Jungkommunisten die Schrecken des ostdeutschen Geheim­dienstes erleben, kaufte ihm ordentliche Anzüge und einen Wagen, verschaffte ihm einen neuen Lebenslauf und einen Job, und schließ­lich lehrte er ihn ein paar Floskeln, die in der Freiheit weiterhelfen konnten, weil der Boss sie gerne hörte: «Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos.» Piffls Wiedergeburt glückte beispielhaft.
So vulgär der Westen in «Eins, zwei, drei» auch erscheint, sosehr seine Helden von menschlichen Begierden gehetzt werden – dem Charme dieses Lebens, zu dem man sich nicht anders als ironisch verhalten kann, erliegen Piffl und die Zuschauer gemeinsam. Mac­Namaras Methode der Umerziehung setzte nichts voraus als den Egoismus jedes Einzelnen, seinen Willen, glücklich zu leben. Das Glücksstreben hat kleinliche Seiten, offenbart in jedem Augenblick die Unvollkommenheiten der Charaktere, ja, ihre Schäbigkeit. Doch nur auf diese Weise ist das Happy End gesichert. Keiner erhält all das, was er sich wünschte, keiner geht vollständig leer aus.”

 

 

 

Jens Bisky (Leipzig, 13 augustus 1966)

 

 

 

De Oostenrijkse dichter Nikolaus Lenau werd geboren op 13 augustus 1802 in Csatád (in het Hongaarse deel van Oostenrijk-Hongarije). Zie ook mijn blog van 13 augustus 2007 en ook mijn blog van 13 augustus 2008 en ook mijn blog van 13 augustus 2009. en ook mijn blog van 13 augustus 2010

 

Leichte Trübung

Woher dies plötzliche Verstummen?
Und diese Wolken kummerschwer,
Die mir dein Angesicht vermummen,
Das erst so froh gestrahlt, woher?

„Siehst du den blauen Berg dort ragen,
Der Felsen in die Lüfte hebt,
An welchen selbst die Gemsen zagen,
Und der erschrockne Jäger bebt? —
Von seinem Gipfel schleudre du
Ein Steinchen spielend in die Tiefen:
Du störst der Lüfte schwanke Nuh’,
Und Nebel steigen, die dort schliefen.

So warfst du, seine Kraft nicht ahnend,
Ein Wörtchen mir in meine Brust,
Ein Wörtchen, leise, aber mahnend,
Und sieh, nun stieg der trübe Wust
Von Nebelbildern alter Kränkung
Aus ihrer stillen Nachtversenkung.”

 

Sommerfäden


Mädchen, sieh’, am Wiesenhange,
Wo wir oft gewandelt sind,
Sommerfäden, leichte, lange,
Gaukeln hin im Abendwind.

Deine Worte, laut und munter,
Flattern in die kühle Luft;
Keines mehr, wie sonst, hinunter
In des Herzens Tiefe ruft.

Winter spinnet los und leise
An der Fäden leichtem Flug,
Webt daran aus Schnee und Eise
Bald den Leichenüberzug.

Künden mir die Sommerfäden,
Daß der Sommer welk und alt,
Merk’ ich es an deinen Reden,
Mädchen, daß dein Herz wird kalt!

 

Mein Herz


Schlaflose Nacht, der Regen rauscht,
Sehr wach ist mir das Herz und lauscht,
Zurück bald nach vergangnen Zeiten,
Bald horcht es, wie die künft’gen schreiten.

O Herz, dein Lauschen ist nicht gut;
Sey ewig, Herz, und hochgemuth!
Da hinten ruft so manche Klage,
lind vorwärts zittert manche Frage.

Wohlan! was sterblich war, sey todt!
Naht Sturm! wohlan! — wie einst das Boot
Mit Christus Stürme nicht Zerschellten,
So ruht in dir der Herr der Welten. 

 
Nikolaus Lenau  (13 augustus 1802 – 22 augustus 1850)
Monument in Wenen 

 

 

 

De Amerikaanse schrijver Tom Perrotta werd geboren op 13 augustus 1961 in Garwood. Zie ook mijn blog van 13 augustus 2007 en ook mijn blog van 13 augustus 2008 en ook mijn blog van 13 augustus 2009. en ook mijn blog van 13 augustus 2010

 

Uit: The Wishbones

 

“Spring is not the time to leave the South. This is the season when Mississippi is truly the belle of the ball, dressed in vibrant azalea frills, white lace dogwoods, and bridal wreath. The promise of money drifts on the dirt-scented breeze that blows across freshly planted soil. For those of us with Irish blood and the heritage of farming, this is the beginning of the gambling season, when futures will rest on the unpredictable weather and the possibility of a good crop.

My great-great-grandmother Alice planted and farmed the land around Dahlia House. She stood each spring, hands on her hips, determining what to plant, where, how much. One wrong decision could mean the loss of the land—which to a Delaney is equal to the loss of our soul. Year after year she bet and won, hanging on to the plantation against all odds. I won’t be planting this year. Like Alice, I’m taking a gamble. Not on crops, but on my own talent.

Sitting on the front porch of Dahlia House with my mother’s battered red “good-luck” suitcase at my feet, I’m going to my new life.

Whenever I think of the future, my stomach jigs and lurches. As hard as that is, it’s better than thinking of the past and all that is gone and can never be again. Somewhere between the two is the lost dream of Sheriff Coleman Peters and a family of our own, living here in my ancestral home, raising our children, and continuing on with a life that once sounded near perfect.

“He was never less than married.” The voice drifts to me from inside the open front door.

Jitty, the resident haint at Dahlia House, has come, at last, to tell me farewell. I was afraid I’d have to go without saying good-bye.

“Now that I’m leaving, do you think Coleman will divorce Connie?” I asked her. In the year I’ve been home, I gave my heart to Coleman but never my body.

“Did you really want him to leave his wife to be with you?”

I drummed my fingernails on the gray floorboards of the porch and wished for a cigarette. Instead, I pulled out a stick of gum. Jitty stabbed too close to home. I didn’t want him if I had to take him from someone else. I didn’t want him if I had to “take” him at all. Love has to be a willing surrender.”

 

 


Tom Perrotta (Garwood, 13 augustus 1961)

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 13e augustus ook mijn vorige blog van vandaag.