Ariane Sommer

De Duitse schrijfster, columniste en presentatrice Ariane Sommer werd geboren op 9 maart 1977 in Bonn. Als dochter van een Duitse diplomaat groeide zij op in verschillende landen en plaatsen, waaronder New Delhi, Sierra Leone, Parijs, Madrid en Miami. Ze behaalde haar eindexamen gymnasium aan het internaat Salem en verhuisde vervolgens naar Berlijn om politieke wetenschappen te studeren aan de FU Berlijn. In 2000 verscheen haar boek “Die Benimm-Bibel”. In 2009 werd de bundel korte verhalen “Foreign Affairs” gepubliceerd. Samen met Roman Libbertz publiceerde ze in 2015 de erotische roman “Lieben Lassen”. Van 2000-2002 was zij vaste columniste voor de Duitse Playboy, van 2001 tot 2002 voor Max. Daarnaast schreef zij gastcolumns voor o.a. Cosmopolitan, EMMA, Die Zeit, FAZ, Revue en BILD.de) , In het Brits-Chinese tijdschrift China Ethos verschijnt sinds 2008 een column van haar over cultuur, maatschappij en etiquette onder de titel “The Diplomat’s Daughter”. In het najaar van 2008 voerde ze naakt campagne voor de dierenrechtenorganisatie PETA tegen het dragen van bont. Vanaf 2000 speelde Sommer kleine rollen in tv-series en bijrollen in films zoals Oskar Roehler’s „Agnes und seine Brüder”. In 2002 verhuisde zij naar Londen, waar ze acteren studeerde aan het Actors Center. In 2005 vertrol zij naar Los Angeles. In 2007 kreeg zij een figurantenrol in “Kings of South Beach” (Girl at the Bar). In Duitsland presenteerde zij o.a. de tv-programma Top of the Pops, Lebensart en Die Supergärtner.

Uit: Lieben lassen

„Auf der Straße vertreibt die Sonne die letzten Splitter der Nacht aus meinen Augen. Für jetzt. Obwohl ich seit Tagen nicht geschlafen habe, fühle ich mich so beschwingt, als hätte die Erdanziehung keine Macht mehr über mich und ich könnte einfach mit einer weit ausgreifenden Bewegung der Arme abheben. Die Fensterläden eines der rostfarbenen Häuser neben mir werden aufgestoßen, und ein kleines Mädchen blinzelt verschlafen in die Außenwelt, reibt sich fröstelnd die Arme, der Mai zeigt sich morgens noch von seiner kühlen Seite.
Eine einsame Vespa knattert an mir vorbei, als ich den Tiber überquere, und im dunklen Wasser leuchtet golden der Petersdom. Kurz stelle ich mir vor hineinzuspringen, Gott zu besuchen, er ist bestimmt schon wach, so laut, wie ich ihn gerufen habe letzte Nacht.
Meine Absätze knallen auf den Asphalt, schlagen im Takt mit dem Herzschlag der Ewigen. In jedem Ort pocht unterschwellig ein Gedanke, ein Gefühl. In New York ist es Erfolg, in Shanghai Veränderung, in Paris die Liebe, und hier in Rom ist es Sex. Mit den Fingerkuppen streiche ich über die Hülle der Leica M9 in meiner Handtasche. Die Technologie ist nicht ganz so ausgefeilt wie die der Japaner, aber sie liegt gut in der Hand, und sie ist intimer, leiser als die Nikon mit ihrem klick, klick, klick.
Fotografie ist Schattenkomposition. Vielleicht fühle ich mich deswegen zur Kamera hingezogen. Still wie eine Spinne, die in ihrem Netz hockt und auf Insekten wartet, öffnet sie ihr Auge, schnappt im Bruchteil einer Sekunde zu und zieht sich dann wieder zurück in den ihr eigenen Zustand der Blindheit.
In Gedanken spiele ich mit meiner Beute, sein Lächeln gehört jetzt mir. Ich werde es den anderen Stücken meiner Sammlung hinzufügen, bis ich den perfekten Mann geschaffen habe.
An einem Zeitungskiosk in der Via Giuseppe Zanardelli kaufe ich Postkarten und schlendere anschließend auf die Piazza Navona, fast frei von Touristen, der frühe Morgen die einzige Tageszeit, an der sie erträglich ist, und ich kann das Wasser in Berninis Vierströmebrunnen plätschern hören.“

 
Ariane Sommer (Bonn, 9 maart 1977)