Astrid Lampe, Margit Schreiner, Hugo Loetscher, Jean Racine, Kenneth Rexroth, E. A. Robinson, Felicitas Hoppe

De Nederlandse dichteres en schrijfster Astrid Lampe werd geboren in Tilburg op 22 december 1955. Zie ook alle tags voor Astrid Lampe op dit blog.

 

dit boek spekt je
wie eine Großstadt

vol klinkers
het oude deel kras
één kras en je straat lag open wat een knoeiboel
dit nieuwe hart je fietskoerier
monstert het plan

dit plan spekt ons
wie ein Vorort

froh Ort ja harde banden

hard je banden olijk de boel en evenzo hopla de meisjes de
nieuwste tomtom ha kogellagers en vet het

zelfde plasje data van daarnet maar nu lopend
een lopend buffet (wel vaart houden!)
radijsroos / roos / spiegel – gespiegeld snelbuffet! – kon je keren be-
zin!
je stad een sonnet

 

Speeldoos van stofnaam

je tuimelde uit me als uit
sitspapier, veloursgevoerd de
uitgespaarde vormen der
geschenkverpakking, die droeg ik je
– ruimschoots
nog na

me

binnestebuiten in
lammetjesbaai en
aai aai kind je
moeder zo
moedertjesmoe

caoutchouc, caoutchouc of
het lied wat zij zong over
verende armpjes, wolkig
en warmpjes caoutchouc

– polentababy

eenvoud van lied
in tweevoud van woordjes
het dansende koord tot
de muziek

lammetjesbaai en
aai aai polentababy
– toe slaap diertje – je
moeder zo
moedertjesmoe

 

 
Astrid Lampe (Tilburg, 22 december 1955)

 

De Oostenrijkse schrijfster Margit Schreiner werd geboren op 22 december 1953 in Linz. Zie ook alle tags voor Margit Schreiner op dit blog.

Uit: Kein Platz mehr

„Allein die Dinge, die sich im Laufe eines Lebens ansammeln! Auch wenn man, so wie ich, ein paar Dutzend Mal umgezogen ist und dabei jeweils das meiste zurückgelassen hat. Es sammeln sich Bücher, Papiere, Unterlagen, Steuererklärungen, Kontoauszüge, Versicherungspolicen und so weiter an. Abgesehen natürlich von der Kleidung, dem Hausrat, den Bildern, Fotos, Schmuck, Kerzen, Zeitungsartikeln, Lampen, Möbeln et cetera. In Italien lebten eine alte russische Prinzessin und ein ehemaliger italienischer General in der Wohnung neben mir, deren sieben Zimmer mit so vielen Wertgegenständen und Ramsch vollgestellt waren, dass nur schmale Gänge blieben, durch die man sich vorsichtig tasten musste. Bei der Einladung »Nehmen Sie doch Platz« war ich ratlos. Uralte Samtsofas, mit verschlissenem Brokat bezogene Stühle, wackelige Thonet-Sessel, alles war vollgeräumt mit Zeitungen, Büchern, Kleidungsstücken. Ich trank den angebotenen Kaffee schließlich stehend. Wie die Prinzessin und der General auch. Damals schwor ich mir, jede Ansammlung von Gegenständen über das Notwendige hinaus für meinen Teil zu vermeiden. Als ich Italien verließ, nahm ich nicht mehr mit als in meinem vw-Kombi Platz hatte. Im ersten Jahr in Österreich wurde genau das zum Problem: Ich konnte nicht einmal einen Knopf annähen, weil das Zubehör fehlte. Alles fehlte. Bereits nach drei Jahren sah die Sache schon ganz anders aus. Keine Ahnung, wie uns all das nützliche Zeug zugewachsen ist und immer noch zuwächst, sodass es keinen Ort in unserer hundertzwölf Quadratmeter großen Wohnung mehr gibt, wo noch für irgendetwas Platz wäre. Jetzt muss ich hinzufügen, es handelt sich um eine Dachwohnung mit durch die Schrägen bedingtem Mangel an Plätzen, an denen man Schränke, Kommoden etc. aufstellen könnte. Dafür gibt es aber überall Spitzböden, Verschläge, Hohlräume unter den Dachschrägen, in die man praktisch hineinkriechen muss, um all die unentbehrlichen Dinge, die aber nicht täglich gebraucht werden —Schlafsäcke, Zelte, Boote, Rollerblades, Wolle, aufblasbare Gästematratzen, Koffer, Taschen und so weiter —, hineinzustopfen. Dadurch verliere ich naturgemäß den Überblick. Und weil ich bei Bedarf zu faul bin, auf allen Vieren in die Verschläge zu kriechen, um die zweckmäßigste Tasche oder den zweckmäßigsten Koffer für den jeweiligen Anlass unter all den Taschen und Koffern zu suchen, stellt sich schließlich heraus, dass ein Koffer und eine Tasche zur Not für alle Gelegenheiten ausreichen. Erstaunlich ist, dass auch nach dem Auszug unserer erwachsenen Tochter mit all ihren Kleidern, Büchern. Tischen, Sesseln, Zeichnungen, Skizzen, Objekten, Andenken, Bücherregalen nicht etwa mehr Platz gewonnen wurde. Im Gegenteil!”

 

 
Margit Schreiner (Linz, 22 december 1953)

 

De Zwitserse schrijver Hugo Loetscher werd geboren op 22 december 1929 in Zürich. Zie ook alle tags voor Hugo Loetscher op dit blog.

Uit:Unterwegs in meinem Brasilien

„An einen weiteren oder gar regelmäßigen Aufenthalt in Portugal war kaum mehr zu denken. Dies war umso ärgerlicher, als ich etwas Portugiesisch gelernt hatte. Aber anderseits: Gab es nicht eine lusitanische Welt? Und gehörte zu dieser lusitanischen Welt nicht Brasilien? Führte ein logischer Weg der Portugiesen nicht über den Südatlantik nach Südamerika? Meine Entdeckung Brasiliens verdanke ich einem Diktator und einem Fernsehredaktor, was nicht als Empfehlung gemeint ist.
Ohne es zu beabsichtigen, hatte ich mich literarisch auf Brasilien vorbereitet. Der erste Text, den ich auf Portugiesisch als Ganzes las, war die Predigt des heiligen Antonius an die Fische von António Vieira. In seiner Rollenpredigt übte dieser Jesuit aus dem 17. Jahrhundert schärfste Kritik an den portugiesischen Kolonialisten: »Dass ihr Fische einander fresst, ist ein Skandal. Der ist umso übler, als die großen die kleinen fressen. Umgekehrt wäre weniger schlimm. Da würde ein großer für sehr viele kleine genügen.«
Die Predigt gab ich auf Deutsch heraus und schrieb dazu eine längere Einleitung. Dies schien mir schon deswegen aktuell, weil sich in den sechziger Jahren wieder einmal die biedere Auf‌fassung breitmachte, edle Gefühle und anständige Gesinnung genügten für Literatur. Vieira bot ein Beispiel dafür, wie Moralität und stilistische Verantwortung eine gültige Verbindung eingehen. Das Vorwort erwies sich im Nachhinein als poetische Konfession.
Klar, dass ich beabsichtigte, die Orte aufzusuchen, an denen Vieira gewirkt hatte. Bahia, und hoch im Norden, in Maranhão, São Luís, wo er seine Predigt gehalten hatte.
Aber Brasilien begann in Rio. Und es begann atemberaubend, ohrenbetörend und augenbegeilend.
Der Abflug war kurzfristig entschieden worden, auch wenn es wie nach touristischer Planung aussah. Ich kam an einem Freitagmorgen an. Die erste Begrüßung mit einem cafézinho (Kaffeechen) und die Bekanntschaft mit Tropenfrüchten, deren Namen ich von nun an zu lernen hatte. Ein flüchtiges Flanieren durch die Renommierstraße Rio Branco. Ein koloniales Kloster als historische Reminiszenz und die Schattenschluchten zeitgenössischer Wolkenkratzer. Die erste cachaça (Zuckerrohrschnaps) an der Praça Mauá, damals noch mit Hafenkneipen und Matrosenbetrieb. Ein Tag des Jetlags, aufgekratzt und benommen unter einem feuchtheißen Himmel.
Und am andern Morgen Trommeln, die weckten. Samstag vor dem Karneval. Ich begab mich hinunter vors Hotel und folgte einer musizierenden Gruppe, ließ diese und zog einer anderen nach, hängte mich dort an und ließ mich hier treiben. Von Taumel zu Taumel und von einem Tag in den andern hinein. Der schwarze Junge, der mit einer Hühnerfeder im Kraushaar sich in einen Indio verwandelte.“

 


Hugo Loetscher (22 december 1929 – 18 augustus 2009)

 

De Franse dichter en schrijver Jean Racine werd geboren op 22 december 1639 in La Ferté-Milon. Zie ook alle tags voor Jean Racine op dit blog.

Uit: Phèdre

HIPPOLYTE
Cher Théramène, arrête, et respecte Thésée.
De ses jeunes erreurs désormais revenu,
Par un indigne obstacle il n’est point retenu;
Et fixant de ses vœux l’inconstance fatale,
Phèdre depuis longtemps ne craint plus de rivale.
Enfin en le cherchant je suivrai mon devoir,
Et je fuirai ces lieux que je n’ose plus voir.
THÉRAMÈNE
Hé ! depuis quand, Seigneur, craignez-vous la présence
De ces paisibles lieux si chers à votre enfance,
Et dont je vous ai vu préférer le séjour
Au tumulte pompeux d’Athène et de la cour ?
Quel péril, ou plutôt quel chagrin vous en chasse ?
HYPPOLYTE
Cet heureux temps n’est plus. Tout a changé de face
Depuis que sur ces bords les dieux ont envoyé
La fille de Minos et de Pasiphaé.
THÉRAMÈNE
J’entends. De vos douleurs la cause m’est connue.
Phèdre ici vous chagrine et blesse votre vue.
Dangereuse marâtre, à peine elle vous vit,
Que votre exil d’abord signala son crédit.
Mais sa haine sur vous autrefois attachée,
Ou s’est évanouie, ou s’est bien relâchée.
Et d’ailleurs quels périls vous peut faire courir
Une femme mourante, et qui cherche à mourir ?
Phèdre, atteinte d’un mal qu’elle s’obstine à taire,
Lasse enfin d’elle-même et du jour qui l’éclaire,
Peut-elle contre vous former quelques desseins ?

 


Jean Racine (22 december 1639 – Parijs, 21 april 1699)
Phèdre et Hippolyte door Pierre-Narcisse Guérin, ca, 1802

 

De Amerikaanse dichter Kenneth Rexroth werd geboren in South Bend (Indiana) op 22 december 1905. Zie ook alle tags voor Kenneth Rexroth op dit blog.

 

Discrimination

I don’t mind the human race.
I’ve got pretty used to them
In these past twenty-five years.
I don’t mind if they sit next
To me on streetcars, or eat
In the same restaurants, if
It’s not at the same table.
However, I don’t approve
Of a woman I respect
Dancing with one of them. I’ve
Tried asking them to my home
Without success. I shouldn’t
Care to see my own sister
Marry one. Even if she
Loved him, think of the children.
Their art is interesting,
But certainly barbarous.
I’m sure, if given a chance,
They’d kill us all in our beds.
And you must admit, they smell.

 

Dimanche bleu

Chestnut flowers are falling
In the empty street that smells
Of hospitals and cooking.
The radio is breaking
Somebody’s heart somewhere
In a dirty bedroom.
Nobody Is listening.
For ten miles In either direction
The houses are all empty.
Nobody lives in this city.
Outside the city limits
Are green and white cemeteries.
Nobody is in the graves.
At very long intervals
The broken cast iron fountain
In the courtyard sneezes and spurts.
In the dirty bedroom
Three young whores are shooting dice.
At very long intervals
One of them speaks to the dice.
Otherwise they are silent.
After the chestnut blossoms
Have all fallen the yellow
Sun will set and stars shine
Over the empty city
And papers blow down the street.

 

 
Kenneth Rexroth (22 december 1905 – 6 juni 1982)
Hier met Allen Ginsberg (midden) en James Laughlin (rechts)

 

De Amerikaanse dichter Edwin Arlington Robinson werd geboren op 22 december 1869 in Head Tide, Maine. Zie ook alle tags voor E. A. Robinson op dit blog.

 

Octaves

I
We thrill too strangely at the master’s touch;
We shrink too sadly from the larger self
Which for its own completeness agitates
And undetermines us; we do not feel—
We dare not feel it yet—the splendid shame
Of uncreated failure; we forget,
The while we groan, that God’s accomplishment
Is always and unfailingly at hand.
II
Tumultuously void of a clean scheme
Whereon to build, whereof to formulate,
The legion life that riots in mankind
Goes ever plunging upward, up and down,
Most like some crazy regiment at arms,
Undisciplined of aught but Ignorance,
And ever led resourcelessly along
To brainless carnage by drunk trumpeters.
III
To me the groaning of world-worshippers
Rings like a lonely music played in hell
By one with art enough to cleave the walls
Of heaven with his cadence, but without
The wisdom or the will to comprehend
The strangeness of his own perversity,
And all without the courage to deny
The profit and the pride of his defeat.

 

 
E. A. Robinson (22 december 1869 – 6 april 1935)
Portret door Lilla Cabot Perry, 1916

 

De Duitse schrijfster Felicitas Hoppe werd geboren op 22 december 1960 in Hameln. Zie ook alle tags voor Felicitas Hoppe op dit blog.

Uit: Hoppe

„Der faktische Vater des faktischen Einzelkindes dagegen verliert sich im Vagen: »Er mieteteHäuseran,dieerniemalsbewohnte.Ichsaßmutterseelenallein auf hohen Veranden in Schaukelstühlen, verhandelte mit Putzfrauen, Gärtnern und vorübergehenden Hauslehrern. Meinen Erfindervaterhabe ichnie gesehen.« Das dürfte, in Abgleichung mit dem Tagebuch ihres Vaters, kaum der Wahrheit entsprechen. Die Mittel des reisenden Patentagenten waren begrenzt und ließen eine Haushaltsführung oben beschriebener Art nicht zu. Hoppes Unterschlagung überprüfbarer Fakten dient einzig der literarischen Ausformung ausufernder Phantasien, wie sie ihr gesamtes Werk prägen. Während der wirkliche Vater schrumpft, wächst der Erbauer des ersten Kaspertheaters und neben ihm die Gastgeberkönigin, die Sahne über Fruchtschalen und Quarkspeisen schlägt: »Was immer sie auftischte, alles machte sieschmackhaft.« Über Hoppes leibliche Mutter wissen wir wenig, aber genug, um mit Sicherheit sagen zu können, dass sie, eine erzkatholischeundhochtalentierteKlavierlehrerinausBreslau, weder Sahne schlug noch jemals auf Tournee durch Niedersachsen gegangen sein dürfte, sondern sich nach der Trennung von Hoppes Vater in umgekehrter Richtung auf denWegdurchdieWeltmachteundbaldaufhörte,Briefezu schreiben. Die niedersächsische Welt der Felicitas Hoppe, ihre Kindheit in der katholischen Diaspora als drittes von fünf Kindern kleinbürgerlicher, aus Schlesien vertriebener Eltern, die sie immer wieder beharrlich gegen jene andere, unberechenbareWeltihrerwirklichenKindheitaufruft,entpuppt sich als Kulisse unaufhörlich neuorganisierter Fluchtennachinnen:»Sobaldesdunkelwurde,versammeltenwir uns vor dem Vorhang des ersten und einzigen Kaspertheaters in der Erwartung, dass er sich auftun würde, um uns endlich das Krokodil zu zeigen. Und um die warme Stimme unseres Vaters zu hören, die uns jeden Sonntag von vorne fragt, ob wir alle noch da sind, und die uns jeden Sonntag aufsNeue verrät,dass esdasKrokodil garnicht gibt.«
Hoppes kanadische Kinderjahre dagegen sind verbrieft, das Haus in Brantford (Ontario) »mein erster Iglu«, der Eispalast des einzigen Kindes eines »Erfindervaters«, der morgens gegen sieben das Haus verlässt und selten vor sieben zurückkommt, während Felicitas vormittags in die Schule undnachmittags,ohneWissendesVaters,aufsEisgeht:»Es war Wayne (gemeint ist vermutlich der kanadische Eishockeyspieler Wayne Gretzky /fh), der mich überredete mitzukommen. Er war klein, dünn wie Docht (nur eine von zahlreichen Anspielungen Hoppes auf ihr Lieblingsbuch, Carlo Collodis Pinocchio/fh), konnte ukrainische Lieder und war ein Genie, auf dem Eis auf Siege von hinten fixiert, hinterdem Torunberechenbar.«

 


Felicitas Hoppe (Hameln, 22 december 1960)

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 22e december ook mijn vorige blog van vandaag.

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