De Duitse schrijfster Barbara Honigmann werd geboren op 12 februari 1949 in Oost-Berlijn. Zie ook alle tags voor Barbara Honigmann op dit blog.
Uit: Damals, dann und danach
»Halt die Schnauze, Anne! Halt bloß die Schnauze, wag es nicht, mir zu widersprechen, du bist das undankbarste Geschöpf auf der Erde, und ich hab es immer gewußt.« Jetzt fing auch ich an zu schreien, sie sei ja verrückt und besoffen, und ich sei nicht Anne, sie solle das endlich begreifen, »ich bin es nicht, nein und nochmals nein« und jetzt wolle ich hier weg und hoch in meine Wohnung, und wenn sie mich nicht in Ruhe lasse, würde ich bei nächster Gelegenheit die Polizei holen. Sie hat mich losgelassen, hat weitergeheult, weitergebrüllt, alles mögliche vom Tisch geworfen, so daß ich in Deckung ging, und dann lief ich schnell zur Tür, aber sie holte mich schon ein und wimmerte bloß noch: »Warum hast du dich bloß nie wieder bei mir gemeldet, Anne?« Ich sagte wieder:
»Bitte Frau Schulze, seien Sie doch vernünftig, ich bin nicht Anne, und ich weiß auch nicht, wer Anne überhaupt sein soll.« Dann hat sie mich wieder zurück ins Zimmer geschubst, hat Fotoalben, die da schon griffbereit lagen, herausgezerrt, und ich habe lauter Fotos von Frau Schulze und einem kleinen Mädchen gesehen, das tatsächlich ein bißchen so aussah, wie ich als kleines Mädchen auch ausgesehen habe, schwarze Haare, dunkle Augen, dicke Augenbrauen, und Frau Schulze sagte, daß Anne schließlich bei ihr gelebt und gewohnt hat, und daß sie sich um sie gekümmert habe, in der schlimmen Zeit. Aber dann sei ihre Mutter zurückgekommen, und Anne ist wieder mit ihrer Mutter mitgegangen, die Mutter hat sie abgeholt, hat gesagt, bloß schnell weg von hier, und sonst kein Wort, und die beiden haben nie wieder etwas von sich hören lassen. Ausgeflogen! Weggeflogen! Undankbar! Unverschämt! Nun ahnte ich ungefähr, was das für eine Geschichte gewesen sein mußte, und habe Frau Schulze versucht zu erklären, daß Anne ja um einiges älter sein müßte als ich, daß ich erst nach der »schlimmen Zeit« geboren worden bin, und daß sie auch meine Mutter hier im Hause schon manchmal gesehen hatte.“
Barbara Honigmann (Oost-Berlijn, 12 februari 1949)
De Duitse schrijver en dichter Detlev Meyer werd geboren op 12 februari 1950 in Berlijn. Zie ook alle tags voor Detlev Meyer op dit blog.
Falsche Bescheidenheit
Ein Mal nur, ein einziges Mal
habe ich meine goldene Rüstung
nicht angelegt beim Turnier.
Ein einziges Mal nur wollte ich
die Knappen nicht blenden.
Es traf mich die Lanze
ein Mal nur. Ein einziges Mal.
Groschen
Dieses Gedicht
möchte
ins Gewicht fallen
oder wenigstens
aus der Reihe
dem Rahmen
nicht
in jemandes Wort
oder
gar
unter den Tisch
und die Räuber
auch nicht
vom Stengel
oder
jemandem zur Last
in den Rücken
wie Schuppen von den Augen
möchte es
jemandem in den Schoß
aber lieber doch:
ins Gewicht
das Gedicht
und aus allen Wolken
Detlev Meyer (12 februari 1950 – 30 oktober 1999)
De Russisch-Duitse dichteres en schrijfster Lou Andreas-Salomé werd geboren op 12 februari 1861 in Sint Petersburg. Zie ook alle tags voor Lou Andreas-Salomé op dit blog.
Uit: Aus fremder Seele
„Inzwischen verklang der Gesang, welcher der beendeten Amtshandlung folgte. Die kleine Gruppe vor dem Altar löste sich auf; die meisten drängten dem Ausgang zu. Eine junge Bäuerin, ihren Säugling an der Brust, zwei Kinder an den Rockfalten, kam grade vorbei und sagte: »Wahr ist’s schon, unser Herr Pastor fischt immer das beste heraus. Da geht keines leer aus. Wie’s ohne ihn wär’, – man mag’s nicht ausdenken.«
Eine grobe Männerstimme ließ sich etwas spöttisch vernehmen: »Es steht indessen noch von andern Dingen in der Bibel drin, als von Trost und himmlischem Süßholz. An das hätte die Kathrine sich lieber beizeiten halten sollen.«
»Was unser Herr Pastor beiseite läßt, kann so argwichtig nicht sein«, entschied die Bäuerin gleichmütig und ging hinaus.
Jemand lachte kurz auf.
»Ja, für das Weibsvolk! Die Zeiten sind vorüber, wo man sich vom Pfarrer trösten läßt. Auf eigne Faust brav sein soll man.«
Das hübsche blasse Mädchen, das auf der letzten Kirchenbank gesessen, war aufgestanden und machte eine heftige Bewegung nach dem Sprecher hin.
»Was recht tröstet, das macht auch brav!« sagte sie und errötete dabei, »manch eine hier weiß das.«
»Freilich! So ’n Fabrikmädel wie du muß es wohl wissen, Trudel.«
Sie ging unwillig hinaus, nicht ohne einen flüchtigen Seitenblick auf ihren jungen Nachbar während der Taufhandlungzu werfen, der dem kurzen Wortwechsel zugehört hatte.“
Lou Andreas-Salomé (12 februari 1861 – 5 februari 1937)
De Turkse dichter en schrijver Sabahattin Ali werd geboren op 12 februari 1906 in Gümülcine, tegenwoordig, Komotini, Griekenland. Zie ook alle tags voor Sabahattin Ali op dit blog.
Uit: The Madonna in the Fur Coat (Vertaald doorDavid Gramling en Ilker Hepkaner)
« This expression of appeal attained total clarity in her plump lips, the lower one larger than the upper. Her eyelids swelled slightly. Her eyebrows were neither thick nor thin, but short; her dark brown hair clasped her wide forehead and blended into the wildcat’s hair. Her chin was slightly curved forward and a bit edged. She had a slim, long nose with slightly fleshy nostrils.
I went through the catalogue, my hands near trembling. I hoped to find a critique of this painting. Toward the end, on the back of one of the pages, I found three words: Maria Puder, Selbstporträt. There was nothing else. I realized that the painter had only one piece at the exhibition: her self-portrait. I was somehow elated about this. I feared that other works by a woman who paints so wonderfully could not have the same effect on me, and that perhaps they would even lessen my initial admiration. I stayed there until late in the day. From time to time, I walked around, looked at other paintings blankly, and then came right back to the one painting and looked at it at length. Each time I felt like I was seeing a new expression, a life that gradually appeared on her face. I started to think that her slightly downcast eyes were secretly surveying me, that her lips were making slow movements.
No one was left in the hall. I think the tall man by the door was waiting for me to go. I pulled myself together in haste, and left the building. It was drizzling out. I didn’t spend any time lingering on the street, as I had on other such evenings, but went straight back to the pension instead. I wanted nothing but to eat my dinner quickly and then steal back to my room to picture that face again in solitude. I did not talk at all at the table. The owner of the pension, Frau Heppner, asked:
“Where did you go today?”
Sabahattin Ali (12 februari 1906 – 2 april 1948)
De Duitse schrijver Friedrich Heinrich Karl Freiherr de la Motte-Fouqué werd geboren in Brandenburg an der Havel op 12 februari 1777. Zie ook alle tags voor Friedrich de la Motte-Fouqué op dit blog.
Uit: Undine
„Es ward ihm wohl mehrenteils deswegen so leicht, durch den Forst zu ziehn, weil er fast keine andre als fromme Gedanken hegte und noch außerdem jedesmal, wenn er die verrufenen Schatten betrat, ein geistliches Lied aus heller Kehle und aufrichtigem Herzen anzustimmen gewohnt war.
Da er nun an diesem Abende ganz arglos bei den Netzen saß, kam ihn doch ein unversehener Schrecken an, als er es im Waldesdunkel rauschen hörte, wie Roß und Mann, und sich das Geräusch immer näher nach der Landzunge herauszog. Was er in manchen stürmigen Nächten von den Geheimnissen des Forstes geträumt hatte, zuckte ihm nun auf einmal durch den Sinn, vor allem das Bild eines riesenmäßig langen, schneeweißen Mannes, der unaufhörlich auf eine seltsame Art mit dem Kopfe nickte. Ja, als er die Augen nach dem Walde aufhob, kam es ihm ganz eigentlich vor, als sehe er durch das Laubgegitter den nickenden Mann hervorkommen. Er nahm sich aber bald zusammen, erwägend, wie ihm doch niemals in dem Walde selbsten was Bedenkliches widerfahren sei und also auf der freien Landzunge der böse Geist wohl noch minder Gewalt über ihn ausüben dürfe. Zugleich betete er recht kräftiglich einen biblischen Spruch laut aus dem Herzen heraus, wodurch ihm der kecke Mut auch zurückekam und er fast lachend sah, wie sehr er sich geirrt hatte.“
Friedrich de la Motte-Fouqué (12 februari 1777 – 23 januari 1843)
Undine en Huldbrand door Henry Fuseli circa 1819-1822
Onafhankelijk van geboortedata
De Duitse schrijver, acteur en regisseur Joachim Philipp Maria Meyerhoff werd geboren in 1967 in Homburg (Saarland). Zie ook alle tags voor Joachim Meyerhoff op dit blog.
Uit: Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke
„Es war schon immer ganz gleich. wann ich meine Großeltern besuchte. Ob ich vier. zehn oder fiinfiehn Jahre alt war,spielte keine Rolle, sie blieben immer dieselben.
Die vielen Urlaube, die ich vor meiner Schauspielausbildung bei ihnen verbrachte. verschwimmen in meiner Erinnerung zu einer einzigen. die Jahre vernebelnden Zeitwollce. Was auch daran liegen mag. das nur selten einzelne hervorstechende Ereignisse den Alltag meiner Großeltern unterbrachen. Ihr Leben selbm war das Ereignis. Jeder einzelne Tag stand für alle Tage und jeder dieser Tage war ein kleines Wunderwerk. Ein von ihnen zelebrierter Parcours. abgesteckt aus Ritual. Disziplin und Skurrilität.
Bis auf den Sonntag. an dem sie in die Kirche gingen oder zu Wanderungen aufbrachen. sahen alle ihre Tage ex- akt gleich aus. Ich habe mich oft gefragt, ob sie ihre Tage überhaupt jemals anders verbrachten, denn ich habe in all den jahren nie etwas Unvorhergesehenes mit ihnen erlebt.
Vielleicht war es sogar so, dass der zentrale Kern ihres Daseins darin bestand, Überraschungen zu vermeiden, und je älter sie wurden, desto penibler wurden sie in der Abfolge ihrer Handlungen. Ihr wunderschönes Haus in der Nähe des Nymphenburger Parks, das sie nur zwei Mal im Jahr länger verließen – zwei Wochen Lanzarote im Februar, zwei Wochen Diirnberg, ein Luftkurort in den österreichischen Alpen, im Spätsommer -, war der ideale Ort für ihre Zeiteinteilungen und Wege.
Mir fällt kein einziger Gegenstand im Hause meiner Großeltern ein, kein Möbel, keine Schale. kein Untersetzer, kein Teppich, der je den Platz gewechselt hätte. Ja selbst die Schlüssel am Schlüsselbrett hingen stets in derselben Reihenfolge sowie auch die Küchenmesser an der Magnetleiste jahrzehntelang ihre Formation wahrten. Sicher, es kamen im Laufe der Zeit ein paar Dinge dazu.“
Joachim Meyerhoff (Homburg, 1967)
De Amerikaanse dichter John Hennessy werd geboren in 1965 in Philadelphia. Zie ook alle tags voor John Hennessy op dit blog.Zie ook alle tags voor John Hennessy op dit blog.
Coney Island Pilgrims
Paul used to say that I should seek God
in the loneliest places. While the subway
ground along firing sparks, I lobbed
my school-tie behind me, St. Peter’s stone.
He said to watch the driver sway,
glide toe to heel, a holy piston
pumping the rail. I drank and crooned
into beer cans, inflated brown bags
in both hands, popped them like balloons.
We took the F train to the beach,
the Ferris wheel to heaven. I tagged
our cart with daisy crowns. God’s sheep
flocking below appeared to kneel —
joggers in ball caps, the dark, foreshortened
great coats, black hats of Hasidim, teal
track suits, gold slickers, silver-horned
boom-boxes, Kangols and bandanas,
clear plastic bonnets, old men in fedoras —
the whole slow Coney Island crowd, the last
come first, crept by on their knees, and each
direction drew its pilgrim’s compass.
Paul’s scrip — perverse black bag — hauled East
to east, beyond Golgotha’s squared-off teeth,
to some fermented eagle’s nest
hung above Seoul. He thanked me later
for Gateless Gate — and his folks blame me —
but I gave the books to make him moderate.
The monastery keeps him quiet
now; I forget he hasn’t died. Is silence so
dramatic? No less than hazing tides
or lecturing a crowded beach,
but I prefer it here below,
beside the Ferris wheel’s iron sweep.
John Hennessy (Philadelphia, 1965)
Zie voor nog meer schrijvers van de 12e februari ook mijn blog van 12 februari 2012 deel 1 en eveneens deel 2 en ook deel 3.