De Duitse schrijver Björn Kern werd geboren op 22 april 1978 in Lörrach (Baden). Zie ook mijn blog van 22 april 2010.
Uit: Einmal noch Marseille
„Bei dem Gewicht schmiert die doch ab, sagte mein Vater, der Rollstuhl wiegt allein fünfzig Kilo. Wir standen vor der Talstation und sahen den ausschwebenden Gondeln nach. Meine Mutter drehte den Kopf von links nach rechts, als würde sie ein Tennisspiel verfolgen, sie sagte: Wie schön die aussehen über dem glitzernden Schnee, ich studierte die Preisliste.
Ich schob meine Mutter zur Einstiegsrampe. Skifahrer, die von der Talabfahrt kamen, schlängelten sich in halsbrecherischer Geschwindigkeit an uns vorbei, meine Mutter klatschte ihnen zu und johlte wie ein Kind auf Schlittschuhen. Das Stahlseil surrte tief und beruhigend, der Kontrolleur nickte uns zu, und meine Mutter sagte: Seht ihr, die haben keine Angst vor mir.
Gar nicht so teuer, sagte ich, wir nehmen das Kombiticket für drei. Meine Mutter reckte energisch den Hals: Ich fahr ja wohl gratis, Mein Vater schob den Schnee vor seinen Füßen von links nach rechts. Er hielt den Blick auch dann gesenkt, als meine Mutter sagte: nun komm schon, sonst schließt oben das Café.
Er scharrte weiter Schnee zur Seite, er hatte Angst, daß sich der Rollstuhl verhaken und in der Gondel feststecken könnte, aber meine Mutter sagte: Wenn ich da rein komm, komm ich auch wieder raus. Ein Skifahrer bremste in engem Bogen ab, der Schnee spritzte meiner Mutter ins Gesicht, sie leckte danach und lachte.
Schon gekauft, sagte ich, und zeigte meinem Vater das Ticket. Ihr habt euch doch verschworen, murmelte er, ich beugte mich zu meiner Mutter hinunter, wir steckten die Köpfe zusammen und flüsterten laut und zischelnd, bis meine Mutter anfing zu lachen und sich verschluckte.
Mein Vater wurde wütend. Ich fahr euch nicht ins Krankenhaus, wenn sie keine Luft mehr bekommt, rief er, und als sie wieder konnte, sagte meine Mutter: Nun lasst euch drücken. Mein Vater kam langsam näher, ja, sagte sie, dich drücke ich auch.”
Björn Kern (Lörrach 22 april 1978)
De Duitse schrijver, musicus en schilder Thommie Bayer werd geboren op 22 april 1953 in Esslingen am Neckar. Zie ook ook mijn blog van 22 april 2009en ook mijn blog van 22 april 2010.
Uit: Das Aquarium
„Sie waren zu viert. Einer blieb im Transporter sitzen und liess den Motor laufen, während ein anderer die Fensterfront im Erdgeschoss abging und sich der dritte und vierte an der Haustür zu schaffen machten. Sie brauchten keine zehn Sekunden, um sie aufzukriegen. Alle drei verschwanden im Haus, und der, der die Fensterfront abgeschritten hatte und den Hauswart entdeckt haben musste, postierte sich jetzt vor dessen Tür, während sich die anderen in atemberaubender Geschwindigkeit über die Wohnungen hermachten. Die Türen knackten sie mit einem zylinderförmigen Gerät – es sah aus, als schössen sie die Schlösser auf. Sie hielten das Ding unter die Klinke, es gab einen Ruck, und sie schoben die Tür auf. Profis. Der eine war noch in der Wohnung der alten Frau beschäftigt, er steckte gerade irgendwas in die schwarze Sporttasche, die über seiner Schulter hing, als der andere schon die Küchenschubladen des Lehrerpaares rausriss und einfach auf den Boden fallen liess. Die waren sich ihrer Sache verdammt sicher.
Zuerst war ich nur fasziniert gewesen und hatte einfach zugeschaut, aber dann schoss mir durch den Kopf, dass sie da oben sass und vollkommen wehrlos war. Ich musste die Polizei anrufen.
Es war nicht der Idiot von letzter Woche. Ich nannte schnell Namen, Adresse und Telefonnummer und sagte, im Haus gegenüber werde eingebrochen. Professionell. Sie sähen für mich aus wie Russen oder Polen, und sie rollten das Haus von unten her auf. “Bitte kommen sie schnell”, sagte ich, “oben sitzt eine Frau im Rollstuhl.”
“Wir schicken jemand”, sagte der Beamte knapp, “bleiben sie zur Verfügung, wir brauchen nachher ihre Aussage.”
Als ich wieder am Fenster stand, war der eine schon bei den Italienern, und der andere legte gerade sein Ohr an die Tür gegenüber. Nur noch zwei Stockwerke zwischen ihr und ihnen. Wenn nicht ein Streifenwagen ganz in der Nähe war, hatte sie keine Chance mehr.
Obwohl mir schlecht war vor Angst – ich bin kein Krieger, eher ein Verhandler und Kompromissler, ich habe mich seit meiner Kindheit nicht mehr geschlagen -, rannte ich runter. Mir schlug das Herz im Kehlkopf, und ich nahm drei Stufen auf einmal auf den geraden Strecken und zwei in den Kurven.“
Thommie Bayer (Esslingen am Neckar, 22 april 1953)
De Argentijnse dichteres en schrijfster Ana María Shua werd geboren op 22 april 1951 in Buenos Aires. Zie ook ook mijn blog van 22 april 2009 en ook mijn blog van 22 april 2010.
Uit: Microfictions (Vertaald door Steven J. Stewart)
Being a Rabbit
All day long I’m a rabbit, and it’s only at night that I recover my human form. So why did I knit you these pajamas, com-plains my grandma, caressing the large and useless striped earflaps.
Night Sounds
In the summer night, calm and warm, all that can be heard is my sleeping daughter’s breathing and the soft purring of a refrigerator in heat calling for its mate.
Ana María Shua (Buenos Aires, 22 april 1951)
De Amerikaanse dichteres, essayiste en schrijfster Louise Elisabeth Glück werd geboren op 22 april 1943 in New York. Zie ook ook mijn blog van 22 april 2009 en ook mijn blog van 22 april 2010.
Celestial Music
I have a friend who still believes in heaven.
Not a stupid person, yet with all she knows, she literally talks to God.
She thinks someone listens in heaven.
On earth she’s unusually competent.
Brave too, able to face unpleasantness.
We found a caterpillar dying in the dirt, greedy ants crawling over it.
I’m always moved by disaster, always eager to oppose vitality
But timid also, quick to shut my eyes.
Whereas my friend was able to watch, to let events play out
According to nature. For my sake she intervened
Brushing a few ants off the torn thing, and set it down
Across the road.
My friend says I shut my eyes to God, that nothing else explains
My aversion to reality. She says I’m like the child who
Buries her head in the pillow
So as not to see, the child who tells herself
That light causes sadness-
My friend is like the mother. Patient, urging me
To wake up an adult like herself, a courageous person-
In my dreams, my friend reproaches me. We’re walking
On the same road, except it’s winter now;
She’s telling me that when you love the world you hear celestial music:
Look up, she says. When I look up, nothing.
Only clouds, snow, a white business in the trees
Like brides leaping to a great height-
Then I’m afraid for her; I see her
Caught in a net deliberately cast over the earth-
In reality, we sit by the side of the road, watching the sun set;
From time to time, the silence pierced by a birdcall.
It’s this moment we’re trying to explain, the fact
That we’re at ease with death, with solitude.
My friend draws a circle in the dirt; inside, the caterpillar doesn’t move.
She’s always trying to make something whole, something beautiful, an image
Capable of life apart from her.
We’re very quiet. It’s peaceful sitting here, not speaking, The composition
Fixed, the road turning suddenly dark, the air
Going cool, here and there the rocks shining and glittering-
It’s this stillness we both love.
The love of form is a love of endings.
Louise Glück (New York, 22 april 1943)