Christina Viragh, Stendhal, João Ubaldo Ribeiro, Gerald Jatzek, Derek Walcott

De Zwitsers-Hongaarse schrijfster en vertaalster Christina Viragh werd geboren op 23 januari 1953 in Boedapest. Zie ook mijn blog van 23 januari 2008 en ook mijn blog van 23 januari 2009.

 

Uit: Pilatus

 

Es heißt zwar, im Oktober liege »der Frühling schon in der Erde«, aber einen so warmen Herbstmorgen erlebt man nicht oft. Jolan sah durch die nassen Brillengläser, wie ihre Mutter wieder hereinkam, die Glastür zuschob und rasch durch das Zimmer ging. Gleich darauf hörte sie, wie im Badezimmer das Wasser angedreht wurde.
Während der letzten Stunde vor ihrem Aufbruch ließ sich Lia nicht mehr blicken, und Jolan suchte die rotgrüne Lackdose, mit der sie mir Jahre später so oft in den Ohren lag. Obwohl die Dose später schon verschollen war, hatte Jolan das Gefühl, sie nur eben verlegt zu haben, und ich sollte ihr helfen, sie zu finden. An dem Morgen aber lag die Dose tatsächlich noch auf einem der Sessel, Jolan hätte bloß nach ihr zu greifen brauchen, wenn sie sich einen konkaven, mit einem Drachen bemalten Gegenstand vorgestellt hätte und nicht schon das rote Innere der Dose, wo sie ihre Pillen gegen Höhenschwindel versorgen wollte. Ich weiß und habe auch aufgeschrieben, daß die Dose kurz vor ihrer Zeugung ihrer Mutter übergeben worden war, und habe seither von Jolan hören müssen, die einzige, die von der Dose nicht loskomme, sei ich; wenn sie je etwas gesucht habe, sei es etwas anderes, ich wisse schon, was. An dem Morgen sah Jolan die Dose erst, als die Sonne kurz vor dem Aufgehen war und auf glatten und polierten Dingen eine Spiegelung entstand. Sie nahm die Dose und legte sie geöffnet vor sich auf den niedrigen Tisch. Sie kniete nieder, setzte sich auf ihre Fersen und holte aus dem Morgenrock ein Taschentuch hervor, das sie zu einem Quadrat faltete und auf ihre Oberschenkel legte. Eine Weile blieb sie so und schien wieder auf die Terrasse zu blicken, wo sich nichts regte, außer, was sie nicht sehen konnte, ein vielbeiniges kleines Insekt, dessen Augen am Ende von Tentakeln saßen. Ihre Mutter ließ im Badezimmer etwas fallen, eine Blechbüchse oder etwas Ähnliches, aber Jolan regte sich nicht. Minuten später griff sie, ohne den Blick von der Terrasse abzuwenden, nach dem Taschentuch und wischte mit drei Bewegungen das Innere der Dose aus, dann faltete sie das Tuchquadrat ein weiteres Mal und hängte es an den Gürtel ihres Morgenrocks. Sie holte aus der anderen Tasche noch etwas Quadratisches hervor, eine mehrfach gefaltete linierte Heftseite, die sie neben die Dose legte. Einen Augenblick schien sie einzuschlafen, aber dann streckte sie die linke Hand mit der Fläche nach oben über den Tisch und legte das Papier darauf. Offenbar war es so gefaltet, daß es sich mit einer Hand öffnen ließ, jedenfalls machte Jolan, was man ihr nicht zugetraut hätte, mit wenigen Griffen aus dem Quadrat eine oben offene Pyramide, die sie gegen die Dose neigte. Ihre Höhenschwindel-Pillen rollten heraus und fielen in das lackierte Innere.
Als sie endlich dabei war, sich in ihrem Zimmer anzuziehen: einen Rock mit aufgenähten Taschen aus Leder und ihren grünen Pullover, der damals noch nicht so verwaschen war, und als sie ihre Hornbrille mit einer Brille aus Metall vertauschte, kam ihre Mutter aus dem Bad und zog im Nebenzimmer den Rolladen hoch. In dem Augenblick begannen die Paviane, die jemand neben dem Haus in einem Käfig hielt, ihr allmorgendliches, vom Sonnenaufgang ausgelöstes Kreischen. Man sah jetzt, daß der Himmel da und dort von dünnen Wolkenstreifen überzogen war, im Westen hatte sich die Helligkeit aufgelöst. Lia schreibt, der Himmel habe sie an die Wüste erinnert. Aber was hat sie nicht an die Wüste erinnert? Warum das ihr Leitmotiv gewesen ist, weiß ich nicht. Sie war in Budapest geboren, und die Gegend, durch die sie zu ihren Großeltern in die Ferien fuhr, war zwar flach und menschenleer, aber keineswegs eine Wüste.”

 

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Christina Viragh (Boedapest, 23 januari 1953),
Boedapest

 

 

De Franse schrijver Stendhal werd op 23 januari 1783 in Grenoble geboren als Henri Beyle. Zie ook mijn blog van 23 januari 2007 en ook mijn blog van 23 januari 2008 en ook mijn blog van 23 januari 2009.

 

Uit: Journal de Stendhal

 

„1801 – 27 sept. LOMBARDIE-PIÉMONT 35

 

5 [vendérniaire-27 septembre].

Nous partons de Voghera à quatre heures et  demie du matin. Tout ce que j’ai vu de Voghera^  c’est un homme qui jouait très mal de la clarinette.  De Voghera à Tortone, la route est belle ; on a  presque toujours les montagnes en perspective. On  y attaque souvent les voyageurs.

Je suis arrivé à sept heures à Tortone. Cette ville  est située au bas d’une colline sur laquelle était une  forteresse très forte qui est entièrement rasée. J’y  rencontrai des dragons du 8® qui venaient en semestre  de la Calabre, où est leur régiment. Ils me dirent  qu’il y régnait une maladie épidémique. Ils avaient  demeuré un mois, toujours en voiture, pour venir  de la Calabre, à Voghera. Je les ai revus à Asti.

A midi je partis de Tortone * à cheval: j’avais loué  un âne 7 lires qui me porta mes portemanteaux  jusqu’à Alexandrie. En sortant de Tortone la route  est à peine tracée ; on traverse la Staffora. Ces environs sont toujours pleins de brigands, à cause de  la facilité qu’ils ont de fuir dans les montagnes.

A trois l[ieues] de Tortone, je vis le fameux champ  de la bataille de Marengo ; on y voit quelques arbres  coupés et beaucoup d’os d’hommes et de chevaux ;  j’y passai quinze mois et quinze jours après le  25 prairial, jour de la bataille. Je vis une colonne  élevée cette année, le jour de l’anniversaire ; elle est  très mesquine. Avant d’arriver à Alexandrie, je  traversai la Bormida, rivière assez considérable ;  j’entrai à Alexandrie et j’allai loger à l’auberge  (Tltalia, où on m’écorcha d’une rude manière.

Alexandrie me parut grande, mais peu peuplée ;  il y a une assez jolie promenade dans la ville avant  la Porte Marengo. C’est le chef-lieu de ce département que le général Spital, ancien chef d’état- major de l’aile gauche, commande ; on dit qu’il  gagne jusqu’à 1.200 francs de Piémont par jour  par la contrebande des grains avec la Ligurie. Cela  se passe entre le préfet et lui. Il n’est pas aimé  du chef de la … * et de celui du l^’^ de dragons, qui  était à Alexandrie. J’y fis payer le soir cinq parties  de billard au grand dadais de Lanoue.“

 

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Stendhal (23 januari 1783 – 23 maart 1842)
Portret door Louis Ducis, 1835

 

De Braziliaanse schrijver João Ubaldo Osório Pimental Ribeiro werd geboren op 23 januari 1941 in Itaparica, Bahia. Zie ook mijn blog van 23 januari 2007 en ook mijn blog van 23 januari 2008 en ook mijn blog van 23 januari 2009.

 

Uit: Brasilien, Brasilien (Vertaald door Curt Meyer-Clason und Jacob Deutsch)

 

Was zum Teufel war das, was war das für ein Leben, das sie jetzt führte? Wenn ein Neger keine Familie haben durfte, wenn Familie bei einem Neger nur Sklavenhütte und wilde Ehe bedeutete, wie konnte sie dann erwarten, jemals als Mädchen aus gutem Hause eingestuft zu werden, wenn sie so weitermachte? Sie hatte doch gelernt, was ein junges Mädchen aus gutem Hause war, oder wozu war sie bei diesem alten Reff in die Schule gegangen? Es hatte anscheinend nichts genützt, denn sie sollte ihm doch bitte mal ein einziges Mädchen aus anständiger Familie zeigen, das solche Unterhaltungen führte, solchen Ideen nachhing, sich so benahm! Und sich mit schwarzen Negerlümmeln abgab und, statt sich zu bemühen, die Leiter hochzusteigen und ihre Rasse zu verbessern, es vorzog, zu den Schwarzen zurückzukehren!
Schwarz geboren zu sein, einverstanden, da ist nichts zu machen. Aber schwarz sein wollen? Wer will denn schwarz sein? Man sollte ihm einen zeigen, der, wenn er könnte, nicht so weiß würde wie ein Reiher! Wie kommt ein Mensch dazu, die Chance zu haben, nicht mehr schwarz zu sein und sie freiwillig zu verpassen?
“Ach Großvater, ich werde nie etwas anderes sein, als schwarz.”
“Ja bist du denn schwarz? Du bist nicht schwarz, du bist Mulattin, Mulattin mit grünen Augen, und viele weniger hübsche Mädchen, unendlich viel weniger hübsch als du, sind heute sozusagen weiß, sind angesehen, haben ihre Stellung im Leben. Ich selbst weiß von vielen Leuten mit gemischtem, und zwar sehr gemischtem Blut, die heute weiß sind, die Stellung erworben, die Bedeutung erlangt haben im Leben. Und du, was beschäftigt dich? Dich beschäftigt womöglich, wer Dadinha war, ich weiß, wer Dadinha war!, dich beschäftigt …”
“Ihr wißt, wer Dadinha war, Großvater!”
“Und ob ich das weiß! Nichts war sie, überhaupt nichts, sie war eine dicke alte Vettel, ein Nichts war sie, eine Lügentante, ein durchtriebenes Aas …”

 

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João Ubaldo Ribeiro (Itaparica, 23 januari 1941)

 

 

De Oostenrijkse dichter, schrijver en musicus Gerald Jatzek werd geboren op 23 januari 1956 in Wenen. Behalve talrijke kinderboeken schreef hij ook gedichten, hoorspelen voor zenders in Oostenrijk, Duitsland en Zwitserland en toneelstukken voor kinderen. Sinds 2004 is hij lid van de cabaretgroep „Echo der Heimat“.

 

Au Ja

 

Wir werden wie die Kinder sein
auf silbernen Mandolinen durch die große Syrte reiten
Micky Maus die Ohren langziehen
in Farbenmeeren pritscheln
Prinzessinnen in die Gebärmutter blicken

 

In Latzhosen aus Jute werden wir
bleifrei lackierte Spielplätze bevölkern
lallend Lautgedichte grölen
als telegene Avantgartenzwerge
aus jeder Bildschirm-Beilage
zum Nationalfeiertag lächeln

 

Die Wicken werden blühen
der Bärlapp und der Aberglaube
werden wuchern wie der Glaube
an die heilige Dreifaltigkeit
die Schönheit die natürlichen Gefühle
und was sonst noch zwischen den Elektrozäunen
für uns bereitgehalten werden wird.

 

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Gerald Jatzek (Wenen, 23 januari 1956)

 

 

De Westindische dichter en schrijver Derek Walcott werd geboren op 23 januari 1930 op St. Lucia, een van de kleine Bovenwindse Eilanden. Zie ook mijn blog van 23 januari 2007 en ook mijn blog van 23 januari 2008 en ook mijn blog van 23 januari 2009.

 

A City’s Death By Fire 

 

After that hot gospeller has levelled all but the churched sky,

I wrote the tale by tallow of a city’s death by fire;

Under a candle’s eye, that smoked in tears, I

Wanted to tell, in more than wax, of faiths that were snapped like wire.

All day I walked abroad among the rubbled tales,

Shocked at each wall that stood on the street like a liar;

Loud was the bird-rocked sky, and all the clouds were bales

Torn open by looting, and white, in spite of the fire.

By the smoking sea, where Christ walked, I asked, why

Should a man wax tears, when his wooden world fails?

In town, leaves were paper, but the hills were a flock of faiths;

To a boy who walked all day, each leaf was a green breath

Rebuilding a love I thought was dead as nails,

Blessing the death and the baptism by fire.

 

 

After The Storm 

 

There are so many islands!

As many islands as the stars at night

on that branched tree from which meteors are shaken

like falling fruit around the schooner Flight.

But things must fall,and so it always was,

on one hand Venus,on the other Mars;

fall,and are one,just as this earth is one

island in archipelagoes of stars.

My first friend was the sea.Now,is my last.

I stop talking now.I work,then I read,

cotching under a lantern hooked to the mast.

I try to forget what happiness was,

and when that don’t work,I study the stars.

Sometimes is just me,and the soft-scissored foam

as the deck turn white and the moon open

a cloud like a door,and the light over me

is a road in white moonlight taking me home.

Shabine sang to you from the depths of the sea.

 

Walcott

Derek Walcott (St. Lucia, 23 januari 1930)

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 23e januari ook mijn vorige blog van vandaag.