E. L. Doctorow, Anja Meulenbelt, Joachim Specht, Astrid Gehlhoff-Claes, Günter Görlich, Ivan Olbracht

De Amerikaanse schrijver Edgar Laurence Doctorow werd geboren op 6 januari 1931 in New York. Zie ook alle tags voor E. L. Doctorow op dit blog.

 

Uit: City Of God

“She wears no makeup, goes unjeweled, and arrives habitually underdressed in the simplest of outfits for an evening, her hair almost too casually pinned or arranged, as if hastily done up at the last minute for whatever black-tie dinner she has been dragged to by her husband.
Her quiet mien is what I noticed the first time I met her-as if she were thinking of something else, as if she is somewhere else in all our distinguished surroundings. Because she did not demand attention and was apparently without a profession of her own, she could seem entirely ordinary among the knockout women around her. Yet she was always the object of their not quite disguisable admiration.
A slender, long-waisted figure. Fine cheekbones and dark brown eyes. The mouth is generous, the complexion an even ecru paleness that, unblemished by any variation, seems dispensed over her face as if by lighting. This Slavic evenness, particularly at her forehead under the pinned slant of hair, may account at least in part for the reigning calmness I have always felt from her.
She nodded, smiled, with a clear direct look into my eyes, and took her place at the table with that quietness of being, the settledness of her that I find so alluring.
Things went well. Let me entertain you…. I spoke my lines trippingly on the tongue. She was responsive, appreciative in her quiet way. On my third glass of Bordeaux, I thought, under cover of the surrounding conversations, I should take my chances. My confession drew from her an appreciative and noncommittal merriment. But then color rose to her cheeks and she stopped laughing and glanced for a moment at her husband, who sat at the next table. She picked up her fork and with lowered eyes attended to her dinner. Characteristically, her blouse had fallen open at the unsecured top button. It was apparent she wore nothing underneath. Yet I found it impossible to imagine her having an affair, and grew gloomy and even a bit ashamed of myself. I wondered bitterly if she elevated the moral nature of every man around her.”

 

E. L. Doctorow (New York, 6 januari 1931)

 

De Nederlandse schrijfster, publiciste, feministe en politica Anja Meulenbelt werd geboren in Utrecht op 6 januari 1945. Zie ook alle tags voor Anja Meulenbelt op dit blog.

 

Uit: De schaamte voorbij

“Ik heb haast. Nu voor mezelf duidelijk is dat ik besloten heb een boek te schrijven (wanneer was dat, in mijn slaap, zoals veel beslissingen ’s morgens genomen blijken te zijn) dringen de flarden zich aan me op en houden me wakker.

Ik wil ze pakken voordat ze vervliegen of zich vastzetten als anekdotes, staties als vakantiedia’s die na drie keer kijken geen emoties meer wekken.

Taal, mijn probleem is taal, het is niet mijn taal. Ik zou in kleuren moeten kunnen schrijven of in woordloze geluiden. De flarden die ik vind tussen boodschappenlijstjes en aantekeningen staan ver van me af, of zijn zo dichtbij dat ik me geneer. Emoties die te sentimenteel lijken of te dramaties als ze in letters op papier staan. Liefde. Pijn. Woorden die vlak worden, of zakelijk, of hard. Kut. Vagina. Orgasme. Niet mijn taal, maar ik heb nog geen andere.

Mijn ervaringen wil ik vangen. Die van vroeger, die van nu. Naarmate de ervaringen dichterbij komen in de tijd zijn ze moeilijker te beschrijven. Betekenissen zijn veranderd. Relaties zijn niet meer de relaties van vroeger. Ik weet niet meer wat seksualiteit is. Ik heb geen termen meer voor de mensen om me heen. Zinloos geworden benamingen: mijn man, mijn vriendin. Onderscheidingen die niet meer kloppen. Werk. Ik werk altijd. Ik werk nooit niet. Een ander woord voor leven.”

 

Anja Meulenbelt (Utrecht, 6 januari 1945)

 

De Duitse schrijver Joachim Specht werd geboren op 6 januari 1931 in Weinböhla/Kreis Meißen. Zie ook alle tags voor Joachim Specht op dit blog.

 

Uit: Das Engelchen über mir

“Ich kletterte zwischen den Trümmern umher, landete auf dem Altmarkt, hielt mir die Nase zu, mir war elend vom Gestank, da erkannte ich an den verkohlten Baumstümpfen den Hinterhof meiner Schule. Die Notausstiege gähnten schwarz, aus den Sandsteinhalden ragten Schornsteine dünn empor. Ich fand den Mut, in den Schulkeller zu steigen. Im Licht der Streichhölzer entdeckte ich außer Gepäckstücken nichts. Offenbar hatte man die Kameraden durch den freigeschaufelten Einstieg herausgeholt.Vielleicht lebten sie noch? Herr Löbner führte vor einer Woche die Schlafsaalaufsicht, ihm traute ich das zu.
Draußen bekam ich Ärger. „Was tust du da? Du plünderst wohl? Im Schweizerviertel sitzt schon einer mit einem Schild vor dem Bauch!“ Ich wies mich aus, und der Pionierfeldwebel gab mir das Papier zurück. „Hier lebt keiner mehr, aber nun verschwinde, dalli, wir sprengen gleich Blindgänger.“ Ich verließ das Kommando in Eile und fühlte mich irgendwie befreit. Rohrstock und WHW-Büchse waren verbrannt, mein Obst durfte ich allein essen, alles erledigt, Beten, Schulfraß, Kleingeld, Schulgeld, keine Angst mehr vor der Schlafsaalaufsicht, die heimlich heranschlich und die Bettdecken wegzog, um uns beim nächtlichen Obolus zu überraschen. Vorbei mit der Kopfleere, nichts würde meinen Sinn trüben, alle Ängste waren verbrannt – hier lebte ja keiner mehr, der Feldwebel musste es wissen.
Als ich zum Platz hinabkletterte, hielt mir einer seine Hand hin, er wollte hinauf auf die Trümmer. Ich muss ihn entsetzt angestarrt haben, jedenfalls fing sich Herr Löbner zuerst und schlug mir wie seinesgleichen auf die Schulter. „Menschenskinder, Kränkel, du lebst ja noch, ist ja großartig, wie bist du denn herausgekommen, du warst doch Melder …“ Er merkte, dass meine Stimme so heiser war, dass ich kaum antworten konnte, und befahl mir zu warten. Er wollte im Schulkeller etwas suchen. „Wir machen in Radebeul weiter“, hörte ich noch von oben, „die meisten sind wohlauf …“

 

Joachim Specht (Weinböhla, 6 januari 1931)

Weinböhla

 

De Duitse schrijfster Astrid Gehlhoff-Claes werd geboren op 6 januari 1928 in Leverkusen. Zie ook alle tags voorAstrid Gehlhoff-Claes op dit blog.

 

Uit: Inseln der Erinnerung

“Über den Steg am Heiligenhäuschen blicken wir zum Deich. Wir sehen die Schiffe. Sechs nacheinander, lange Laster, tief ins Wasser gedrückt von der Schwere der Fracht. Manchmal ein Fährschiff, leicht, selten ein Segelboot. Selten ein Mensch an Deck, manchmal ein Hund im Käfig. Und schnell vorbei.

Ich lasse Noah frei, wenn er an der Hecke die Obdachlosen begrüßt. Er leckt ihre Stirnen, die Augen, was aus den Vermummungen lugt. Sie öffnen sie nicht, sie lächeln, sie heben eine Hand. Ich setze Tee hin mit Rum, eine Kanne. Ich lasse Noah frei, er schießt zum Deich. Schafe, der Schäfer winkt. Neue Bilder, friedlich, die Herde vor dem Fluß. Noah, wedelnd, vom Schäferhund geduldet, ein paar Schafe zurücktreibend vom Deich. Stare auffliegend, sie picken von den Rücken der Schafe die Zecken weg. Der Schäfer winkt, er weiß: Ich schütte den Schafen, die erst hier im April gebären, einen Sherry ins Wasser, damit sie sie nicht so spüren, die Wehen. Die Schmerzen der Schafschur, der Schlachtung nahm ich ihnen nicht; ich sah sie, auf Wagen getrieben, sehe es immer, auch wenn ich wie jetzt mich freue, die frühe Sonne fühle, den Wind.

Sie kommt schon ein wenig später, wir sind seit ein paar Tagen vor ihr auf. Wir und die Menschen meiner Straße, die joggen, turnen, mit dem Hund laufen vor Arbeitsbeginn. Ich kenne sie vom Sehen, vom sparsamen Sprechen: über die Hunde, übers Wetter, über die Jahreszeit. Die Namen der Hunde sind klar. Da ist Othello, ein Dalmatiner, vor dem Noah sich nicht fürchtet, weil er ihn kennt. »Er tut nichts«, hat sein Herr bei der ersten Begegnung zu mir gesagt, als Noah zuckte, sich duckte und den Schwanz einzog. Jetzt läuft er auf ihn zu, der kleine Kavalier King Charles, beige-weiß, mit dem langen weißen Schwanz wedelnd vor dem großen Dalmatiner, der freundlich niederblickt.”

 

Astrid Gehlhoff-Claes (6 januari 1928 – 1 december 2011)

 

De Duitse schrijver Günter Görlich werd geboren op 6 januari 1928 in Breslau. Zie ook alle tags voor Günter Görlich op dit blog.

 

Uit: Keine Ferien für Jonas

“Jonas hockt im Schneidersitz auf dem Fußboden und betrachtet durch eine Lupe die Briefmarken, die er heute in der Schule getauscht hat.

Den Radiorecorder hat er nicht eingeschaltet. So hört er das Telefon. Mama ermahnte ihn stets: “Sei nicht so faul. Geh’ ran, wenn´s läutet.”

Das grüne Telefon steht im Flur, und Jonas nimmt den Hörer ab.

“Ist dort Lorenz?” fragt eine Frauenstimme.

“Hier ist Jonas Lorenz”, sagt der Junge.

“Hier ist das Städtische Krankenhaus. Ich möchte Frau Lorenz sprechen”, sagt die Frau.

“Mama ist nicht zu Hause”, antwortet Jonas, “sie ist in ihrer Apotheke.”

“Also hör zu, Jonas”, die Frau spricht ganz ruhig, “deine Mama soll sofort hier anrufen. Städtisches Krankenhaus.”

“Warum denn?”

“Dein Vater ist hier. Du mußt ihr sofort Bescheid sagen. Hörst du? Schreib dir unsere Nummer auf: 73982.” Jonas sucht Stift und Block und murmelt: “73982. Mama soll gleich anrufen.”

“So ist es richtig”, sagt die Frau.

Der Junge hört im Telefon das Heulen der Sirene eines Rettungsautos. Er läßt den Hörer auf die Gabel fallen. Papa im Krankenhaus? Was ist passiert? Jonas springt die Treppen hinab, rennt über den Hof. Hier hat er Papa noch vor kurzem gesehen. Er war früher von der Arbeit gekommen, wie immer am Freitag. Jonas bewunderte gerade Mikes neues Fahrrad…. .”

 

Günter Görlich (6 januari 1928 – 14 juli 2010)

Cover

 

De Tsjechische schrijver, journalist en vertaler Ivan Olbracht (eig. Kamil Zeman) werd geboren op 6 januari 1882 in Semily. Zie ook alle tags voor Ivan Olbracht op dit blog.

 

Uit: Anna (Vertaald door Otto Katz)

“Fräulein Dadla lachte auf. Lustig und nett. Fast so nett, wie Anna mit ihren Mitschülerinnen in der Schule gelacht hatte.
„Willst du?” sagte sie und wieder klang es, als ob das eine Kameradin aus der Dorfschule sagte. Sie öffnete die Schublade des Nachttisches und zog eine Tafel Schokolade hervor. Sie brach ein Stück ab und gab es Anna: „Da hast du, lass es dir königlich schmecken!”
„Vergelt’s Gott! Küss die Hand!” stotterte die überraschte Anna dankbar hervor.
„Na, Sie können gehen, Anna!” Aber das war nicht mehr die Kameradin aus der anderen Klasse, sondern das gnädige Fräulein, das gewohnt ist, zu befehlen.
Anna wusch in der Küche das Geschirr, stellte es auf den Bord, — und Frau Baumeistersgattin Rubesch kam noch dreimal, um sich sie anzusehen. Dann ging Anna schlafen. In die Kammer neben dem Badezimmer, deren langes, schmales Fenster mit dem Gitterwerk auf den Gang hinausging. Die Kammer war klein, viereinhalb Schritt im Geviert, aber sie war frisch geweißt und hatte oben an der Decke eine elektrische Lampe. Wenn Anna nicht durch die Eindrücke des Tages so erschöpft gewesen wäre, hätte es ihr sicherlich hier gefallen. Aber ihre Leiden waren noch nicht zu Ende.
Sie setzte sich auf den Bettrand und begann gehorsam die Zeitungsausschnitte zu lesen, die ihr Frau Rubesch gebracht hatte. Diese Zeitungsausschnitte waren voller Schrecken, Gespenster und Blut. Und in allen wurden Dienstmädchen betrogen, beraubt, ermordet, — Graus über Graus!
In Paris lebte Landru, oh, ein leibhaftiger Teufel mit dem Gesicht eines hübschen Mannes. Der lockte Mädchen in seine Villa, um sie dort zu ermorden und ihre zerschnittenen Leichen im Ofen zu verbrennen.”

 


Ivan Olbracht (6 januari 1882 – 20 december 1952)

In 1929