Egyd Gstättner, Theodore Roethke

De Oostenrijkse schrijver en essayist Egyd Gstättner werd geboren op 25 mei 1962 in Klagenfurt. Zie ook alle tags voor Egyd Gstättner op dit blog.

Uit: Wiener Fenstersturz

„In einer Sekunde werde ich tot sein. Die Hölle, aus der ich flüchte, ist gestern endgültig und unwiderruflich losgebrochen. Aber dass diese Hölle auch Wien zerfressen würde, das war seit Tagen, seit Wochen, seit Langem schreckliche Gewissheit und seit Jahren absehbar. Ausweg gab es jetzt keinen mehr. Gestern ist das Land untergegangen. Gestern ist sein Kanzler der Gewalt gewichen und hat sich im Radio von seinem Volk verabschiedet. Aber eigentlich ist gestern mit dem Land auch die Welt untergegangen. Mein ganzes erwachsenes Leben, vorn allerersten Jahr des Jahrhunderts weg, lebte ich fast vierzig Jahre lang in dieser Wohnung und war hier so zu Hause, wie man nur zu Hause sein kann: meine Höhle im dritten Stock. Diese Wohnung war die Kommentierzentrale der Welt, der Anfang und das Ende jeden Tages. Die Möbel hatte ich von meinen Eltern übernommen; das heißt: von meinem Vater. Das war mein Reich, und in diesem kleinen Reich war Platz. für alle Reiche aller Zeiten dieser Welt gewesen. Ich hatte es in diesen vierzig Jahren vielleicht manchmal dumpf gefühlt, aber doch nie wirklich daran gedacht, dass eine Wohnung im dritten Stock zu einer Falle werden kann, einer tödlichen Falle, aus der es im Fall des Falles kein Entkommen gehen würde. Jetzt war die Falle ganz plötzlich zugeschnappt. Jetzt war mir der Fluchtweg abgeschnitten. Wohin hätte ich auch flüchten sollen? Flüchten wollen? Zürich, Paris, London, New York? Die Exzesse der amerikanischen Bürokratie, mit denen die Amerikaner die unglücklichen Opfer in ihrem Nett. unerfüllbarer Bedingungen zu Tode zappeln lassen? Oder gar Richtung Osten?  Schwermütig herumsitzen und auf den Tod warten wie Ovid am Schwarzen Meer? Hör mir auf! Alles nichts. Kufstein eine Zeit lang vielleicht. Aber Dauerlösung wäre Kufstein auch keine gewesen. Alles außerhalb dieser Wohnung war Blödsinn. Ich hörte Hermines Schrei. Ich schaute nach. Ich sah die beiden feisten Burschen in ihren so-Uniformen nur einen Augenblick. Ich schloss ganz ruhig die Bibliothekstür hinter mir und verschwand ins angrenzende Schlafzimmer. Eine Frage von Sekunden jetzt. Seneca! Wenn ich wenigstens im Arbeitszimmer gewesen wäre, wo ich die Phiole liegen gelassen hatte. Als ich die vul-gären Stimmen draußen im Stiegenhaus hörte, war mir schlagartig klar gewesen, was zu tun war. Mein Todesurteil! Sechzig Jahre, zwei Monate, fünfundzwanzig Tage, plötzliches Todesurteil, Voll-streckung: Sofort. Rettungsversuch, Unsinn. Ein letztes Mal würde ich meine Wohnung verlassen! Mein Reich! Meine Welt. Alles ging jetzt ganz schnell. Alles spielte sich in wenigen Augenblicken ab. Die Straßenschuhe hatte ich noch an. Ich band den Haus-mantel zu, kippte den Slibowitz, den ich mir eben eingeschenkt hatte, in einem Zug hinunter, schritt zum Fenster, öffnete es, kletterte aufs Fensterbrett, stützte mich mit beiden Armen ab und schaute auf die nächtliche Semperstraße hinunter. Ich wollte nicht sterben. Ich war feig.“

 

Egyd Gstättner (Klagenfurt, 25 mei 1962)

 

De Amerikaanse dichter Theodore Huebner Roethke werd geboren in Saginaw, Michigan op 25 mei 1908. Zie ook alle tags voor Theodore Roethke op dit blog.

 

Onkruidwieder

Onder de betonnen bakken,
Hakkend in zwarte harige wortels, –
Die wulpse apenstaarten hangend uit afvoergaten, –
Spittend in het zachte puin eronder,
Webben en wildgroei,
Larven en slakken en scherpe staken,
Of trekkend aan varenkrullen,
Groene dikke spiralen, als druipende winde,
De hele dag rukkend aan averechts leven:
Wat een vernedering! –
Terwijl alles boven mijn hoofd bloeit,
Lelies, zachtroze cyclamen, rozen,
Hele zeeën schitterend en ongeschonden, –
En ik in die stinkboel van onkruid,
Kruipend op handen en voeten,
Springlevend in een glibberig graf.

 

Vertaald door Ria Loohuizen

 

Theodore Roethke (25 mei 1908 – 1 augustus 1963)
Portret van Theodore Roethke door Mike Nease in de Blue Moon Tavern in Seattle, waar de schrijver in de jaren 50 en 60 vaak kwam.

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 25e mei ook mijn blog van 25 mei 2020 en eveneens mijn blog van 25 mei 2019 en ook mijn blog van 25 mei 2017 en ook mijn blog van 25 mei 2015 deel 2.

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