Egyd Gstättner, Theodore Roethke

De Oostenrijkse schrijver en essayist Egyd Gstättner werd geboren op 25 mei 1962 in Klagenfurt. Zie ook alle tags voor Egyd Gstättner op dit blog.

Uit: Die Familie des Teufels: Allein gegen die Literaturgeschichte

„Darf ich vorstellen, meine Lieben? Das ist die Familie Satan: Mama, Papa, zwei Kinder und ein Hund. Und Onkel Stanislaus. Eine amazing family! Aber wir wüssten nichts von ihr und ihren Mitgliedern ohne ihn, den Herrn Satan, Pappie, Onkel Jim. Alle lebten nur dank ihm und von ihm, bis heute, wo sie längst gestorben sind. Dabei hat Onkel Jim sein Leben lang völlig unverständliches Zeug geschrieben. Er purzelte ständig irgendwo herum und war ein komischer Kauz. Aber sein Leben war ein Werk, und das Werk war ein Abenteuer. Wie die meisten lässigen Onkel war der Satan bettelarm und starb früh und qualvoll. Nach dem Tod des Teufels kamen wie bei vielen eindrucksvollen Persönlichkeiten des Menschengeschlechts Wissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen an den trauernden Hinterbliebenen vorbei in die Pathologie und wollten seinen Schädelinhalt untersuchen. Aber fangen wir am Anfang an: James Augusta Joyce – so hieß Onkel Jim in Wirklichkeit – kam am 2. Februar 1882 zur Welt. Er dachte gerne über seinen Geburtstag nach, über Mariä Lichtmess, Tag der heiligen Brigitta, Tag der Murmeltiere; er wollte der Welt das Licht bringen, außerdem Freude, und er freute sich, dass sein Name im Grund die reine Freude war, so wie der des fantastischen Wiener Psychoanalytikers, Song of Joy, Book of Joyce, schöner Götterfunke! Onkel Joyce fügte es so, dass er die ersten Exemplare von Ulysses und Finnegans Wake jeweils am 2. Februar in die Hände bekam. Das waren seine beiden Romane, und kein Mensch der Welt hat sie jemals gelesen. Die Joyces wohnten in Rathmines, einer Vorstadt im Süden Dublins. James entwickelte ein enormes Interesse an den geringfügigsten Einzelheiten. Er las Ibsens Werke und saugte sie in sich auf. Als Schüler der obersten Klasse erschien James Joyce nie pünktlich zum Unterricht. Er erklärte seinen Lehrern: »Pünktlichkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne sie. Darüber hinaus ist Pünktlichkeit ein Mythos, eine Mystifikation – und ein Herrschaftsinstrument. Die Beherrschten müssen pünktlich sein. Die Herrschaft ist nie pünktlich. Oder sie ist immer pünktlich, weil alles erst beginnt, wenn sie da ist.« Seine Lehrer hatten darauf keine Antwort. James’ Kleider waren, als er Student war, gewöhnlich ungebügelt, und er wusch sich von Kindesbeinen an selten. Jim war der Überzeugung, es bringe keinerlei Vorteil, sauber zu sein. Nach seiner stärksten Abneigung befragt, antwortete James Joyce: »Seife und Wasser.« Übermäßiges waschen führt bekanntlich zu trockener Haut und Geruchsverlust. Joyce war seiner Zeit voraus, auch in Hygienefragen. Merke: Ein richtiger Dichter wäscht sich nicht. Ein richtiger Dichter »setzt sich mit Wasser auseinander«. Ibsen schrieb dem Studenten Joyce, der eine Rezension (und in einem Brief von der »Gnade der Grünschnäbel«) geschrieben hatte, einen lobenden Antwortbrief. Dieser Brief beflügelte James und ließ sein Selbstbewusstsein exponenziell anwachsen.“

 

Egyd Gstättner (Klagenfurt, 25 mei 1962)

 

De Amerikaanse dichter Theodore Huebner Roethke werd geboren in Saginaw, Michigan op 25 mei 1908. Zie ook alle tags voor Theodore Roethke op dit blog.

 

Dolor

Ik heb de onverbiddelijke treurnis van potloden gekend,
Keurig in hun dozen, droefs van kladblok en presse-papier,
Alle ellende van stofmappen en vloeibare gom,
Troosteloosheid in smetteloze openbare gebouwen,
Verlaten wachtkamer, toiletten, schakelbord,
Het onveranderlijk pathos van waskom en lampetkan,
De rituelen van carbon, paperclip en komma,
Eindeloze afschriften van levens en voorwerpen.
En ik heb gezien hoe stof, van muren van instanties,
Fijner dan meel, levend, gevaarlijker dan stuifzand,
Bijna onzichtbaar werd gezeefd door lange saaie middagen
En op fraaie wenkbrauwen daalde en nagels, vaal haar
glazuurde en kopieën van grauwe standaardgezichten.

 

Vertaald door Ria Loohuizen

 

Theodore Roethke (25 mei 1908 – 1 augustus 1963)

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 25e mei ook mijn blog van 25 mei 2020 en eveneens mijn blog van 25 mei 2019 en ook mijn blog van 25 mei 2017 en ook mijn blog van 25 mei 2015 deel 2.

Egyd Gstättner, Theodore Roethke

De Oostenrijkse schrijver en essayist Egyd Gstättner werd geboren op 25 mei 1962 in Klagenfurt. Zie ook alle tags voor Egyd Gstättner op dit blog.

Uit: Wiener Fenstersturz

„In einer Sekunde werde ich tot sein. Die Hölle, aus der ich flüchte, ist gestern endgültig und unwiderruflich losgebrochen. Aber dass diese Hölle auch Wien zerfressen würde, das war seit Tagen, seit Wochen, seit Langem schreckliche Gewissheit und seit Jahren absehbar. Ausweg gab es jetzt keinen mehr. Gestern ist das Land untergegangen. Gestern ist sein Kanzler der Gewalt gewichen und hat sich im Radio von seinem Volk verabschiedet. Aber eigentlich ist gestern mit dem Land auch die Welt untergegangen. Mein ganzes erwachsenes Leben, vorn allerersten Jahr des Jahrhunderts weg, lebte ich fast vierzig Jahre lang in dieser Wohnung und war hier so zu Hause, wie man nur zu Hause sein kann: meine Höhle im dritten Stock. Diese Wohnung war die Kommentierzentrale der Welt, der Anfang und das Ende jeden Tages. Die Möbel hatte ich von meinen Eltern übernommen; das heißt: von meinem Vater. Das war mein Reich, und in diesem kleinen Reich war Platz. für alle Reiche aller Zeiten dieser Welt gewesen. Ich hatte es in diesen vierzig Jahren vielleicht manchmal dumpf gefühlt, aber doch nie wirklich daran gedacht, dass eine Wohnung im dritten Stock zu einer Falle werden kann, einer tödlichen Falle, aus der es im Fall des Falles kein Entkommen gehen würde. Jetzt war die Falle ganz plötzlich zugeschnappt. Jetzt war mir der Fluchtweg abgeschnitten. Wohin hätte ich auch flüchten sollen? Flüchten wollen? Zürich, Paris, London, New York? Die Exzesse der amerikanischen Bürokratie, mit denen die Amerikaner die unglücklichen Opfer in ihrem Nett. unerfüllbarer Bedingungen zu Tode zappeln lassen? Oder gar Richtung Osten?  Schwermütig herumsitzen und auf den Tod warten wie Ovid am Schwarzen Meer? Hör mir auf! Alles nichts. Kufstein eine Zeit lang vielleicht. Aber Dauerlösung wäre Kufstein auch keine gewesen. Alles außerhalb dieser Wohnung war Blödsinn. Ich hörte Hermines Schrei. Ich schaute nach. Ich sah die beiden feisten Burschen in ihren so-Uniformen nur einen Augenblick. Ich schloss ganz ruhig die Bibliothekstür hinter mir und verschwand ins angrenzende Schlafzimmer. Eine Frage von Sekunden jetzt. Seneca! Wenn ich wenigstens im Arbeitszimmer gewesen wäre, wo ich die Phiole liegen gelassen hatte. Als ich die vul-gären Stimmen draußen im Stiegenhaus hörte, war mir schlagartig klar gewesen, was zu tun war. Mein Todesurteil! Sechzig Jahre, zwei Monate, fünfundzwanzig Tage, plötzliches Todesurteil, Voll-streckung: Sofort. Rettungsversuch, Unsinn. Ein letztes Mal würde ich meine Wohnung verlassen! Mein Reich! Meine Welt. Alles ging jetzt ganz schnell. Alles spielte sich in wenigen Augenblicken ab. Die Straßenschuhe hatte ich noch an. Ich band den Haus-mantel zu, kippte den Slibowitz, den ich mir eben eingeschenkt hatte, in einem Zug hinunter, schritt zum Fenster, öffnete es, kletterte aufs Fensterbrett, stützte mich mit beiden Armen ab und schaute auf die nächtliche Semperstraße hinunter. Ich wollte nicht sterben. Ich war feig.“

 

Egyd Gstättner (Klagenfurt, 25 mei 1962)

 

De Amerikaanse dichter Theodore Huebner Roethke werd geboren in Saginaw, Michigan op 25 mei 1908. Zie ook alle tags voor Theodore Roethke op dit blog.

 

Onkruidwieder

Onder de betonnen bakken,
Hakkend in zwarte harige wortels, –
Die wulpse apenstaarten hangend uit afvoergaten, –
Spittend in het zachte puin eronder,
Webben en wildgroei,
Larven en slakken en scherpe staken,
Of trekkend aan varenkrullen,
Groene dikke spiralen, als druipende winde,
De hele dag rukkend aan averechts leven:
Wat een vernedering! –
Terwijl alles boven mijn hoofd bloeit,
Lelies, zachtroze cyclamen, rozen,
Hele zeeën schitterend en ongeschonden, –
En ik in die stinkboel van onkruid,
Kruipend op handen en voeten,
Springlevend in een glibberig graf.

 

Vertaald door Ria Loohuizen

 

Theodore Roethke (25 mei 1908 – 1 augustus 1963)
Portret van Theodore Roethke door Mike Nease in de Blue Moon Tavern in Seattle, waar de schrijver in de jaren 50 en 60 vaak kwam.

 

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Egyd Gstättner, Theodore Roethke

De Oostenrijkse schrijver en essayist Egyd Gstättner werd geboren op 25 mei 1962 in Klagenfurt. Zie ook alle tags voor Egyd Gstättner op dit blog.

Uit: Mein Leben als Hofnarr

„Auf der Heimfahrt, den Kirchturm von St. Egyd im Blick, habe ich gedacht: Sollte ich entgegen meiner ursprünglichen Absicht, diese geheimen Aufzeichnungen mein Leben, mein Werk, mein Land, meine Stadt betreffend nur für mich zu machen, doch eines fernen Tages eine Veröffentlichung anstreben, dann müsste ich der Publikation folgendes Vorwort voranstellen: Dieser Roman ist ein Roman. Also genau genommen ein Tagebuchroman. Also genau genommen ein Tagebuch. Aber das darf man unter gar keinen Umständen sagen. Schriftwerke über zweihundert Seiten sind Romane, sonst verkaufen sie sich nicht, das ist ein unumstößliches Gesetz. Natürlich sind einige der besten Romane Briefromane oder Tagebuchromane, also Briefsammlungen oder Tagebücher, und ob sie erfunden oder gefunden, das heißt real und echt sind, wenn kümmert das? Wahr müssen sie sein. Ein Beispiel müssen sie geben. Und im Heterogenen spiegelt sich das Authentische. Man darf nicht gleich einen Bauplan erkennen können, wenn es keinen gibt. Jede Ähnlichkeit mit real existierenden Personen ist selbstverständlich! Das genaue Gegenteil von »rein zufällig und unbeabsichtigt«. Niemand schreibt ein Tagebuch, in dem die Ähnlichkeit mit den Menschen seiner Umgebung rein zufällig ist! Von Ähnlichkeit kann gar keine Rede sein: Ich bilde sie genauso ab, wie ich sie sehe, wahrnehme, empfinde! Von Identität kann man nur deswegen nicht sprechen, weil Literatur und Leben zwei verschiedene Medien sind. Natürlich könnte jede einzelne dieser Tagebuchromanfiguren, die ich bei ihrem richtigen Namen nenne, auf ihre Persönlichkeitsrechte pochen und Klage gegen mich einbringen. Sollen sie nur! Alle! Jeder Jurist und jeder Germanist weiß, dass das nur mir nützt! Klagen Sie ohne Weiteres, Betroffene! Die interessantesten Romane spielen im Gericht! Work in Prozess! Zwölf Geschworene? Zwölf Millionen hätte ich gern! Nein, nein, wenn diese Figuren, sofern noch am Leben, halbwegs bei Verstand und bei Trost sind, schweigen sie dieses Buch tot, so wie sie alle meine Bücher tot-geschwiegen haben – in der irrigen Meinung, bloß weil sie es totschweigen, würde es nicht gelesen; in der irrigen Meinung, bloß weil sie es nicht lesen, existiere es nicht. Jedenfalls ist dieser Roman ein Roman. Die Frage ist: Will ich mich auf das Politische konzentrieren oder lieber aufs Private? Als ich das abgelaufene Jahr nachgelesen habe, musste ich zu meiner Verwunderung feststellen, dass ich viel weniger politisch geschrieben habe als selbst vermutet: Die meisten Eckdaten des politischen Lebens habe ich nicht nur nicht kommentiert, sondern nicht einmal erwähnt. Ich kann mich nur an Ekel erinnern. Pornografische Stellen werde ich streichen, umbauen oder abmildern: Erstens sind die privat, zweitens hebe ich mir die für postum auf. Außerdem mache ich mich auf diese Weise gleich interessant. Man sollte schließlich auch noch einen Nachlass hinterlassen, der ein letztes Mal alle schockiert und »ein völlig neues Bild« zeichnet. Mal sehen. So werde ich also starten. So oder so ähnlich.“

 

Egyd Gstättner (Klagenfurt, 25 mei 1962)

 

De Amerikaanse dichter Theodore Huebner Roethke werd geboren in Saginaw, Michigan op 25 mei 1908. Zie ook alle tags voor Theodore Roethke op dit blog.

 

De bezwering

I
De grijze schapen kwamen. Ik vluchtte,
Mijn lichaam half in brand.
(Vader van bloemen, wie durft
Het ding te zien dat hij is?)

Of puur bestaan ontwaakte,
Stoof het stof op en sprak;
Een vorm riep uit een wolk,
Riep krachtig tot mijn bloed.

(En toch was ik niet daar,
Maar ging door lange gangen,
Mijn eigen, mijn geheime lippen
Wauwelend in urinoirs.)

II
In een donker woud zag ik –
Zag ik mijn menige zelven
Aanrennen uit de bladeren,
Platte, achteloze leventjes
Die onder stenen schoten,
Of braken, maar niet wilden gaan.
Ik draaide om mijn as,
En nog en nog een maal,
Een kille Godskwade man
Kronkelend tot de laatste
Vormen van zijn heimelijk leven
Lagen naast de zooi van de dood.

Ik werd mezelf, alleen.

Ik ontkwam die helse plek
Trager mijn adem halend,
Koud, in mijn eigen dode zout.

 

Vertaald door Ria Loohuizen

 

Theodore Roethke (25 mei 1908 – 1 augustus 1963)

 

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