F.T. Marinetti, Christoph Keller, Jean Racine, Lulu Wang

De Italiaanse dichter, schrijver en futuristisch kunstenaar Filippo Tomasso Marinetti werd geboren op 22 december 1876 in Alexandrië. Zie ook mijn blog van 22 december 2006.

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Zang Tumb Tumb

 

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“Une assemblée tumultueuse. Sensibilité numérique”    

 

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F.T. Marinetti (22 december 1876 – 2 december 1944)

  

De Zwitserse schrijver Christoph Keller werd geboren op 22 december 1963 in St. Gallen. Zie ook mijn blog van 22 december 2006.

Uit: Der beste Tänzer 

Mein Schritt war schwerer geworden, als ich 1979 von der katholischen in die kantonale Schule übertrat. Als habe jemand damit begonnen, meinen Körper mit Gewichten zu behängen, als vertreibe sich einer die Zeit damit, meine Zellen so lange mit einer Flüssigkeit anzufüllen, bis ich nicht mehr würde gehen können. Erst als meine Kraft zum Tennisspielen nicht mehr ausreichte, vermochte ich mir vorzustellen, einmal nicht mehr Tennis spielen zu können; doch nun vermochte ich mir nicht mehr in Erinnerung zu rufen, wie es einmal, vor nur wenigen Monaten, gewesen sein mochte, Tennis gespielt zu haben.
Wie hatte ich das nur gemacht, begann ich mich zu fragen, als zweifelte ich an mir selbst. Ich versetzte mich in Gedanken auf den Tennisplatz zurück, sah den rötlichen, körnigen Boden, sah meine Tennispartnerin auf der anderen Seite des Platzes, sah, wie sie den Ball aufschlug: Ich sah, wie der Ball in der Luft an Geschwindigkeit zunahm, wie er über das Netz auf mich zuflog, sah mich, dem Ball entgegenlaufen, den Schläger heben, doch als ich zum Schlag ausholte, setzte die Erinnerung aus. Denn obwohl ich diese Bewegungen in den vergangenen Jahren so oft gemacht hatte, dass sie mein Körper, mein Muskel- und Nervensystem, verinnerlicht haben musste, sah ich nicht, was danach kam. Weil ich mich nicht daran zu erinnern vermochte, dass ich diese Bewegung vor kurzem noch zu leisten im Stande gewesen war? Natürlich wusste ich, was danach kam. Ohne Zweifel hatte ich den Schläger dem Ball entgegengeworfen und den Schlag gekonnt gekontert – oder, was in letzter Zeit häufiger der Fall gewesen war, den Ball verschlagen. Doch das war nicht die Erinnerung daran, wie ich Tennis gespielt hatte, sondern mein Wissen, wie man Tennis spielte, das ich notfalls bei jedem beliebigen Tennisspiel am Fernsehen hätte auffrischen können.
Was hatte mein Gedächtnis mit meiner Muskelkraft zu tun? War es Vorstellungskraft, welche die Muskeln letztlich dazu brachte, sich zu bewegen; löschte also SMA diese Erinnerung aus? Musste ich mir nur intensiv genug vorstellen, mich an jede meiner Bewegungen möglichst genau erinnern, um wieder Tennis spielen zu können? Gab es Gedächtnisstränge, die Muskelsträngen entsprachen? Waren Muskeln erinnerte Bewegungen, der Ursprung von Muskeln Erinnerungen? Gab es so etwas wie ein Muskelgedächtnis?
Bevor ich den Schläger im Schrank unter der Tasche mit meinen Pfadfindersachen, meinen Primarschulheften und den Steinheften, in die ich meine ersten Geschichten ge-schrieben und gemalt hatte, vergrub, versuchte ich in meinem Zimmer die Bewegungen nachzuahmen, die ich vor kurzem noch so gut beherrscht hatte. Ich holte aus, um einen fiktiven Ball zu schlagen, doch etwas ließ mich kurz vor dem fiktiven Aufprall des Balles auf meinen allzu realen Schläger innehalten. Es war dasselbe Zögern – ein Mangel an Muskelmut? -, das ich auch in meiner Vorstellung gespürt hatte. Es gelang mir nicht, mit meinem Vorstellungsvermögen gegen meinen Verlust an Kraft anzukommen, und daraufhin – seither – setzte auch die Erinnerung an diese Bewegungen aus.
So wenig,
wie ich mir nicht mehr vorstellen konnte, was einmal gewesen war, konnte ich mir vorstellen, was einmal sein würde. Ich sah, dass Mix mittlerweile zehn Minuten für die zwanzig Stufen, die in den oberen Stock führten, benötigte und während der Pausen, die er auf den beiden Treppenabsätzen machen musste, in einem Buch las, das er deshalb bei sich trug. Mir war nicht entgangen, dass Puck, der um diese Zeit mit seiner Freundin zusammen wohnte – es war nicht leicht gewesen, ein Gebäude zu finden, dessen Fahrstuhl ebenerdig von der Tiefgarage zu erreichen war -, die Eingangsstufen nur noch mit Mühe schaffte und den oberen Stock vermied. Ich griff selbst immer häufiger nach dem Geländer, um mit noch unverminderter Geschwindigkeit die Treppe hochsteigen zu können. Auch über mich hatte Louis Feller unmissverständlich deutlich sein Urteil ausgesprochen.“

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Christoph Keller (St. Gallen,  22 december 1963) 

   

Voor onderstaande schrijvers zie ook mijn blog van 22 december 2006. 

De Franse schrijver Jean Racine werd geboren op 22 december 1639 in La Ferté-Milon. 

De Nederlandse schrijfster Lulu Wang werd geboren op 22 december 1960 in Beijing.