Frank Witzel

De Duitse schrijver, illustrator, radiopresentator en muzikant Frank Witzel werd geboren op 12 november 1955 in Wiesbaden. Witzel volgde na de middelbare school eerst een muzikale opleiding aan het conservatorium Wiesbaden. Al in zijn jeugd studeerde hij piano, cello en klassieke gitaar. Vanaf 1975 publiceerde Witzel gedichten in alternatieve literaire tijdschriften als Das Nachtcafé, TJA oder Machwerk. Zijn eerste gedichtenbundel “Stille Tage in Cliché” verscheen in 1978 In zijn roman “Blue Moon Baby” (2001) vertelt Witzel verhaal van de in Hessen wonende leraar Hugo Rhä, dat andere verhaallijnen – zoals dat van de bizarre spion Douglas Douglas Jr. in Wisconsin – overlapt. Hierin koppelt Witzel moderne samenzweringstheorieën met elementen van de spionageroman, doorspekt met verwijzingen naar popcultuur en literatuur. Ook in de volgende Roman “Revolution und Heimarbeit” (2003) combineert Witzel samenzweringstheorieën – zoals de zogenaamd alleen maar gesimuleerde maanlanding in 1969 – met groteske gebeurtenissen, kritiek op het kapitalisme en Freakshow elementen. In 2015 verscheen de dikke roman “Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch depressiven Teenager im Sommer 1969“.

Uit: Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch depressiven Teenager im Sommer 1969

„Das ist meine Wasserpistole. Sag mal, spinnst du? schreit Bernd. Wo ist denn die Erbsenpistole? Vergessen, aber die Wasserpistole ist echt gut, die hat vorne nen Ring, da kannst du um die Ecke schießen. Ihr seid Spinner, vollkommene Spinner, ich denk, ihr habt euch das Luftgewehr von Achim geliehen. Der war nicht da, nur seine Oma, und die wollte es nicht rausrücken. Pass auf! Ich schlingere nach links, und fast wären wir umgekippt, aber Claudia und Bernd werfen sich geistesgegenwärtig auf die andere Seite, und ich komme nur für einen Moment von der Fahrbahn ab. Der Schnee spritzt an den Scheiben hoch. Die Scheibenwischer arbeiten wie wild. Vielleicht sollten wir einfach drehen, ruft Claudia, damit rechnen die nie im Leben. Ja, schreit Bernd, da rasen wir an denen vorbei, und bevor die was merken, sind wir weg.
Nein, Unsinn, das ist Quatsch, wir müssen bis zum nächsten Ort, das ist nicht mehr weit, außerdem gehts da vorn schon bergab. Ja, stimmt, ich seh schon die ersten Häuser. Wir müssen sie abhängen. Ich rase ungebremst in den Ort, die Bleichwiesenstraße runter, dann links in die Weihergasse, am Bäcker Fuhr vorbei, wo es die Bananenschnitten mit Schokoguss gibt, vorbei an der Drogerie Spalding, am Lebensmittel Breidenbach, Zeitschrien und Tabakwaren Maurer, Lebensmittel Lehr, Sängerheim, dann kurz vorm Bäcker Daum halte ich an. Schnell, schreie ich, die Bullen sind noch nicht da. Wir steigen aus und rennen gegenüber in den Hofeingang und durch nach hinten. Wir müssen über die Mauer, da ist der Schulhof, von dort können wir weiter zur Kerbewiese.
Wir springen auf die Mülltonnen. Was macht ihr da? ruft eine Stimme aus einem Fenster im Hinterhaus. Bleibt sofort stehen! Ich kenn euch! Sofort stehenbleiben! Sonst gehe ich zu euren Eltern! Ich drehe mich kurz um. Eine Frau in Kittelschürze lehnt aus dem Flurfenster im zweiten Stock und droht mit einem Staubtuch. Gerade fahren die Bullen an der offenen Hoür vorbei. Die haben uns nicht gesehen, sage ich, die fahren bestimmt hoch zum Gräselberg. Dann hauen wir aber besser in die andere Richtung ab, sagt Bernd. Stimmt. Los. Wir springen wieder von den Mülltonnen und rennen durch den Hauseingang. Stehenbleiben!, brüllt die Frau wieder.“

 
Frank Witzel (Wiesbaden, 12 november 1955)