Gioconda Belli, Michael Krüger, Wolfgang Hildesheimer, Anna Gavalda

De Nicaraguaanse schrijfster, dichteres en ex-politica Gioconda Belli werd geboren op 9 december 1948 in Managua. Zie ook mijn blog van 9 december 2006 en ook mijn blog van 9 december 2007 en ook mijn blog van 9 december 2008 en ook mijn blog van 9 december 2009.

Tempi

I
Mein Stück Süße von der Mandarinenschnitte
mein Specht gefiederte Schlange
Kolibrie, der meine Blume schnäbelt meinen Honig trinkt
meinen Zucker schlürft mir die Erde berührt
Anturio die Höhle das Haus der Abenddämmerungen
der Donner der Meere Segelschiff
Legionen von Vögeln Möwe im Tiefflug süße Mispel
Palme die meinen Beinen Strände gebiert
hoher Kokosmast, bebender Obelisk meines Untergangs
Schaum meiner Haut Regen Quelle
Kaskade in meinen Bachbett Brunst meiner Umtriebe
Licht deiner Augen Briese auf meinen Brüsten
verspielter Hirsch in meinem Wald aus Geißblatt und Moos
Wächter meines Lachens Schutz des Pochens
Kastagnette Schelle Jubel meines Rosenhimmels
aus Frauenfleisch mein Mann du einziger Talisman
Zauber meiner wüstenhaften Blätter komm noch einmal
ruf mich drück mich an deinen Hafen der heiseren Wellen
Erfüll mich mit deiner weißen Zärtlichkeit ersticke meine Schreie

Laß mich aufgelöste Frau sein 

 

Tempi

II
Glockengeräusche Sirenengesang
los laß ich die Zügel galoppiere Gelächter
setze die Mauern aus dem Spiel
Staudämme fallen in Stücke ich springe grün
die Hoffnung blau der Himmel sonare Horizonte
die sich in Winden auftun mich hindurchzulassen:
“Gebt frei den Weg der Frau, die nicht die Strudel der
Liebe fürchtet, noch die Orkane der Verachtung”
Gesiegt hat der alte Jahrgangswein der rote der weiße
es kamen es keimten die Trauben mit ihrer weichen Haust
die Rundungen deiner Figur du regnest auf mich
wäscht ab die Trauer erbaust wieder Leuchttürme Bibliotheken
alter Bücher mit wunderschönen Bildern
gibst mir den Grinsekater zurück Alice den Hasen
den verrückten Hut Schnewittchens Zwerge
den Marsch zwischen den Fingern den Hauch der Kindheit
du bist in dem Blick am Fenster aus dem der Baum entsteht,
der Kreisel, die kleinen Tassen, ich liebe dich, berühre dich
entdecke in dir den Hengst Kater Glühwürmchen Libelle
nackter Mann durchscheinend Trommel Trompete ich mach Musik
tanze stampfe entkleide mich umhülle dich du umhüllst mich
Küsse Küsse Küsse Küsse Küsse Küsse Küsse Küsse
Schweigen Schlaf.
Vertaald door Anneliese Schwarzer de Ruize e.a.

 

 

Gioconda Belli (Managua, 9 december 1948)

 

De Duitse dichter, schrijver en vertaler Michael Krüger werd geboren op 9 december 1943 in Wittgendorf. Zie ook mijn blog van 9 december 2008 en ook mijn blog van 9 december 2009.

 

Flohkraut

 

Manchmal denke ich an Flohkraut,

das, wenn ich mich richtig erinnere,

in meiner Jugend an Grenzsteinen wuchs,

die zu eigenen Gunsten versetzt worden waren.

 

Darauf stand Todesstrafe in manchen Fällen.

 

Flohkraut, eine nicht besonders liebliche Pflanze,

die heute kaum mehr erkannt wird.

Aber sie existiert noch! Als ich kürzlich versuchte,

mein Leben etwas zu ändern, sah ich sie blühen.

 

 

Sommerwende

 

Der Sommer hält eine Vorlesung

über den Tod, und alles hört zu.

Am Brunnen steht ein alter Mann

und trinkt, von der Hand in den Mund,

mit sich im Reinen. Die unerträgliche Last,

eine Sprache zu finden, die entspricht.

Ein Kind läuft vorbei, die Knie aufgeschlagen.

Es schweigt. Es will die Stille nicht stören.

 

 

Michael Krüger (Wittgendorf, 9 december 1943)

 

 

 

De Duitse schrijver en schilder Wolfgang Hildesheimer werd geboren op 9 december 1916 in Hamburg. Zie ook mijn blog van 9 december 2008 en ook mijn blog van 9 december 2009.

 

Uit: Tynset

 

„Hier liege ich in meinen Sommernächten, in diesem Bett, das sieben Schläfern Platz bot –, in dem aber schon lange, lange keine sieben Schläfer mehr gelegen haben, nicht seit jener Nacht im späten Frühling oder sagen wir im frühen Sommer des Jahres 1522, da lagen vielleicht sieben Schläfer in diesem Bett, zum letzten Mal – da kam früh abends ein Mann, vielleicht ein Mönch, schmächtig und dünn bis auf seine großen, breitgetretenen, auf entsagungsvollen Wegen erhärteten Barfüße, vor die Herberge, in der dieses Bett stand, er kam müde, er war vielleicht schon wochenlang unterwegs, kam von St. Gallen, und sein Ziel war Irland – betrat das Gasthaus, erbettelte dort einen Eintopf aus Resten, den ihm die Wirtin gern gab, da sie mit der Speisung von dieserart Gästen ihren Platz im Jenseits zu halten hoffte, der ihr aus mancherlei Gründen nicht sicher zu sein schien –, er, der Mönch, isst, verrichtet schnell sein Gebet und seine anderen kärglichen Bedürfnisse, steigt hinauf zum Schlafraum, wo dieses Bett stand, entledigt sich seines Skapuliers, des Zingulum, während sich unten vielleicht schon ein weiterer, diesmal weiblicher Wanderer der Nacht der Haustür nähert –, die Kutte behält er an, dieser Mönch, den Rosenkranz wickelt er fester um das Handgelenk, damit die Devotionalie auch in seiner schlafenden Abwesenheit für ihn bete, er geht zum Bett, schlägt den Belag zurück, um sich an den äußersten Rand zu legen, denn er will der erste sein, der aufstehe, nicht um sich Peinlichkeit zu ersparen, Peinlichkeit gab es damals noch nicht, sondern weil er einen weiten Weg vor sich hat. An Versuchungen denkt er nicht. Schien der Mond? Ja – oder sagen wir, er schien noch nicht, aber er war im Aufgehen, ein Dreiviertelmond vielleicht, er hat das Fenster noch nicht erreicht, hinter dem der Mönch liegt, dafür legt er einen langen Schatten neben den zweiten Gast, die Gästin, die, während der Mönch sich auszieht, vor der Tür steht, während der Mönch sich hinlegt, das Haus betritt und damit den Mondschatten ablegt, eine Dame, die bessere Nächte gekannt hat und schlechtere kennen zu lernen fürchtet, aber nicht mehr kennen lernen wird, eine Courtisane, nenne ich sie Anne.“

 


Wolfgang Hildesheimer (9 december 1916 – 21 augustus 1991)

 

 

 

De Franse schrijfster Anna Gavalda werd geboren op 9 december 1970 in Boulogne-Billancourt. Zie ook mijn blog van 9 december 2008 en ook mijn blog van 9 december 2009.

 

Uit: Je l’aimais

 

Larguée … C’est merveilleux comme expression. Qui a trouvé ça ? Larguer les amarres. Détacher la bonne femme. Prendre le large, déployer ses ailes d’albatros et baiser sous d’autres latitudes.
Parce que le piège, justement, c’est de croire qu’on est amarré. On prend des décisions, des crédits, des engagements et puis quelques risques aussi. On achète des maisons, on met des bébés dans des chambres toutes roses et on dort toutes les nuits enlacés. On s’émerveille de cette … Comment disait-on déjà ? De cette
complicité. Oui, c’était ça qu’on disait, quand on était heureux… Le piège, c’est de penser qu’on a le droit d’être heureux. Nigauds que nous sommes. Assez naïfs pour croire une seconde que nous maîtrisons le cours de nos vies. Le cours de nos vies nous échappe, mais ce n’est pas grave. L’idéal, ce serait de le savoir plus tôt. Avant de repeindre des chambres en rose ….
Ma grand mère disait souvent que c’était avec de bons petits plats qu’on retenait les gentils maris à la maison.

(…)

 

Ceux qui restent, on les plaint, on les console, mais ceux qui partent ? Le courage de ceux qui se regardent dans la glace un matin et articulent distinctement ces quelques mots pour eux seuls : “ai-je le droit à l’erreur ?” Juste ces quelques mots … Le courage de regarder sa vie en face, de n’y voir rien d’ajusté, rien d’harmonieux. Le courage de tout casser, de tout saccager par … égoïsme ? … Le  courage de s’affronter. Au moins une fois dans sa vie. De s’affronter, soi-même. Soi seul. Enfin. “Le droit à l’erreur”, toute petite expression, tout petit bout de phrase, mais qui te le donnera ? Qui à part toi ?”. 

 

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Anna Gavalda (Boulogne-Billancourt, 9 december 1970)

 

Zie voor nog meer schrijvers van de 9e december ook mijn vorige blog van vandaag.