Hera Lind

De Duitse schrijfster Hera Lind werd geboren op 2 november 1957 in Bielefeld als Herlind Wartenberg. Na het behalen van haar gymnasiumdiploma aan de Hans-Ehrenberg-school in Bielefeld-Sennestadt, studeerde ze katholieke godsdienstleer en germanistiek aan de universiteit van Keulen met het doel om lerares te worden. In 1981 behaalde ze haar eerste staatsexamen. Vanwege haar vocale talent volgde zij ook vanaf 1979 aan de Hochschule für Musik in Keulen een opleiding tot concertzangeres, die ze in 1989 met succes voltooide. Ze was lid van het omroepkoor van de Westdeutsche Rundfunk en nam deel aan concertreizen als vocale soliste. In 1988, tijdens haar eerste zwangerschap, werd zij gedwongen te stoppen met zingen; ze gebruikte de tijd om haar eerste roman “Ein Mann für jede Tonart” te schrijven, die een groot succes werd. Er volgden in de jaren negentig andere romans die bestsellers werden; Veel van deze boeken zijn ook verfilmd. Haar latere publicaties waren minder succesvol. Tot op heden hebben haar boeken, die zijn vertaald in verschillende talen, echter een totale oplage bereikt van meer dan twaalf miljoen verkochte exemplaren. Vanaf 1995 presenteerde Hera Lind in het ZDF de talkshow Hera Lind & Leute, die hoge kijkcijfers behaalde. In 1997 verhuisde ze naar ARD, waar ze niet kon voortbouwen op het succes van ZDF met de show Herzblatt; zij presenteerde de show tot 1998.

Uit:Ein Mann für jede Tonart

“Ein Brummen und Summen ging durch den Probensaal, man redete, lachte, begrüßte sich, scherzte, manch einer stimmte auch angelegentlich sein Instrument oder gab eine Passage aus dem Notenblatt zum besten. Jürgen saß versunken auf seinem Stuhl und liebkoste sein Oboenmundstück. Emsig, mit feuchten Lippen und Preßgrübchen im Gesicht. Das Mundstück gab gequälte Laute von sich, die Oboe selbst lag teilnahmslos herum. Ich könnte mal hingehen und sagen, ich höre dir so gern beim Mundstückeinweichen zu, dachte ich erbost. Ich mag deine Oboe auch ohne Mundstück. Oder so was. Vielleicht würde er merken, wie blöd er vorhin war. Aber der gekränkte Ritter würdigte mich keines Blickes.
Warum auch. Wer sich zum Chor umdreht oder lacht, kriegt den Buckel vollgemacht.
Als der Maestro kam, klopfte man gönnerhaft Beifall aufs Pult. Ein angesehener Meister des Taktstocks. Man kennt ihn. Wenn auch nur vom Plattencover oder aus dem Radio.
Der Meister zupfte sich seine strähnigen, fettigen dünnen Haare in den Hinterkopf, wo er sie mit einer Spange befestigte. Dann schüttelte er dem ersten Geiger kräftig die Hand. Dienstfertiges Aufspringen. Heftiges Schütteln seinerseits. Was sie sich an Herzlichkeiten sagten, konnte ich nicht verstehen.
Mit überraschend dünnem Stimmchen verkündete der Maestro: »Takt zwanzig, Damänchärän, bittä Ruhä, wir sind doch nicht im Kindergartän.«
Da hatte er nicht unrecht. Wir rissen uns zusammen. Dienst ist Dienst.
Im Saal lungerten einige Leute herum. Irgendwelche Gönner und Kunstkenner und Insider und Besserwisser. Also vielleicht Inspizienten und Chordirektoren und Korrepetitoren und Notenkofferschlepper oder Stimmgabelträger, was weiß ich. Wichtige Persönlichkeiten jedenfalls. Ich versuchte, mich auf die Probe zu konzentrieren.
»Takt dreizehn auf der drei bitte sforzato, und ab Takt sechzehn beginnendes Diminuendo.«
Aha. Allgemeines Bleistiftzücken und Kopfnicken.
Ich überlegte, was ich nach dem Diminuendo, also heute abend, machen würde. Essen gehen? Mit Kollegen? Das hatten wir doch schon so oft.
Allein? Kino? Oder ins Hotelzimmer und bieder sein? Fernsehen? Heile Welt mit Thekla Carola Witta Meisel? Sicherlich das Beste und Gesündeste!
Jürgen stand nicht zur Debatte. Dann lieber Bobby Ewing.”

 
Hera Lind (Bielefeld, 2 november 1957)