De Duitse dichter, schrijver en vertaler Jan Wagner werd geboren op 18 oktober 1971 in Hamburg. Wagner studeerde Engels aan de Universiteit van Hamburg, aan het Trinity College (Dublin) en de Humboldt Universiteit van Berlijn, waar hij afstudeerde met een scriptie over de nieuwste generatie Anglo-Ierse dichters. In 1995 begon hij samen met Thomas Girst met de publicatie van de Internationale Poëzie box “Die Außenseite des Elementes”. Deze offset druk bestond uit een collectie inlegvellen gepresenteerd werden en waarbij de lezer verzocht werd om de documenten naar eigen goeddunken te archiveren. Deze offsetdruk bevatte hedendaagse Perzische en Nederlandse poëzie. Model voor dit project stond Marcel Duchamps losbladige collectie. Sinds de publicatie van de eerste dichtbundel in 2001 werkt Wagner als freelance schrijver, redacteur en vertaler van Engels en Amerikaans. Gedichten werden in tal van bloemlezingen (waaronder Der Große Conrady) en literaire tijdschriften (Akzente, BELLA triste, Sinn und Form, Zwischen den Zeilen) gepubliceerd. Als criticus werkte Wagner voor de Frankfurter Rundschau en andere kranten, alsook voor de omroep. Sinds 2009 is hij lid van de Beierse Academie voor Schone Kunsten, sinds 2010 de Academie van Wetenschappen en Letteren, Mainz, de Duitse Academie voor Taal en Literatuur in Darmstadt en het PEN Center Duitsland.
der veteranengarten
„Again he fighting with his foe, counts o’er his scars,
Tho’ Chelsea’s now the seat of all his wars,
And fondly hanging on the lengthening tale,
Reslays his thousands o’er a mug of ale.“
– Sir John Soane, Inschrift im Summerhouse
des Royal Hospital, London –
die veteranen wachsen aus dem gras
empor in ihren ehrenuniformen;
die schweren messingknöpfe blinzeln matt
ins späte licht des nachmittags zurück.
sie wachsen aus dem gras wie in den mythen
das heer der ausgesäten drachenzähne.
die veteranen zeigen ihre zähne
auf fotos, die so braun wie altes gras
geworden sind – vergilbter noch als mythen.
der kampf, sagt jener grieche, ist der formen
beginn, und alles führt zu ihm zurück.
die veteranen steigen auf das matt-
erhorn ihrer erinnerung, das matt
im gegenlicht erstrahlt. die falschen zähne,
die längst schon in der ebene zurück-
geblieben sind. fast unbemerkt im gras
die enkel, glücklich mit geringsten formen
des spiels – ein gegensatz zum kaum bemühten
versuch der veteranen, sich beim mythen-
umrankten spiel der könige ins matt
zu setzen. (die die weißen steine formen
benutzen elfenbein und walroßzähne.)
im veteranengarten wächst das gras.
die schnecke gleitet in ihr haus zurück.
die veteranen denken oft zurück
und kaum nach vorne. so entstehen mythen.
die enkelkinder spielen auf dem gras
in das die kameraden bissen, matt
vom kampf. zu leben heißt: man muß die zähne
zusammenbeißen. und das schicksal formen.
die schwestern tragen weiße uniformen
und sind doch warm. sie rollen sie zurück
ins haus wenn erste sterne ihre zähne
entblößen, und ein ganzes heer von mythen
folgt ihnen auf die zimmer. wo es matt
war vom gewicht erhebt sich nun das gras.
die dunklen formen wandern übers gras –
man mag an zähne denken. oder mythen.
der könig bleibt zurück in seinem matt.
Jan Wagner (Hamburg, 18 oktober 1971)